Ansichten eines Informatikers

Die Welt taumelt

Hadmut
12.11.2018 12:01

Ich merke es deutlich.

Wie es ein Urlaub so mit sich bringt, habe ich mich in den letzten Tagen sehr viel mit sehr vielen Leuten aus allen möglichen Gegenden der Welt unterhalten.

In Rotorua saß ich mit Amerikanern, Australiern und Indern am Tisch.

Heute bin ich mit so einer Bimmelbahn mit 2er und 4er-Abteils gefahren und saß als Einzelreisender und auf den letzten Drücker am Abend vorher Angemeldeter zusammen mit einer aus dem Veranstalterteam im Abteil, Neuseeländerin. Und habe mich fast 3 Stunden mit der über alles mögliche unterhalten. Kürzlich war es eine Frau von der Campingplatzverwaltung.

Gestern abend ist mir kurioses passiert. Ich hatte mich auf einem Campingplatz eingemietet, aber draußen auf dem Land, abgelegen, einfach. Es war billiger (18 statt der üblichen 25 Dollar), aber auch funktionial reduzierter. Normalerweise bekommt man einen Stellplatz mit einer Nummer zugewiesen und so einen kleinen Zettel zum Beleg, den man hinter die Windschutzscheibe steckt, damit man prüfen kann, ob das Fahrzeug wirklich da hingehört. Dort hieß es einfach: „Stell Dich einfach hin, wo frei ist und wo’s Dir gefällt”.

Ich hatte mich allerdings nicht gleich hingestellt, sondern war erst mal in die Stadt gefahren und kam von dort erst in der Dämmerung oder schon bei einbrechender Dunkelheit zurück. Musste mir also einen Platz suchen und hatte mir einen schönen ausgesucht, musste aber rückwärts reinfahren, weil der Steckdosenpfosten rechts stand und der Anschluss bei meinem Wohnmobil links ist. Also erst mal dran vorbei, um dann rückwärts um die Ecke reinzustoßen. Was jetzt bei Dunkelheit auch nicht ganz so gut geht, weil die Rückfahrkamera dann nur mittelprächtig arbeitet und auch ansonsten bei sowas Vorsicht geboten ist und man einfach langsam macht. Wie ich also gerade ansetze und schon rückwärtsfahre, kommt so ein Arschloch mit einem kleinen, wendigen Camper, der noch dazu den Stromanschluss rechts hatte, der also vorwärts reinfahren konnte, und flitzt da in den Stellplatz, in den ich gerade reinwollte. Der sprach anscheinend deutsch, aber er sprach nicht genug, um die Sprache eindeutig zu bestimmen.

Wie ich also da gerade rückwärts um die Ecke einparken wollte und der sich da vordrängelte, schwoll mir gerade der Kamm, mein erster Gedanke war, dem mal zu erklären, wo Norden ist, als mich der zweite Gedanke überholte, der mir sagte, wo Norden ist, nämlich dass ich gerade im Urlaub bin und überhaupt keinen Bock habe, mich aufzuregen. Also stellte ich mich einfach noch einen weiter, dafür dann vorwärts (weil jetzt die Steckdose auf der anderen Seite), was ich ursprünglich nicht wollte, weil ich da schwerer wieder rauskam, und heute morgen aber um halb sieben zügig und ohne unvorhergesehene Rangierprobleme rausmusste.

Während mir der Kamm da so auf und wieder abschwoll, bemerkte ich so aus den Augenwinkeln, dass auf dem Nachbarplatz in Campingstühlen ein älteres Paar saß (er sah aus wie Dieter Thomas Heck) und die ganze Szenerie ruhig aber kritisch beobachtet hatte.

Als ich dann da ausstieg und so tat, als wäre nichts gewesen, weil ich mir einfach vorgenommen und für mich entschieden hatte, da wäre nichts gewesen, sprachen die mich an. Die hatten das beobachtet und sagten, sie hätten beide gewettet, dass ich dem jetzt an den Hals gehe, und seien verblüfft, dass ich es nicht täte. Der andere sei zwar vor mir dagewesen und nur wiedergekommen, hätte den Platz damit als den seinen angesehen, aber das habe man ja nicht erkennen können. Der hatte zwar einen Campingstuhl zur Markierung hingestellt, aber so dämlich, dass ein Zusammenhang mit dem Parkplatz nicht ersichtlich war.

Ach, sagte ich, ich bin in Urlaub und will mir den von keinem A… verderben lassen. Und kam mit denen ins Gespräch, die sich als Holländer vorstellten und als sehr nett und interessante Gesprächspartner herausstellten. (Mit dem anderen sprachen sie nicht.)

Und so weiter und so fort. Seit ich hier bin, unterhalte ich mich ständig mit irgendwelchen Leuten über irgendwas.

Das ist hier eigentlich immer so.

Nur diesmal ist es ganz anders. Denn während man sich sonst über Reisen, Campen und Wetter und sowas unterhält (Wo kommst Du her, wo fährst Du hin, hast Du das schon gesehen, weißt Du schon, dass man da und dort sparen kann oder heute abend da und dort was tolles zu sehen ist…) reden sie jetzt alle und ausnahmslos über Politik.

Jeder erzählt die Probleme seines Landes und fragt, wie es bei einem selbst so wäre, und ich antworte dann halt (und habe am Tisch mit den Amerikanern mindestens dreimal ein „sounds familiar” bekommen) und sie erzählen alle das gleiche.

Überall geht es um Polarisierung, um Linke, die das Land kaputt machen, um neumobilisierte Nichtwähler, die kaum vorhersehbar wählen, aber nach rechts tendieren, überall herrscht unvereinbare kompromissunfähige Konfrontation. Eigentlich rund um den Erdball.

Was ist da los?

Ist das ein Indiz für meinen schon oft geäußerten Eindruck und Verdacht, dass es eine weltweit konzertierte Organisation aller Linken zum Aufbau des Weltkommunismus gab, und sie sich in jedem Land synchron gleich verhalten und dieselben Ziele verfolgt haben, und simultan in jedem Land den gleichen Schaden angerichtet und auf die gleiche Weise gegen die Wand gefahren sind? Nicht nur in Europa gibt es das Linken-Sterben.

Ich habe der Neuseeländern diverse Verrücktheiten aus Deutschland und Europa erzählt, und oft antwortete sie mit „same here”.

Für Zufälle ist mir das alles viel zu gleichgeschaltet und synchron.