Ansichten eines Informatikers

4GB-Schrott oder Teuer

Hadmut
10.2.2019 13:10

Warum ich es gerade sehr gruselig finde, ein Notebook zu kaufen.

Die Sache mit Notebook-Computer ist bei mir die: Ja, ich habe sie. Obwohl ich von Notebook-Computern jetzt gar nicht sooo begeistert bin wie andere, die nichts anderes mehr benutzen. Ich hab’s gern mit richtiger Tastatur und Monitor, dann aber auch wieder keine Lust, das an ein Notebook anzustöpselt, dass dann wieder irgendwo rumliegt. Trotzdem gibt es natürlich reichlich fälle, wo man das braucht und eines dabei haben muss. Deshalb habe ich natürlich welche. Oder eigentlich viele, weil ich dazu neige, sie auch dann, wenn sie veraltet sind und der Akku kaputt ist, noch für Bastel-, Sonder- und Debugging-Zwecke aufzuheben, solange man noch ein Linux drauf installieren kann. Gerade für Elektronik-Spielereien, als Terminal und sowas oder wo sie geklaut werden könnten manchmal noch gut. Ich habe deshalb noch zwei rumliegen, die älter als 10 Jahre sind, aber nun wirklich nicht mehr zu gebrauchen sind, weil man mit 2 GB RAM nicht mehr weit kommt, die Bildschirme inzwischen nur noch reduzierte Helligkeit haben und die Linux-Distributionen langsam anfangen, den 32-Bit-Support einzustellen.

Auch die Rechner, die ich noch aktiv in Gebrauch habe/hatte, haben inzwischen einige Jahre auf dem Buckel. Gekauft zu einer Zeit, als der Notebook-Markt eigentlich genau nach meinem Geschmack war. Denn „eigentlich” bin ich bei Notebooks geizig. Nein, geizig ist das falsche Wort. Ich bin sparsam an einem Ende. Ich käme nämlich nicht auf die Idee, teure Notebooks zu kaufen. Das Edel-Zeug oberhalb von 1000 Euro ist für mich nichts, damit kann ich nichts anfangen. Ich habe zwar dienstlich einen teuren MacBookPro, und muss bestätigten, dass der gar nicht so teuer ist, wie er scheint, weil er auch nach 6 Jahren kaum sichtbare Abnutzungserscheinungen hat, aber persönlich neige ich da eher zu preisgünstigen Notebooks und stecke das gesparte Geld dann in RAM und Festplatte/SSD. Das ist mir wichtiger als irgendein superschneller Heizprozessor. Und der Bildschirm muss für mich unbedingt matt sein. Sowas gab es damals, damals hatten Notebooks Akkus zum wechseln und auf der Unterseite Klappen für RAM und Festplatte. 8GB RAM ist bei mir mobil Minimum, meine „Standardgröße” ist 16GB. (Bei Arbeitspferden für Bild- und Videobearbeitung inzwischen 32GB.)

2011 hatte ich mir für freiberufliche Zwecke ein 18-Zoll-Riesen-Notebook von Asus gekauft, was trotz (oder wegen) seiner Größe recht günstig war und sogar Platz für zwei Festplatten hatte, gleich mit 8 GB RAM. Kaum Umhängetaschen-tauglich, nur brauchbar, wenn man mit dem Auto zum Kunden fährt. Hat lange gut gearbeitet, dann aber irgendeine Hardwaremacke, erst blockierte der zweite IDE-Steckplatz meist so nach 30-60 Minuten nach dem letzten Reset. Inzwischen stürzt der ganze Rechner alle paar Stunden ab. Der muss ersetzt werden.

Und dann habe ich mir für Zugreisen 2012 einen kleinen (11,6-Zoll) prozessorschwachen Acer Aspire One 756 in gruselhässlichem und bewährt diebstahlhemmendem Metallic-Hellbau gekauft, weil ich gerade ganz schnell einen brauchte, und der damals so um die 200 Euro gekostet hat. Von dem Ding war ich begeistert, der hat mir beste Dienste geleistet, den habe ich immer noch im Einsatz. Natürlich noch RAM reingebaut und die Platte gegen SSD getauscht, womit der auch auf den dreifachen Wert kam, aber inzwischen ist der für Bild- und Videoverarbeitung einfach zu lahm, die Auflösung (1366×768) ist zu niedrig, und der Akku ist inzwischen ziemlich runter. Die passenden (flachen) Akkus gibt’s nur noch zu Originalpreisen, und das lohnt sich nicht mehr so, weil das Bildschirmgehäuse einen Riss hat. Aber: Das Ding war gut und praktisch, und man muss nur eine einzige Schraube lösen um an RAM- und Plattensteckplatz zu kommen. Wunderbar. Der Rechner war ein richtig guter Kauf, der hat sich sehr gelohnt. Und als Schmankerl: Ich hatte mir im Elektronikmarkt einen billigen aber robusten Kunststoffgerätekoffer für derbe Outdooreinsätze gekauft und dann entzückt festgestellt, dass der kleine Rechner exakt in die Ausbuchtung des Kofferdeckels passte und darin einfach perfekt und super gut geschützt unterzubringen war. Geiles kleines Steckernetzteil mit drehbarem Stecker.

Letztes Jahr schon stand ich also vor dem Problem, beide ersetzen zu wollen. Das war schon gruselig. Ich hatte mal einen von Lenovo, der eigentlich nicht schlecht war, sogar zwei Akkus hatte, aber bei dem die Händlerangaben zu den Einbaumöglichkeiten schlicht falsch waren, den habe ich wieder zurückgegeben. Immer mehr Scheiß auf dem Markt, den man nicht mehr aufrüsten kann. Entweder krass teuer um die 1500 Euro oder alles fest verschlossen und mit 4GB RAM fest eingelötet. Akku nicht mehr wechselbar und so.

Letzten Endes habe ich dann doch noch einen HP gefunden, der mir für unterwegs zwar eigentlich zu groß war, aber ansonsten genau, was ich wollte. FullHD matt, 16GB RAM ab Werk, M.2-SATA-Steckplatz mit einer SSD belegt, ein 2.5-Zoll-Steckplatz mit einer Festplatte belegt (die ich durch eine 2TB-SSD ersetzt habe), alles gut zugänglich, zu günstigem Preis. Mit dem bin ich sehr zufrieden, es stört mich der laute Lüfter. Außerdem die irre Sitte, Notebook-Netzteile mit den sperrigen 3-poligen (Micky-Maus-)Steckern zu machen, womit man immer ein sehr unhandliches großes schweres Kabel mitnehmen muss, für das man im Ausland nur schwer Ersatzkabel bekommt. Das habe ich durch ein Netzteil vom chinesischen Dritthersteller ersetzt mit zweipoligem dünnem Kabel und USB-Lader.

Ansonsten: Schierer Käuferfrust. Ich brauche ja noch einen Ersatz für den anderen Notebook, den großen mit der Hardwaremacke. In den Elektronikmärkten sind die Angebote voll von Notebooks, aber unterhalb von etwa 1200 Euro nur noch Schrott. Alles spiegelt, alles mit fest eingebauten Akkus, alles fest verschlossen, alles mit fest verlöteten 4GB RAM. Auch von Acer nur noch dieser Einheitsmüll. Was soll man mit 4GB RAM?

Diese Wochen dann die Frust-Lösung. Bei Aldi Nord ein Medion mit gutem mattem FullHD IPS-Display für 399 Euro. Gut, den nehm ich. Mit dem Medien-Rechnerkram bin ich bisher recht gut gefahren.

Macht auch eigentlich einen guten Eindruck, wenngleich eines grausam ist. Die Kamera ist unterhalb des Bildschirms und guckt einem von unten in die Nasenlöcher, weil der Bildschirm ja oben einen dünnen Rand haben sollte. Die Lautsprecher hören sich wirklich schrecklich an, weil Billig-Lautsprecher, die auf der Unterseite nach unten abstrahlen. Und er hat keinen Ethernet-Anschluss, was mir erst hinterher aufgefallen ist. Da braucht man dann wieder einen USB-Ethernet-Adapter, die es in der günstigsten Version für USB-C ab etwa 15 Euro gibt. Begeisterung stellt sich nicht ein, aber für den Preis ist es gerade so in Ordnung.

Der wesentliche Grund war aber, dass ein Computermagazin den vorab getestet hatte und per Foto zeigte, wie das Ding offen aussieht: Das Ding hat noch zwei richtige RAM-Riegel-Steckplätze. Kann man aufrüsten, wenn auch unter Garantieverlust, denn eigentlich darf man es nicht aufschrauben. M.2-SSD ist auch austauschbar. Kurioserweise hat das Ding auch noch einen 2,5-Zoll-Steckplatz, der aber nicht nutzbar ist, weil das nötige Spezialkabel fehlt.

Was mir daran jetzt auch wieder aufgefallen ist:

Klappen gibt es nicht. Man muss mit 10 Schrauben den gesamten Boden abschrauben. Und die Schrauben sind mit Gummipfropfen verklebt. Man muss die erst alle rauspopeln.

Was soll das?

Warum wird der Markt mit Rechnern geflutet, die allesamt hardwaremäßig – durch festes Einlöten oder ein normal nicht zugängliches Gehäuse – auf 4GB RAM begrenzt werden? Warum konnte ich 2011 einen billigen Rechner mit 8GB RAM kaufen, aber jetzt nur noch unter Schwierigkeiten?

Warum hat beispielsweise Acer noch 2012 prima Rechner verkauft und jetzt nicht mehr?

Warum habe ich den Lenovo-Rechner, den ich wegen falscher Beschreibung zurückgegeben habe, neulich zum doppelten Preis wie letztes Jahr gesehen? Ich hatte den für 550 Euro, ihn aber kürzlich für deutlich über 1000 gesehen, bei augenscheinlich gleicher Ausstattung.

Ein Grund ist sicherlich, dass man Rechner heute so flach wie möglich haben will und der Platz für Ethernet-Buchsen oder RAM-Sockel fehlt. Selbst in dem Medion-Gerät, das ich jetzt habe, sind zwar RAM-Sockel eingebaut, aber in den Specs des verbauten Riegels steht, dass der für Notebooks besonders flach und kleiner als der Standard gebaut ist. Aber 8 oder 16GB bekommt man genauso flach hin.

Irgendwas ist da faul.

Ein Gedanke wäre, dass wieder mal Microsoft dahintersteckt und wieder mal die Windows-Lizenzen in teuer und Schmeiß-hinterher aufteilt und letztere wieder mal nur für begrenzte Hardware rausgibt, es stinkt nach 4GB RAM.

Ein anderer Gedanke wäre der eines illegalen Kartells, das sich abgesprochen hat, den Billig-Markt nur noch mit Schrott (spiegelt, 4GB RAM, nichts tauschbar) zu befüllen und alles Ordentliche stark zu verteuern.

Ich habe 2012 im Elektronikmarkt für ca. 220 Euro einen – damaliger Technik entsprechenden – prima Rechner gekauft, problemlos erweiterbar, superkleines tolles Netzteil, und noch heute im Einsatz. Sowas gibt es heute nicht mehr. Gehe ich heute in den Elektronikmarkt (selbe Kette), finde ich unterhalb von etwa 1200 Euro da zwar viel Angebot, aber nur noch Schrott.

Warum?