Die Schaukel-App
Es gibt so Augenblicke…
Ich war vorhin im Elektronikmarkt. Mein Handy ist kaputt, die Kamera funktioniert nicht, es muss zur Reparatur eingeschickt werden, kann dauern, weil sie Probleme mit dem Ersatzteilnachschub haben. Deshalb habe ich ein billiges Reservehandy gesucht, um gewisse Zeit zu überbrücken.
Wie ich gerade so rumlaufe, denke ich mir Was zum Geier ist das? Mit dem Handy konnte ich es nicht fotografieren, weil ja eben kaputt.
Mitten zwischen den Küchengeräten, die alle irgendwas rühren, kneten, drehen, braten, Eierkocher und sowas, steht so eine Sitzschüssel auf einer Bodenplatte, mit Sitzgurten wie auf dem Rummelplatz: Ein Babyschaukler.
Gut, Baby-Wiegen gab’s schon immer. Aber in das Ding wird das Kind geschnallt und dann auf Schaukeln geschaltet wie ein Milkshake. Der Brüller: Mutti möge sich doch die App auf’s Handy laden, mit der man das Ding programmieren und steuern kann.
Mutti kümmert sich nicht mehr um’s Kind, sondern bleibt mit dem Blick fest auf dem Handy und lässt schaukeln. Irgendwie passt sich das Ding sogar noch an den Schaukelrhythmus der Mutter an. Anscheinend muss man mal probeschaukeln mit Handy in der Tasche, dann lernt die App mit und das Ding imitiert dann das Geschaukel der Mutter.
Tamagotchi in groß.
Das passt nicht nur dazu, dass sie neulich große Fortschritte bei künstlichen Gebärmüttern gemacht haben wollen, irgendwo hatten sie in Foto von einem – weiß nicht mehr genau – Schaf oder Kalb-Fötus im augenscheinlich geburtsfähigen Zustand in einem Pastikbeutel. Keine Ahnung ob echt oder Bildmontage.
Und es passt zu den Universitäten von heute: Eltern suchen sich den Abschluss für’s Kind per App raus.
Schöne neue Welt.