Ansichten eines Informatikers

Das Wort des Jahres 2018

Hadmut
1.1.2019 1:46

Wetten, dass ihr das (englische, vom Cambridge Dictionary bestimmte) Wort des Jahres noch nie gehört habt und auch nicht wisst, was es überhaupt bedeutet?

Oder: Zum Stand der gesellschaftlichen Psychokrise.

Der NZ Herald berichtet, das Wort des Jahres laute:

Nomophobia

Oder deutsch Nomophobie.

Und ja, sie mussten auch erst mal nachschauen, was es bedeutet.

Nomophobia sei ein sozialer (eher wohl psychischer) Zustand, der laut Psychologen immer häufiger vorkommt. Nomophobia bezeichne die Angst oder Sorge, die Menschen entwickeln, wenn sie ihr Mobiltelefon nicht dabei haben oder es nicht nutzen können.

Herrje. Ich war schon über 30, als ich mein erstes Handy bekam. Vorher gab’s die gar nicht. Und als wir sie hatten, haben wir sie auch nicht benutzt, weil man damit nur telefonieren konnte und das extrem teuer war.

Ich habe das Wort zuerst auch gar nicht verstanden, denn -phobie bezeichnet eine Angst, und sowas ist ja immer mit anderen griechischen Worten zusammengesetzt. Und Nomos bedeutet Gesetz. Angst vor Gesetzen? Zustand psychischer Berufsunfähigkeit bei Juristen? Ja, kenne ich, habe ich schon bei manchen Richtern erlebt, aber was hat das mit Mobiltelefonen zu tun?

Es ist ein Kofferwort. Es ist nicht griechisch, sondern eine Kontraktion aus No-Mobile-Phone-Phobia. Lässt sich schwer echt auf altgriechisch ausdrücken, die gab es damals noch nicht. Wobei Fachkundige schon darauf hinweisen, dass auch Phobia falsch wäre, denn eine Phobie ist die Angst vor einer konkret vorliegenden Bedrohung. Arachnophobe bekommen Angst, wenn sie die Spinne sehen, und nicht so als Dauerzustand. Deshalb müsse es eigentlich Anxiety (Disorder) heißen, weil das eine permanete Angst bezeichnet, obwohl ja noch gar keine Bedrohung da ist. Weil die Leute die Krise schon kriegen, wenn sie das Handy nicht haben, noch bevor sie überhaupt wüssten, wozu sie es bräuchten.

Es ist wohl so, dass die Leute das Handy zunehmend als Körperteil auffassen. Was jetzt nicht so überraschend ist, weil auch Vielfahrer ihr Auto, Baggerführer ihre Baggerschaufel oder Piloten ihr Flugzeug im Lauf der Zeit als ihr eigenes Körperteil auffassen. Da gibt es lustige Experimente, den Leuten einen falschen Arm anzugewöhnen oder sowas. Der Mensch ist in seinem Körpergefühl tatsächlich anpassbar und dynamisch, und er kann sich tatsächlich an körperfremde Teile als Körperteile gewöhnen.

Das hat Vorteile.

Es eröffnet eine ganz neue Welt von Foltermethoden.

Früher musste man ja auf so archaische Methoden wie Water Boarding zurückgreifen um Leute so zu foltern, dass man es hinterher nicht sieht und nicht nachweisen kann.

Jetzt reicht ein Akkubohrer. Einfach vor den Augen des Delinquenten so langsam und sadistisch ins Handy bohren. Fühlst Du den Schmerz? Und das war erst die SIM-Karte. Gestehe, oder wir machen mit dem Mikrofon weiter… Sagst Du uns, was wir hören wollen, und Du bekommst das USB-Ladekabel, nach dem Du Dich so sehnst.

Die Welt ist eine Klapsmühle. Jetzt glaube ich doch, dass 2019 schief geht. Wenn das schon so anfängt.