Ansichten eines Informatikers

Auch Jazz ist jetzt frauenfeindlich

Hadmut
15.1.2019 23:57

Die Süddeutsche spinnt mal wieder.

Wieder die übliche Kurzschlusslogik: Weil Frauen etwas nicht machen, folgt daraus, dass die Männer Frauen ausgrenzen. Heute: Jazz ist jetzt frauenfeindlich.

Sie wären zu wenigen auf dem Jazz-Festival vertreten.

Was Frauen davon abgehalten hätte, Jazz zu spielen oder ein Festival zu machen, habe ich nicht verstanden. Heutzutage kann wirklich jeder mit einer Videokamera aufnehmen, wie er Musik macht, und es auf Youtube stellen, und wenn’s was taugt, wird er damit Zuhörer finden. Und sei es auch nur unter Frauen.

Ich halte den Vorwurf deshalb für völligen Humbug. Man könnte höchstens argumentieren, dass ein bestimmtes Festival frauenfeindlich wäre, und dabei ist dann mit keinem Stück gesagt, warum man gerade auf dieses Festival angewiesen wäre, um Jazz spielen zu können. In Berlin spielen jede Menge Leute in den U-Bahn-Stationen, es gibt jede Menge Kneipen, in denen man Musik spielen kann, Youtube obendrein.

Man braucht da niemanden, der einen akzeptiert oder zum Festival einlädt. Man muss a) spielen können und es b) eben auch tun.

Aber wenn ich so drüber nachdenke, dann könnte ich mich nicht erinnern, überhaupt schon mal eine Frau Jazz spielen gehört zu haben. Was jetzt nicht viel sagt, weil ich kein ausgesprochender Jazz-Fan bin. Jazz erfüllt nur gelegentlich oder in manchen Stilrichtungen meine melodischen Anforderungen, oftmals wirkt gerade moderner Jazz auf mich mehr oder weniger zufällig und planlos. Ich mache mir aus modernem Jazz deshalb nicht allzuviel, es sei denn natürlich New Orleans oder Klezmer, die sind mein Ding. Geht in New Orleans draußen auf die Straßen, und da klingt es einfach geil (habe nur Männer gesehen). Geht in eine moderne Jazz-Kneipe, und es hat mich rückwärts wieder raus. Blues und Swing stehen in meiner Achtung weitaus höher (und da gibt es auch Frauen). Ich bin daher kein Jazz-Experte. (Und weil ich bei sowas immer erboste Zuschriften bekomme, ich hätte von Musik ja nun gar keine Ahnung: Ich habe zwar schon lange nicht mehr die Zeit dazu, und es auch wieder verlernt, aber neben anderen Instrumenten habe ich als Student mal passabel Klarinette gespielt und mich auch in diesen Musikrichtungen umgesehen und es auch zu einem Auftritt vor Publikum mit der HaDiKo-Band und zu Musikabenden auf dem Flur gebracht. Also zumindest eine entfernte Ahnung kann ich für mich in Anspruch nehmen. Im Gegensatz zu Schlaumeiern, die meinen, die Hörexperten zu sein, habe ich es zumindest schon mal gespielt.)

Stellt Euch mal in ein gut sortiertes Musikgeschäft.

Stellt Euch mal dahin, wo es die typischen Jazz-Instrumente gibt.

Und? Wieviele Frauen seht ihr da?

Frauen singen. Spielen Gitarre. Klavier. Streichinstrumente. Flöten. Vom Klavier mal abgesehen, sind das nicht die typischen Jazz-Instrumente. Jazz-Bratschen sind nicht so das Ding, auch Cellos kaum. Der Kontrabass dann wieder, aber da sieht man dann wieder kaum Frauen.

Niemand würde sie davon abhalten, es zu machen. Aber sie machen es nicht, und Schuld dran sind wie immer die Männer.

Geht mal auf Youtube, gebt mal „Jazz” ein und zählt mal, wieviele Frauen ihr da findet. Und wo die, die ihr findet, leben.

Wen sollen die denn da zum Jazz-Festival nach Berlin einladen?