Der bittere Rassismus weißer Frauen gegen Hängebrüste
Die Welt ist so grausam.
Wusstet Ihr eigentlich, dass Hängebrüste auf englisch „saggy boobs” heißen? Ich wusste es bis eben nicht.
Das schwarze und von der Schwerkraft doch arg gebeutelte diskriminierte britische Model, auch Bloggerin, Chidera Eggerue beklagt sich darüber, dass die Menschheit die festen, stehenden Brüste der Weißen schöner fände als ihre Jalousien. Siehe hier und hier.
„Beim BH-Kauf als Teenager musste ich feststellen, dass etwas nicht stimmt mit der Sicht der Welt auf den Körper von Frauen: Die Verpackungen zeigten nur weiße Frauen mit stehenden Brüsten, doch wenn ich den BH in der richtigen Größe anhatte, sahen meine Brüste nie so aus wie auf den Bildern“, erinnert sich die 23-Jährige in einem Interview mit Buzzfeed vor einigen Monaten.
Wofür hält die sich?
Ich kann mir auch die tollsten Unterhosen kaufen und sehe darin trotzdem nicht so aus wie der Typ auf der Verpackung. Der Punkt ist: Es liegt (meist) nicht an den Unterhosen. Ich kann sie auch ausziehen und es wird trotzdem nicht besser.
Der Punkt ist einfach: Man kann es drehen und wenden, wickeln und hochbinden, wie man will, Hängebrüste sind einfach nicht schön. Die will man nicht sehen. Als Männer noch Männer waren, gab’s mal so eine Qualitätsregel: Wenn man sie anheben und einen Bleistift so drunterklemmen kann, dass er hängen bleibt und nicht runterfällt, dann war’s das.
Schön böse, nich’ wahr?
Nur: Es hat nichts mit Rassismus zu tun. Geht mal im Sommer durch Berlin. Wir haben vielleicht eine Klimaerwärmung und ein Artensterben, aber der Schwerkraft geht’s offenbar gut, die lässt nicht nach. Zwar tragen hier viele Hotpants mit freien Arschbacken, weil’s so kurze Röcke nicht gibt, aber bauchfreie Tops bekommen wirklich nicht alle hin, die werden leicht zum Kleidchen. Da sind die Münchner zwar etwas besser, aber vor allem schlauer dran. Die tragen Dirndl. Das erlaubt unterstützende Maßnahmen und macht wogende Darbietungen zum Kulturgut.
Eine rassistische Benachteilung liegt aber sicher nicht vor, denn auch da gibt es stehende Tatsachen mit aufgerichteten Tendenzen. Wie ich ja so oft sage, bilden Reisen, und man findet in Afrika Gegenden, etwa im Norden Namibias, bei den Himba, in der Frauen je nach kulturellem Hintergrund ausschließlich oder bedarfsgelegen weiträumig ohne Damenbekleidung unterwegs sind. Ich habe bei meiner Exkursion sogar mehrfach die Beobachtung gemacht und einige bemerkenswerte Bildokumente erstellt, dass die weibliche Brust dort an und für sich einen anderen kulturellen Stellenwert hat. Im Gegensatz zu islamischen Ländern freuen sich Frauen dort sehr, wenn man sie fotografiert, sie legen Wert darauf und sind beleidigt, wenn man es nicht tut. Aber selbst solche, die eigentlich „obenrum” bekleidet sind, erbitten einen Moment Vorbereitung und bestehen darauf, auch wenn man danach gar nicht gefragt hat, sich obenherum freizumachen und ihre Sehenswürdigkeiten darzubieten, das halten sie für wichtig und geboten. Vor allem dann, wenn die Dinger noch Richtung Kamera zeigen. Im Norden Namibias, so in der Gegend der Himba, gehört das für die dazu. Sie mögen keine bedeckten Brüste. Verblüfft hat mich dagegen die wiederholte Beobachtung, dass man in ihre Intimsphäre eindringt, wenn man sie lachend fotografiert. Eine recht hübsche und zuvor lustige und bekleidete Frau, kam von sich aus auf mich zu und bot sich für einige Fotos an, legte aber von selbst das Tuch weg. Die haben – man kennt das von den Massai etwas – andere Schönheitsideale und sehen sich gerne so in der Art stolzer, aufrechter und total ernster Krieger. Eben noch lustig, gucken sie dann wie die leidende Madonna. Ging, kein Problem. Weil’s aber so traurig aussah, habe ich Faxen gemacht und sie zum Lachen gebracht und *klick*. Eine barbrüstige Himba-Frau, die gerade losprustet vor Lachen. Sofort war ich von einer Traube barbrüstiger junger Frauen umzingelt, die unbedingt das Bild sehen wollten, und sich ausschütteten vor Lachen darüber, dass die Frau da auf dem Foto lacht. Als hätten sie sowas noch nie gesehen. Sie so: gottogott, wie peinlich. Lachte aber immer noch.
Worauf ich eigentlich hinauswill: Es gibt jede Menge stehender, wohlgeformter, schwarzer Brüste. Glaubt’s mir. Ich habe sie gesehen. Zwar nicht alle, aber viele. Nur mit dem ersten Kind geht’s dort dann rapide … äh … bergab. Anscheinend stillen die dort, bis das Kind von selbst drankommt. Vielleicht ist das dann auch genetisch bedingt.
Aber mit Rassismus hat das nichts zu tun. Sie sind einfach nicht schön.
„Hängebrüste sind unterrepräsentiert. Unterrepräsentiert zu sein lässt einen wie einen Außenseiter fühlen und das fördert die Unsicherheit bei Menschen, die nicht die mentale Stärke haben, sich über die Standards anderer Menschen hinaus selbst wertzuschätzen“, erklärt Chidera Eggerue.
„Hängebrüste sind unterrepräsentiert.”
Also in Berlin jedenfalls nicht.
Vielleicht ist der Feminismus da einfach auf dem falschen Gleis. Vielleicht sollten wir mal aufhören, Frauen für das zu feiern, was sie nicht können, nicht wollen, oder was man nicht sehen will, und wieder anfangen, auf Qualitäten und Leistung zu gehen.
Mit 19 Jahren hatte sie es endgültig satt, „sich in ihrem Körper wie eine Fremde zu fühlen“. Zusammengefasst hörte sie daraufhin auf, BHs zu tragen, sie gründete den Blog „Slumflower“ und rief den Hashtag #saggyboobsmatter ins Leben, um auch anderen Frauen Mut zu machen, sich in ihrem Körper wohlzufühlen.
Wenn’s Spaß macht…
Bin ja mal gespannt, wann die nächste Feministin auch eine Quote für Hängende fordert.