Die wohlig-erholsame Urlaubserschöpfung
Haaach, ist das schön.
Bei mir tritt gerade der Effekt ein, der für mich so wichtig ist, um mir das Hirn auszulüften und ein ich-war-in-Urlaub-Gefühl auszulösen.
Ich weiß (ohne Hilfe des Handys, das aber auch kaum noch zum Einsatz kommt) nicht mehr, was für ein Wochentag ist oder wie lange ich schon unterwegs bin. Das Tagesgeschäft, selbst Deutschland und was gerade so passiert, sind komplett weg. Gestern abend saß ich beim großen Abendessen im Maori-Park mit Amerikanern am Tisch, die sich fürchterlich über ihre politische Situation grämten, und von mir wissen wollten, wie’s in Deutschland so läuft. Deutschland? Was ist das? Wo ist das? Woher soll ich das wissen? Kenn ich nicht, da war ich noch nicht, ich bin doch die Ostküste runtergefahren.
Ich bin von Nachrichten abgeschnitten. Ich habe zwar eine reparierte Antenne auf dem Dach, aber meistens doch keinen Empfang, weder Zeit noch Lust, und das neuseeländische Fernsehen ist hundsmiserabel schlecht. Das beste, was ich hier noch reinbekommen habe, war eine neue Serie über den jungen McGyver 2, die ich ungefähr 15 Sekunden ausgehalten habe.
Ich habe sowieso Zeit für nix. Weil ich mir Zeit für alles nehme. Ich reise, ich schaue mir alles an, ich gehe in die geothermischen Bäder, ich gehe ins Meer baden, ich besuche die Maori-Dörfer. Ich komme abends (und das war in den letzten Tagen nach 9 Uhr, oft nach 10 Uhr, irgendwo auf dem Campingplatz an (ich kann und darf mit meinem certified self-contained-Camper auch wild campen, habe das bisher aber nur selten getan, weil zu der Jahreszeit die Campingplätze frei und günstig sind (bisher immer 25$, also so rund 15 Euro pro Übernachtung gezahlt, und das ist es mir dann wert, Strom, WLAN, normale Dusche und Toilette und oft auch noch andere Vorteile aus der Lage des Platzes, Rabattgutscheine, Beratung durch die Rezeption usw. zu haben).
Wobei sich eine Eigenschaft der SIM-Karte von Spark mit dem Urlaubertarif als vorteilhaft herausstellt, wenngleich ich die auch bisher nur einmal genutzt habe: Da ist 1GB am Tag Free Wifi mit drin, und an vielen ihrer Telefonzellen haben sie Wifi-Antennen (von denen effektiv aber auch nur gefühlt die Hälfte gerade funktioniert). Man kann sich also ohne weiteres in der Stadt mal auf eine Parkbank setzen und einfach mal deutsche Nachrichten per Handy schauen. Das habe ich einmal gemacht und kam zu der Bewertung, dass ich es eigentlich nicht brauche. Aber ich könnte, wenn ich wollte.
Dieses weg-von-wirklich-allem ist mir wichtig, das ist erholsam. Manchmal fragen mich Freunde und Kollegen, warum ich nicht einfach an die Ostsee fahre, das wäre doch viel einfacher und schneller. Eben. Genau deswegen. Hier ist einfach alles anders, und nichts, wirklich gar nichts erinnert an den normalen Tagesablauf. Die Zeit ist anders, der Straßenverkehr ist anders, die Leute sind anders, die Sprache ist anders, alles ist anders. Die Sonne steht mittags im Norden und nachts sieht man am Himmel die Milchstraße. Die Leute sind freundlich und die Straßen sind sauber.
Es ist zwar anstrengend, und wenn ich abends irgendwo festmache, bin ich schon um zehn hundemüde und schaffe es kaum, am Rechner noch wachzubleiben, geschweige denn meine Bilder überhaupt noch auf den Rechner zu kopieren, gar anzuschauen, aber das ist eben Teil der Show, nutze den Tag für Urlaubiges.