Ansichten eines Informatikers

Ein seltsames Bundeswehr-Projekt

Hadmut
5.7.2018 22:08

Da sollte man mal ausgiebig darüber nachdenken.

Dass die Bundeswehr auf IT und Cyberkrieger macht, ist bekannt. (Was soll sie auch sonst machen, wenn die Flieger nicht fliegen, die U-Boote festliegen, die Panzer kaum Munition haben, es an allen Ecken und Kanten fehlt und klemmt, dann setzt man sich eben an den Tisch und erklärt sich zum Cyberkrieger – Realsatire.)

Anscheinend betreiben sie da unter Führung eines Politologen nun ein Projekt, in dem sie mit Methoden von Netzsuchmaschinen, Webseiten und RSS-Feeds auswerten, halt so Data Harvesting, und das zusammen mit KI, Krisen vorher erkennen wollen.

Nun, das ist nicht ganz abwegig. Es ist ja auch bekannt, dass Suchmaschinen wie Google Epidemien und andere Probleme lange vor den Ärzten bzw. anderen Experten erkennen, nämlich an den Suchbegriffen. Schau, wonach die Leute suchen, und Du weißt, woran sie leiden.

Die Frage ist, ob man das bei Krisen auch kann. Ob man das allein aus öffentlich zugänglichen Quellen erkennen kann.

Stellt Euch vor, Ihr wärt Außerirdische und würdet von der Erde nur Informationen aus einer einzigen Quelle erhalten: Mein Blog. Wärt Ihr dann nicht auch von einer großen Krise auf der Erde überzeugt?

Naja, den Versuch ist das sicher wert. Probieren sollte man’s.

Aber ob man das ausgerechnet von der Bundeswehr machen lässt? Ist das nicht eher eine Geheimdienstaufgabe, BND-mäßig? Es ist ja nicht so, dass ich so ein Projekt von vornherein und rundheraus für unsinnig halte, ich könnte mir das durchaus vorstellen, dass man da einiges finden kann. Aber kann das Aufgabe der Bundeswehr sein?

Die andere Frage: Wenn sie ja schon ständig unterstellen, dass die Russen uns durch Fake News manipulieren, woher weiß man dann, ob die Webseiten, die man da überwacht, nicht gerade von irgendwelchen Täuschern vorgegaukelt werden?