Lilly Blaudszun
Erkenntnisblockaden einer jungen Frau.
Die Ostsee-Zeitung berichtet über die Zwölftklässlerin Lilly Blaudszun, die sich bitterlich über die Arbeitslast beklagt, die ihr auf dem Gymnasium auferlegt wird.
Wenn ich am Montagmorgen aufstehe und mich auf den Weg zu meinem Gymnasium in Ludwigslust mache, erwartet mich eine 38-Stunden-Woche mit bis zu zwölf Tests und zwei Klausuren. Plus Hausaufgaben. Zudem muss ich für Klausuren lernen und Vorträge vorbereiten. Wir Schüler fungieren als Manager einer Ich-AG, versuchen, nebenbei noch irgendwo soziales Engagement, Sport, Familie, Hobbys und Freunde unterzubringen.
Jetzt mal ganz blöd gefragt: Was glaubt die eigentlich, wie das Leben im Studium oder im Beruf aussieht? Ich meine, wenn man einen richtigen Beruf ergreift?
Wenn man schon so anjammert, bleibt einem effektiv nur Geisteswissenschaften. Informatik schafft man so nicht.
Unter G8 schließen Schüler das Abi nach zwölf statt 13 Jahren ab. Die Reform wurde in den letzten Jahren in allen Ländern einzeln durchgesetzt, heute ist das G8/G9-System so unübersichtlich wie der Rest des föderalen Bildungssystems. Während es in einigen Ländern wie Hessen beide Schulformen gibt, setzen andere wie Niedersachsen und Bayern bereits eine Rückkehr zu G9 an. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es derzeit nur G8 und damit nur acht Jahre Zeit fürs Abi. Zu wenig Zeit.
Nun, ich habe das Abi in 13 Jahren gemacht, aber unsere Abi-Prüfungen waren im Frühjahr, somit waren es effektiv nur 12 1/2 Jahre, nachdem die Noten alle feststanden haben wir natürlich auch keinen Finger mehr gerührt und lieber auf dem Schulrasen Picknick abgehalten. Aber ansonsten haben wir eben herkömmlichen Schulunterricht genossen und ich muss sagen: Es ging gut. Und es war nicht übermäßig stressig, wir haben das gut ausgehalten.
Erstaunlich daran ist, dass wir mehr gelernt haben. Wir waren in unserem curriculum weit über dem, was sie heute lernen. Sagte ja gerade irgendwo ein Lehrer, dass er alte Aufgabenblätter von vor 40 Jahren heute keinem Schüler mehr vorlegen könnte, viel zu schwierig und komplex.
Warum also wird die Schule für die Schüler immer schwieriger, obwohl sie immer weniger lernen?
Liegt’s an den Schülern selbst?
Dazu muss ich sagen, dass uns sowas, wie sie sagt, nämlich „soziales Engagement, Sport, Familie, Hobbys und Freunde” dann auch nicht unterkam, wir haben uns auf Oberstufe oder Studium konzentriert und sonst nicht viel gemacht. Deshalb hat’s auch so gut geklappt.
Das ganze Kompetenzgedöns von heute ist natürlich ein Problem.
Und wenn man Lesen und Schreiben nicht gleich in der ersten Klasse lernt, sondern erst mal mit Schreiben nach Gehör und dann jahrelang braucht, um das wieder einzufangen, hat man einfach zuviel Zeit vergeudet, die einem dann fehlt.
Vielleicht hätte ich gern Zeichnen gelernt, vielleicht hätte meine beste Freundin länger Klavier gespielt oder der beste Sportler unseres Jahrgangs lieber nie mit Leichtathletik aufgehört. Druck und Zeitmangel in der Oberstufe verbieten uns das jedoch.
Da stellt man sich die Frage, wie die sich mal ihre Erwerbstätigkeit vorstellt.
Nicht alle können da mithalten. Einige helfen nach. Schüler aus meiner Stufe nehmen in der Woche Drogen, um sich leistungsfähiger zu machen, weil sie den Stoff nicht mehr packen. „Nur ein bisschen Speed, um zum Lernen wach zu bleiben.“
Die meisten in meinem Umfeld schotten sich von so gut wie allem ab, schlafen viel zu wenig und halten sich mit Kaffee und Energydrinks am Laufen.
Warum ging das bei uns damals ohne Drogen? Obwohl wir mehr gelernt haben?
Nach elf Jahren Schule, sieben Jahren G8 in Mecklenburg-Vorpommern weiß ich: Die Reform des Bildungssystems ist gescheitert. Ich habe – wie viele meiner Mitschüler – keine Lust mehr, dass Leistungsdruck mein Leben bestimmt. Ich will nicht mehr, dass Schüler aufgrund von Bildung zusammenbrechen.
Immerhin versteht sie, dass es an der Bildungsreform liegt. Linkes Chaos. Soziologische Experimente. Schule von Dummköpfen und Utopisten gemacht.
Hört auf mit dem Reinprügeln, Auswendiglernen, der verdammten Effizienz und gebt uns endlich die Möglichkeit, unser Leben zu leben. Revolutioniert das Bildungssystem, schnell oder „die Zukunft unseres Landes“ wird kaputt sein, bevor sie überhaupt erst richtig angefangen hat. Und genau die wolltet ihr doch fördern, oder?
Der Brüller:
Lilly Blaudszun ist stellvertretende Landesvorsitzende der SPD-Nachwuchsorganisation „Jusos“ in Mecklenburg-Vorpommern.
Wer hätte gedacht, dass die sich mal so nach Konservativität und den vor-progressiven Zuständen sehnen?
Wenn die wüsste, dass die Zerstörung der Schule, aber auch die Schulunfähigkeit der Schüler, ein Werk von rot-grün, vor allem der SPD und ihres Dunstkreises ist…