Wertedebatte um Özil
Sommerlochtheater.
Ich habe ständig das Gefühl, Özil wird aufgebauscht, um von irgendwas abzulenken, nachdem Deutschlands frühes Aus dazu führte, dass die WM nicht mehr als Ablenkung von politischen Sauereien taugt.
Nun kommt Quotenartefakt und Bundesbildungsministerin Anja Karliczek, von der ich bisher auch nichts Produktives gehört habe, daher und meint, wir bräuchten eine Debatte um den Fall Özil und über Regeln und Strukturen der Immigration.
Wenn Politiker Debatten fordern, habe ich immer das Gefühl, dass das Ergebnis schon feststeht und es darauf hinausläuft, dass alle, die mit dem von ihnen vorgegebenen Ergebnis nicht konform gehen, das Maul halten sollen. Das politische Wort „Debatte” heißt auf normalsprech immer „Alle das Maul halten, die nicht unserer Meinung sind, und uns alleine reden lassen, und alle müssen zuhören”.
Mir geht diese „Warum sind Türkdeutsche keine Deutschen”-Debatte jetzt schon massiv auf den Wecker. Ich sag’s mal deutlich: Wen Erdogan auf die Augen küssen will und wenn sich jede Menge türkische Verbände über den Krach freuen, und man, obwohl in Deutschland geboren, selbst wenn es im Ruhrgebiet ist, trotzdem nicht glatt und akzentfrei deutsch spricht, hier jahrelang die Millionen abkassiert und dem dann nichts besseres einfällt, als die Deutschen gleich als Erstes als Rassisten zu beschimpfen, der kann kein Deutscher sein. Einfache Grundregel: Erdogan mag keine Deutschen, Erdogan mag Özil. Özil mag Erdogan. Damit sind die Prioritäten eigentlich klar, und ich glaube nicht, dass sich irgendwer von Özil, Politikern oder der Presse beschimpfen lassen müsste.
Die Politik Erdogan ist mit unseren Anforderungen an einen Staat und unseren demokratischen Grundrechten unvereinbar. Das an sich ist noch nicht das Problem, denn unsere Werte und Anforderungen gelten hier, nicht in der Türkei. Die können das auch anders machen, wenn sie wollen. Aber man kann sich nicht einerseits auf Erdogans Seite schlagen und sich von deutschenfeindlichen türkischen Verbänden feiern lassen und dann beklagen, dass man nicht als Deutscher wahrgenommen wird. Da kann man nur sagen „Selbst schuld”. Es hängt nicht an der Rasse, nicht an der Hautfarbe, eigentlich auch nicht an der Herkunft, auch nicht an der Zahl der Tore, aber es hängt am Benehmen.
Man sollte sich mal angewöhnen, sich nicht ständig und von jedem beleidigen und beschuldigen zu lassen und sich auf Verteidigungsdebatten einzulassen. Man muss sich nicht grundlos beleidigen lassen und man muss darüber dann auch nicht debattieren.
Ein etwas (zu) deftiger, einfach strukturierter, aber inhaltlich treffender und hörenswerter Kommentar dazu ist der da.