Ansichten eines Informatikers

15:15 – 16:15: Deutschlands Blogger – Die unterschätzten Journalisten?

Hadmut
30.6.2018 0:06

Mal was anderes.

Olaf Joffjann, Professor für irgendwas an der Ostfalia Hochschule Salzgitter und Stefan Niggemeier, „Blogger”, diskutierten über Blogger – moderiert von Sanaz Saleh-Ebrahimi.

Im wesentlichen wurde eine Studie der Otto-Brenner-Stiftung vorgestellt.

Eigentlich muss ich da nicht viel erzählen (und kann es auch nicht, denn ich habe da nicht mehr viel mitgeschrieben), weil das alles in der Studie steht, von der ich ein Exemplar mitgenommen habe, die es aber auch online gibt.

Es lief darauf hinaus, dass die Unterschiede zwischen Journalisten und Bloggern gar nicht mehr so klar sind und das verläuft, und dass Blogger auch qualitativ nicht weit zurückstehen, in manchen Sachen sogar besser sind – etwa näher am Leser sind.

Finanziell aber seien Blogger keine Konkurrenz, weil sie eben nur wenig, viele einfach gar nichts verdienten.

Man merkte deutlich, dass es einigen Journalisten stinkt, denn ein, zwei blökten da schon los von wegen Qualität und Zertifizierung und Recherche und so. Einer machte sehr explizit darauf aufmerksam, dass er freier Journalist sei und ein Magazin betreibe, aber so laut er es auch sagte, mir nicht klar wurde, was er damit sagen will, außer dass er Blogger nicht mag.

Ich habe die ganze Zeit überlegt, ob ich auch für diese Studie befragt worden bin. In kann mich erinnern, in den letzten 3, 4 Jahren ein paarmal von verschiedenen Hochschulen befragt worden zu sein, habe das auch immer brav ausgefüllt, aber mir nicht gemerkt, wem ich alles Antwort gegeben hatte. Da ich da immer angekreuzt habe, über das Ergebnis informiert zu werden, das aber nicht bekommen habe, wohl eher bei dieser Studie nicht. Ich weiß es aber nicht.

Seltsam fand ich, als man sagte, dass Blogger nicht oder ausschließlich online recherchierten. Was mach ich dann eigentlich die ganzen Jahre? Wenn ich Auskunftsersuchen durchsetze, Veranstaltungen besuche und so weiter.

Mein Missfallen fand allerdings die Graphik, die in der Studie auf Seite 77 abgedruckt ist. Die Top 10 der klassischen journalistischen Webangebote erreichten im politischen Bereich ca. 442 Mio Visits pro Monat erreichten, die Top 10 der Blogger allerdings nur ca. 8,9 Millionen, wobei sie Webseiten wie netzwerkpolitik.de oder Tichys Einblick als Blogger zählten, und dahinter stecken professionelle Redaktionen.

Mein erster Kritikpunkt war, den ich auch laut geäußert habe, dass man erstens nicht weiß, wieviele dieser Online-Visits überhaupt echt sind, nachdem ja bekannt ist, wie die Zeitungen mogeln und Verzweiflungsabos verschenken. Und man das zweitens mal durch die Zahl der Köpfe dividieren müsste, denn in den Top 10 der Journalistischen Webangebote sitzen ja zusammen einige Hundert Journalisten. Das mag zwar in der Summe enorm aussehen, aber pro Kopf ist das dünn. Man sollte also die Top 10 der Köpfe vergleichen. Insgesamt nämlich macht er damit einen erheblichen statistischen Fehler und begeht eine Falschaussage, weil eben klassische journalistische Webseiten große Redaktionen haben und Blogger eben nicht. Wenn man bei beiden die Top 10 wählt, hat man im Prinzip 1000 mit 10 Leuten verglichen, etwas überspitzt gesagt. Wenn man die meisten Blogger damit gar nicht erst in die Betrachtung aufnimmt, kommt man natürlich zu dem – falschen – Ergebnis, dass Blogger keine Konkurrenz seien. Betrachtet man dabei dann aber alle, oder beispielsweise die Top 50 Köpfe, würde das Ergebnis ganz anders aussehen.

Was ich nicht geäußert, aber in mich reingegrinst habe: Sie sagen, die Top 10 der politischen Blogger, einschließlich solcher Redaktionsseiten wie netzwerkpolitik oder Tichy, würden zusammen auf 8,9 Mio Visits pro Monat kommen.

Ich weiß nicht, wieviele Visits ich habe, weil ich das nicht regelmäßig erfasse und es mich eigentlich kaum interessiert. Manchmal mache ich Stichproben. Rechne ich die hoch, komme ich alleine auf rund 3 Mio Visits pro Monat. 😀

Nachtrag: Ach, noch was in den Notizen gefunden: Der Professor hatte erwähnt, dass sich unter seinen Studenten nur noch ein bis zwei melden, wenn er fragt, wer noch Tageszeitung liest. Das Grundvertrauen in Journalismus sei da „nicht so ausgeprägt”.