Ansichten eines Informatikers

Klimawandel und Desinformation

Hadmut
27.1.2019 14:44

Noch ein Beispiel.

Jemand machte mich gerade auf den Artikel Klimawandel: Das Netzwerk der Leugner bei Spektrum.de aufmerksam, in dem es darum geht, dass Klimawandel-Leugner ein Netzwerk zur Desinformation errichtet hätten.

Oben ein Bild eines toten Baumes in trockener Wüste.

Und mir fiel gleich auf, Moment mal, das kenne ich doch, da war ich doch schon. Das ist das Sossusvlei in Namibia. Ich dachte, ich hätte da ein tolles Foto gemacht, und habe dann gemerkt, dass wirklich jeder, der da war, so ein Foto gemacht hat. So wie dieses. Die Gegend ist so einmalig auf der Welt, dass man sie gleich erkennt, und die nehmen das als Symbol für den weltweiten Klimawandel? Gut, wenn man mit der Maus draufgeht, erscheint der Text „Baumskelett in der Dead Vlei”. Das Dead Vlei. Das ist das gleiche, gleich nebendran, so ungefähr ein oder zwei Dünen weiter. Derselbe Nachmittagsausflug. Selbe Gegend, anderer Straßenname. Da war ich auch, sieht genauso aus. Weniger Touristen, weil der Name nicht ganz so bekannt ist und weil es tourismusindustriell nicht so erschlossen ist. Und nicht so eine schöne große gelbe Ebene wie das Sossusvlei hat.

Und das als Symbol für Klimawandel herzunehmen ist völlig absurd. Denn das gehört zur Namib, älteste Trockenwüste der Welt. Die Bäume stehen da seit bis zu 500 Jahren tot rum. Beweisen also eher das Gegenteil, dass es Trockenheit auch schon vor der Industrialisierung gab.

Kurios: Ich war 2011 da.

Als ich da war, hat es in einigen Gegenden Namibias, auch in dieser Wüste, zum ersten Mal seit Menschengedenken geregnet. Wir waren in der Gegend um Swakopmund in einem Restaurant und haben gerügt, dass es uns durch das Dach in die Teller regnete. Der Wirt sagte, er könne nichts dafür. Woher hätte er wissen sollen, dass das Dach undicht ist, denn seit er das Restaurant hat, hat es da noch nie geregnet.

Sogar in der Namib gab es auf den trockenen Dünen plötzlich grüne Grasbüschel. Vereinzelt nur, aber grotesk anzusehen. Sogar die Einheimischen waren verblüfft und sagten, dass sie so etwas noch nie gesehen hatten und fest davon überzeugt gewesen waren, dass da auch nichts wachsen könne, weil das längst alles tot sei. Sie fanden es wunderbar.

Insofern ist es doppelt desinformativ, einen solchen Artikel mit so einem Bild aufzumachen. Erstens, weil die Namib schon lange vor dem Einfluss des Menschen so aussah. Und zweitens, weil es sein könnte, dass der Klimawandel genau dorthin Regen bringt und da plötzlich grün wächst.