14:00 – 15:00 Fernsehinterviews in Nachrichtenmagazinen
Naja.
Nach der Mittagspause der Netzwerk Recherche Konferenz 2018 war ich bei „Fernsehinterviews in Nachrichtenmagazinen – Blick hinter die Kulissen” mit Caren Miosga von den Tagesthemen und Armin Wolf vom ORF, moderiert von Juliane von Schwerin vom NDR/Anne Will.
Das erste, was mir auffiel, ist, dass Caren Miosga da im Auftreten sehr viel angenehmer, seriöser, erwachsener ist als Ingo Zamperoni, der mir letztes Jahr vor allem mit seinem Deniz-Yücel-Gehampel sehr negativ aufgefallen war. Hatte was von Kindergeburtstag, ich hatte da noch Topfschlagen oder Blinde-Kuh erwartet.
Viel gesagt hat sie aber auch nicht. Das lag vor allem daran, dass neben ihr so ein Alpha-Rüde, Armin Wolf vom ORF saß, der viel aus seinem Nähkästchen zu Plaudern hatte. Nicht nur, dass es in Österreich wohl insgesamt viel rustikaler als bei uns zugeht, das Hauptthema war sein Interview mit Putin, das statt der geplanten 30 52 Minuten gedauert hatte.
Er erzählt viel über den Ablauf und das Drumherum, die Wünsche von Putin und dass der wirklich jede Masche und jeden Schlich kenne, im Prinzip der perfekte Medienprofi wäre. Da würde jedes Wort sitzen, man könnte Putin niemals ein Wort entlocken, dass er nicht sagen will. Zumal sich Putin durch einen Trick Nachdenkzeit verschafft habe, denn er habe immer auf die russische Übersetzung per Ohrhörer gewartet, obwohl er sehr gut Deutsch spricht und die Fragen immer schon auf deutsch genau verstanden hatte.
Es sei sehr schwer und hart, Putin zu interviewen. Er antwortet immer ausgiebig, und wenn man ihn unterbricht, macht er die Unterbrechung zum Gesprechsthema. Warum unterbrechen Sie mich? Warum fragen Sie, wenn Sie meine Antwort nicht hören wollen? Sie sind sehr unhöflich und so weiter. In Russland habe er als Rüpel dagestanden, weil er es gewagt habe, Putin zu unterbrechen. Obwohl dessen Reaktion eben auch nur gespielt sei. Als sich Wolf nämlich kurz vor Ende der geplanten 30 Minuten für einen Unterbrecher entschuldigt habe, weil die Zeit für eine wichtige Frage sonst nicht reiche, meinte Putin nunmehr in gutem Deutsch und cool „Wir haben genug Zeit.”
Putin ist ziemlich gewieft und absolut kontrolliert. Der hat wirklich alles unter Kontrolle. [ und ist damit wohl das exakte Gegenteil von Trump. ]
Und weil dieses Interview eben ein Knaller war, nahm das auch viel Platz ein.
Miosga erzählte dann über ihr Interview mit Emmanuel Macron, dass sie plötzlich auf französisch führen müsste, weil dem auf einmal einfiel, dass er nur auf französisch will, obwohl der auch gut deutsch könne. Einen Übersetzer im Ohr lehnte der auch ab. Miosgas französisch sei aber nur so mittel, sie habe sich da nicht hinreichend sprachmächtig gefühlt, musste da aber durch. Hinterher habe man ihr (ähnlich wie Wolf) gesagt, sie wäre für französische Verhältnisse sehr frech aufgetreten, was sie selbst so nicht eingeschätzt hätte. Auch Macron sei sehr kontrolliert, der nehme Schauspielunterricht, da stimme auch alles.
Ich fand’s unterhaltsam, aber so ein bisschen das Thema verfehlt. Ich hatte mir da mehr über die grundsätzliche Vorgehensweise erhofft, weniger Anekdoten aus zwei Sonderfällen, die mir selbst nicht viel bringen. Ich glaube nicht, dass ich dazu komme, Putin oder Macron zu interviewen.