Ansichten eines Informatikers

Das Gegenteil von Deutschland

Hadmut
29.10.2018 19:31

Ging mir heute so durch den Kopf.

Ich war heute wieder in Dubai unterwegs.

Schaut man sich in der Stadt, in der U-Bahn, einfach überall um, dann sieht man eine sehr stark durchmischte Gesellschaft. Araber, Inder, Chinesen, Afrikaner, Europäer, hier läuft kreuz und quer alles rum. Und es scheint zu funktionieren. Mehr oder weniger.

Also eigentlich die Art von Gesellschaft, die Linke bei uns aufbauen wollen.

Aber es gibt Unterschiede.

Der erste ist, dass es eben doch nicht so funktioniert, wie es aussieht. Im Stadtmuseum kann man Bilder sehen, worauf Dubai noch in den 50er Jahren eine Ansammlung von Holzhütten war und ein bisschen mit Gold gehandelt hat, und seit den 60ern plötzlich förmlich explodierte und eine moderne Wolkenkratzerstadt aus dem Boden stampfte. Das lag aber an der externen Geldquelle Öl. Die Gesellschaft ist eigentlich nicht stabil, sondern hängt am Öltropf. Vor ein paar Jahren ist der Laden ja schon mal knapp an der Pleite vorbeigeschrammt, der Scheich war „melancholisch” (offizielle Sprechweise), weil er nicht mehr weiterwusste, und hat sich damit die Blamage und den Gesichtsverlust eingehandelt, sich von Abu Dhabi aus der Patsche helfen zu lassen. Zur Strafe mussten die damals den neuen Turm Burj Dubai nach dem Präsidenten der Vereinigten Arabischen Emirate Chalifa bin Zayid Al Nahyan umbenennen, seither heißt er Burj Khalifa. Der ganze arabische Zauber hängt (noch) am Öl. Das wissen sie, und sie versuchen sich in Technologie, aber es kommt auch nicht so recht in die Pötte.

Der zweite Punkt ist, dass sie eben keine Mindestlohndebatte haben, sondern ein unbegrenztes Heer an Billigstarbeitern haben, die hier bauen, sauber machen und so. Deshalb steht hier auch an jeder Ecke einer und passt auf, dass es sauber ist. Geht man irgendwo im Einkaufszentrum mal aufs Klo, kommt einer und wischt durch, damit es auch wieder garantiert sauber aussieht. Es gibt eine obere Mittelschicht, die das ganze organisatorisch und mit ihren Aufträgen am Laufen hält, eine besonders reiche Schicht, und eine Unterschicht von Arbeitern.

Der dritte Punkt ist, dass sie politisch und gesellschaftlich einfach alles anders machen als die Deutschen. Das führt einerseits dazu, dass in den U-Bahnhöfen auch mal Polizisten mit großen Schlagstöcken rumstehen, die zweifellos in der Lage sind, richtig draufzuhauen, wenn hier einer dumm rummacht. Es führt andererseits dazu, dass es hier sauber und sicher ist. Und ich noch keinen einzigen Bettler oder Obdachlosen gesehen habe.

Die Leute stinken viel weniger als in Deutschland, eigentlich gar nicht. Nicht nach Zigaretten, nicht nach Schweiß, nicht nach ungewaschen, obwohl hier eine ziemliche Hitze herrscht. Naja, es gibt schon mal einen, aber viel, viel weniger als in Deutschland.

Sie machen wirklich alles anders, und zumindest derzeit funktioniert es besser. Nicht wirklich gut, aber deutlich besser.