12:00 – 13:00 The Cleaners
Die zweite Veranstaltung, bei der ich heute auf der Netzwerk Recherche Journalistenkonferenz war, war ein Gespräch mit einem der beiden Macher des Films über die Facebook-Zensoren „The Cleaners – im Schatten der Netzwelt”.
Das war eines der beiden Highlights meines Tages.
Moritz Riesewieck war da, einer der beiden, die den Film über die philippinischen Facebook-Zensor gemacht haben. Leider hatte ich den Film noch nicht gesehen, kannte aber das Thema und einige Ausschnitte. Er kam zwar in Berlin im Kino, aber nur während meiner Arbeitszeit oder zu anderen ungünstigen Zeiten. Es hatte auch für Konferenzteilnehmer einen Möglichkeit gegeben, sich den Film vorher anzusehen, die hatte ich aber nicht mitbekommen. Ein kurzer Ausschnitt wurde gezeigt, und dann erzählte er über die Dreharbeiten, Sicherheitsmaßnahmen, erstaunliche Reaktionen etwa schockierter Angehöriger der im Film gezeigten Personen, die zur Filmvorführung eingeladen waren und dort zum ersten Mal erfuhren, was ihre Verwandten da so machen.
Auch wenn ich ihn bisher nur in kurzen Ausschnitten gesehen habe, kann ich den Film nur sehr empfehlen. Läuft derzeit wohl noch im Kino, kommt demnächst irgendwann im Fernsehen.
Kurios ist ja, dass man annimmt, dass die Philippinen (90% christlich) durch die Kolonialisierung so genau wüssten, „was wir wollen”.
Dabei erzählte er auch, dass sie irgendwo auf Heiko Maas getroffen seien und der sich versucht habe, Facebook wie eine Tageszeitung und Einträge wie Leserzuschriften anzusehen, eine Zeitung könne sich ja auch aussuchen, welche sie veröffentliche.
Es bestätigt voll und ganz meine Einschätzung, dass Maas ein inkompetenter Dummschwätzer ist, der nicht weiß, wovon er redet, aber nachplappert, was ihm Aktivisten unterjubeln. Ich hatte ja neulich schon über Gerichtsentscheidungen berichtet, die diese Teilhabe als grundrechtsgleich ansehen, aber auch der Filmemacher sagte, dass man in Myanmar Facebook für „das Internet” hält, weil man dort nichts anderes kennt. (Sowas habe ich 2000 in Australien beobachtet, die hielten damals Hotmail für das Internet.) Maas sei durch Lobbygruppen und „Vertreter der Zivilgesellschaft” beeinflusst.
Es wurden dann noch Probleme solcher Sperrungen diskutiert.
Als Zuschauerfrage äußerte ich, dass ich tiefen Groll und Ärger hege. Nicht wegen des Films, den fände ich sehr gut, sondern wegen der Veranstaltung. Der von vor einem Jahr, genauer gesagt. Damals nämlich hatten sie Gerd Billen da, Maas’ Schergen und Staatssekretär, und ich war damals der einzige, der den da gelöchtert hat, worauf er zugeben musste, das sie glauben, dass Facebook einfach per AGB löschen kann, was sie wollen. Damals hätten die Journalisten im Saal (und es war die große Jammerhalle K1) nichts gesagt, weil sie alle auf dem Trip waren, man müsse unbedingt Hate Speech mit allen Mitteln bekämpfen und das gut fanden.
Und jetzt plötzlich käme ein zwar guter Film, der aber auch nur enthalte, was bei Nachdenken zwingende Konsequenz und aus Billen schon rauszuquetschen war.
Ich hätte Widerspruch erwartet. Alles, was ich bekam, war ein sehr kleinlautes „Auch Journalisten lernen dazu…”.
Bei früheren Konferenzen hörte sich das noch ganz anders an. Da waren sie noch die Allergrößten und in ihren oberflächlichen Mainstreamemotionalitäten absolut unfehlbar, standen über dem Rest der Welt.
Auch das ein Zeichen dafür, wie bei denen die Luft raus ist, dass die jetzt alle viel kleinere Brötchen backen.
Beim Rausgehen sprach mich eine Frau an und erzählte mir, welche Reaktion mein Hinweis hinter mir erzeugt hätte, was mir völlig entgangen war. Jemand von der Organisation habe das als heftige Kritik und Vorwurf aufgefasst und mich als sehr aufgebracht eingestuft.
Ich sagte, dass das noch gar nicht meine Absicht gewesen sei, ich wirklich nur die Frage stellen wollte, und mir meinen Kritik eigentlich für mein Blog aufheben wolle. Wenn sie das jetzt schon als Kritik verstanden hätten, sei das zwar nicht meine Absicht gewesen, aber vorauseilend völlig in Ordnung.
Ich fand die Veranstaltung letztes Jahr wirklich eine Schmierenkomödie. Aber dass sie so schnell einknicken, hätte ich nicht erwartet.