Ansichten eines Informatikers

Hannover heißt jetzt Hannovende

Hadmut
22.1.2019 21:09

Akute Erruption von Dummheit in Niedersachsen.

Die WELT behauptet, dass Hannover (diese komische Stadt, deren Daseinsgrund mir nach Ende der CeBIT nicht mehr einleuchtet) gerade die Sprache brachial durchgendert:

Hannover schafft den Lehrer und den Wähler ab

Niedersachsens Landeshauptstadt setzt sich an die Spitze der Gender-Bewegung. Verwaltungssprache soll künftig geschlechtsneutral formuliert werden. Auch die Anreden Herr und Frau sind zu vermeiden. […]

Allen Hiobsbotschaften, allen aktuellen Missständen zum Trotz hat das Rathaus gleich zu Beginn dieses für die Stadt womöglich schicksalhaften Jahres eine Entscheidung gefällt, die Hannover direkt an die Spitze der deutschen Gender-Bewegung katapultiert. Sämtlicher offizieller städtischer Schriftverkehr, so heißt es in einer Presseerklärung, alle E-Mails, Presseartikel, Broschüren, Formulare, Flyer und Briefe, muss künftig in „geschlechtergerechter Verwaltungssprache“ formuliert sein.

Von hirngerecht war wohl nicht die Rede. Dass diese Schwätzenden von Dummem die Sprache nicht verstanden und nicht kapiert haben, was Partizipien sind, und dabei die Sprache völlig verhunzen, habe ich schon oft beschrieben. Und dass sie sich die Sprache so kaputt gemacht haben, dass sie dann, wenn sie doch mal was sagen wollen, auf Englisch ausweichen müssen, weil sie es nicht mehr schaffen, sich innerhalb des politisch korrekten Schrumpfsprachraumes noch zu artikulieren, müssen sie auf Reservesprachen ausweichen.

Aus Lehrern werden in Hannover also Lehrende, aus Wählern Wählende, aus Teilnehmern Personen. Auch das Rednerpult wird abgeschafft und, zumindest verwaltungssprachlich, durch ein Redepult ersetzt. Vielfalt sei Hannovers Stärke, begründet Oberbürgermeister Schostok die neue, für die 11.000 Mitarbeiter der Stadt verbindliche Regelung. Diesen Grundgedanken „auch in unserer Verwaltungssprache zu implementieren“, so Schostok, sei „ein wichtiges Signal und ein weiterer Schritt, alle Menschen unabhängig von ihrem Geschlecht anzusprechen“.

Und wenn’s nun gar nicht mehr geht?

Im Zweifel, wenn sich keine geschlechterneutrale Formulierung finden lasse, dürfe zu diesem Zweck auch das Gender-Sternchen zum Einsatz kommen. Die Dezernent*innenkonferenz, so heißt es beispielgebend in einer Presseerklärung der Stadt, habe den vom Referat für Frauen und Gleichstellung erarbeiteten Empfehlungen bereits unter ihrer neuen und damit geschlechtergerechten Bezeichnung zugestimmt. Der sogenannte Gender-Star diene in solchen Fällen als „sprachliches Darstellungsmittel aller sozialen Geschlechter und Geschlechtsidentitäten“.

Hat man denn geklärt, ob die Stadt dafür überhaupt zuständig ist? Ist das Bundes-, Landes- oder Kommunalangelegenheit?

Wie kommen sie auf den Mist?

Hannovers Stadtverwaltung will mit ihrer neuen Sprachregelung den Ansprüchen des Bundesverfassungsgerichts gerecht werden, das Ende 2017 die Aufnahme eines dritten Geschlechts in das Geburtenregister verfügt hatte. Vor einem Monat beschloss daraufhin der Bundestag die Bezeichnung „divers“ als dritte Möglichkeit offizieller Geschlechterangaben. Statt mit „Liebe Kolleginnen und Kollegen“ sollen deshalb zum Beispiel offizielle Schreiben des Betriebsrats an die Belegschaft des Hannoveraner Rathauses künftig mit „Liebe Kolleg*innen“ beginnen.

Was ich jetzt nicht verstehe:

Warum haben sie dann Hannover nicht in Hannovende umbenannt? Kann ja wohl nicht angehen, dass die Stadt auch weiterhin nach dem ersten Mann benannt ist, der da hauptberuflich herumhannovt hat, dem ersten Hannover eben.

Und konsequenterweise müssten dann auch die Einwohner … – pardon, ich meinte die Einwohnenden – nicht mehr Hannoveraner, sondern Hannoverandende heißen.

Da hat der Bürgendenmeistende wohl geschlampt. (Bin mal gespannt, wann sie drauf kommen, dass Bürger und Bürgende heute was ziemlich unterschiedliches sind. Oder Würger und Würgende. Mach mal das Radio leisende. Auch sind Lutschende nicht, was ein Lutscher ist. Auch Leiter und Leitende sind nicht das gleiche. Und Pfeffende will ich nicht auf dem Essen haben. )

Kommt davon, wenn man sich einen Sozialpädagogen zum Bürgermeister wählt.

Leider sind sie jetzt wohl Leidende.