Hartz IV und AMG C63S
Die Berliner Polizei
kassiert 33 Raserautos und 52 Führerscheine ein und hat sich angewöhnt, die Ertappten danach zu fragen, wovon sie eigentlich leben. Es hat sich nämlich herausgestellt, dass Hartz IV und Luxusautos verblüffend oft zusammentreffen.
Und ich hab mich schon gewundert, woher die immer die tollen Schlitten haben. Ich wohne ja mit Blick aus der Küche auf einen Supermarktparkplatz und da werden nachts und sonntags, mitunter auch während der Einkaufszeiten, gerne mal Innenstadt-Rennen auf dem Supermarkt gefahren, oft mit lautem Motor und quietschenden Reifen. Gerne nachts um drei. Und da sehe ich das ja öfters, dass da Leute zwischen 18 und 25 aus den Luxussportwagen aussteigen.
Neulich habe ich einen gesehen, der ist mehrere Runden gefahren und wurde bei jeder schneller. Bei der letzten Runde war ich mir schon bei der Anfahrt in die Kurve völlig sicher, dass er die nicht mehr kriegt. Und tatsächlich ist er am Müllcontainerstand hängen geblieben. Ich dachte, jetzt fluchen die aber. Der hinterm Steuer und die beiden anderen, die ausgestiegen waren, bogen sich aber nur vor Lachen, guckten kurz auf die Kratzer, und fuhren dann nochmal eine Runde, aber andere Richtung.
Ich hab’s mir später angesehen. Der Müllunterstand hat das verblüffenderweise aufgrund gewisser Elastizität schadlos weggesteckt, aber unter mehreren seiner Sechskantschrauben fanden sich deftige Farbreste des neuen Luxus-Mercedes.
Ich habe auch schon welche gesehen, die da mit qualmenden Reifen Pirouetten gedreht haben. Da konnte man dann so richtig dick die Gummischicht auf den Bodenplatten fühlen. So ein Satz Reifen ist ja auch nicht billig.
Ab und zu sieht man auch einfach nur morgens die Schäden nächtlicher Fahrten. Neulich war ein leitplankenähnlicher Bügel zur Parkplatztrennung umgefahren, den haben sie erst gar nicht wieder eingebaut.
Und der Brüller: Die verheizen da Sprit, Reifen und Autos und sind von den Dieselverboten, von denen alle reden, überhaupt nicht betroffen.
Meines Erachtens sollten Leute unter 25 (oder weniger als 7 Jahren Fahrerfahrung) auf ca. 80 PS beschränkt werden. Oder verpflichtend Bordcomputer eingebaut werden, die den Fahrstil auf die entsprechende Umgebung begrenzen. Bei Drohnen schafft man es ja auch, denen per Software beizubringen, dass sie nicht über verbotenen Zonen fliegen dürfen. Warum sollte man Autos, die per Navi heute ja sowieso ständig wissen, wo sie sind, nicht beibringen können, dass sie sich an die Gegebenheiten halten?
Es gibt immer das Argument, dass es in Notfallsituationen erforderlich sein könnte, auch mal kurz schneller zu fahren, etwa von der Kreuzung runter. Kann man ja programmieren, dass man dreimal pro Monat für je 5 Sekunden 70 in der 50er-Zone fahren kann, wenn das gewollt ist.
Was aber alles nichts daran ändert, dass ich mir da als Steuerzahler verarscht vorkomme, wenn Hartz IV-Empfänger mit Autos rumfahren, die ich mir nicht leisten kann.