Was haben Journalisten mit Schulanfängern gemeinsam?
Nur mal so:
Die WELT berichtet, dass Schulanfänger einen immer kleineren Wortschatz benutzen und immer weniger „Wörtervielfalt” herrscht. Die Kinder sprechen immer eintöniger.
Die Gründe dafür sind nach Einschätzung der Pädagogin vielfältig: In den neuen Medien werde immer mehr mit Abkürzungen und mit simplem Wortschatz gearbeitet, in den Familien weniger miteinander verbal kommuniziert und auch in den Kindergärten und Krippen weniger auf gemeinsames Singen und Reimen geachtet.
In den neuen Medien?
Mir fällt das bei den alten Medien immer stärker auf, dass deren Vokabular und Ausdrucksfähigkeit verkümmern. Da schrumpfen Begriffe für ganze Kategorien immer weiter auf ein gut/schlecht-Paar zusammen.
Gerade an aktuellen Themen merkt man das. Die reden von Hass, Hetze, Ängsten. Sonst gibt’s da nichts mehr. Eine elende Phrasendrescherei. Ähnlich wie bei Politikern. Die fordern die [irgendeine Substantivierung].
Auch gedanklich schrumpft das immer weiter auf einen immer kleineren Satz primitiver Gedankenmuster zusammen. Man hat ja gerade in vielen Sendungen gesehen, dass die Chemnitzer darüber erbost sind, dass da jeder in die rechte Ecke gestellt wird, aber ich habe den Eindruck, dass Journalisten mit jedem komplexeren Gedanken schlicht überfordert wären. Wenn man sich das mal anschaut (und ich werde im nächsten Blog-Artikel noch einen dazu erwähnen), wie die argieren, dann stehen manche da, als würde ihnen gleich das Hirn platzen, weil die Situation zu komplex für ihr Fassungsvermögen ist.
Schaut man sich Texte an, die aus dem linken Milieu kommen (und das habe ich nun jahrelang getan), dann gibt es da ein paar philosophische Sprachakrobaten (die aber auch nichts denken, sondern gerade ihre gedanklichen Defizite hinter verschachtelten Wortungetümen zu verbergen suchen), dann sind die erschreckend primitiv. Vor allem feministische Texte zeigen eine enorme Wiederholungsrate der immer gleichen Satz- und Sprechmuster. Der Wortschatz ist ein Witz.
Und so wirken auch Zeitungstexte immer primitiver auf mich. Als ich Student war, hatten wir noch den SPIEGEL im Flur abonniert, damals ein dicker Schinken mit tollen Texten. Heute können manche Zeitungstexte nicht mehr gegen Bedienungsanleitungen aus China anstinken.
Dazu kommt dann eben die Reduktion der Sprache auf einzelne Gesten oder Emojis, jene Neohieroglyphen, bei denen ganze Bedeutungslandschaften auf ein Piktogramm eingedampft werden.
Ein Vater schreibt mir gerade im Kampf mit der Schule um die Gesundheit seines Sohnes, der dort immer heftiger migrantisch bedroht, beschimpft, verprügelt wird (was im Gegensatz zu Chemnitz dann auch keinen Journalisten stört, weil sie Kinder, die jeden Tag gehetzt werden, nicht interessieren), dass an dieser Schule ein übler Rapper-Slang zum Standard geworden ist, statt „Komm mal bitte her” heißt es in der Schule „Wolla, Bruder kommst Du hier”.
Wir haben uns damals noch Mühe gegeben, phantasievolle Beleidigungen zu suchen, und vor allem, der Originalität wegen, sie nie zweimal zu verwenden. Wir hatten da Qualitätserwartungen, und Beleidigungen galten erst dann als wirksam platziert, wenn sie auch inhaltlich überraschend oder für das Publikum ein Lacher waren. Heute reduziert sich das alles auf das omnipräsente „Isch figge Deine Mudda!”