Die Musterfrau des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Jetzt sind sie völlig übergeschnappt.
Oder: Erika Mustermann war gestern.
Es gab nicht nur das „Framing-Handbuch” der ARD. Der Tagesspiegel berichtet, dass es beim „Deutschlandfunk Kultur” ein „Stilistik-Handbuch” gibt, für welche Hörergruppe das Radioprogramm zu gestalten ist, damit wenigstens die nicht abschalten.
Darin wird die Musterhörerin detailliert beschrieben. Sie heißt „Susanne Wagner” (hätte ich nicht gedacht, ich hätte auf Aische oder Scheherazade gewettet). Und über die heißt es da:
Deutschlandfunk Kultur möchte Orientierung stiften, zuallererst und insbesondere für Susanne Wagner. Der Musterhörerin wurde ein ausgefeilter Lebenslauf ausgestellt. Vor 48 Jahren in Leipzig geboren, macht nach der EOS eine Ausbildung zur technischen Zeichnerin. Nach dem Mauerfall „geht sie ins Sehnsuchtsland Italien“, danach studiert sie in Freiburg Architektur und lernt 1995 Niko aus Dubrovnik kennen. Sie bekommen 1997 eine Tochter, trennen sich 2000. Wechsel nach Frankfurt am Main, Susanne Wagner geht mit Matti aus Helsinki eine Verbindung ein, ein zweites Kind wird geboren. Heute hat sie eine Firma für nachhaltige Architektur, sie kämpft gegen steigende Mieten in Sachsenhausen, unterstützt ein Mädchen-Schulprojekt in Simbabwe.
Die Biographie ist noch weitaus umfangreicher, damit die Mitarbeiterin und der Mitarbeiter von Deutschlandfunk Kultur sich ein ganz genaues Bild der Musterhörerin machen können. „Wir bewegen uns auf Augenhöhe mit Susanne Wagner“, heißt es. „Wir sprechen sie direkt und persönlich an; einzeln, nicht als Gruppe. Wir sitzen mit Susanne Wagner am Küchentisch.“
Tja, liebe Leserinnen, da habt Ihr aber wirklich Pech gehabt, wenn Ihr nicht Ossi seid, Euch nicht exakt so (gegen den Uhrzeigersinn!) einmal um Europa außenrum gevögelt habt, nicht Architektin seid oder kein Geld nach Simbabwe überweist.
Solltet Ihr aber zum erlesenen Kreis dieser Musterfrauen gehören, dann bekommt bitte keinen Schreck, wenn wildfremde Leute an Eurem Küchentisch sitzen. Das sind welche, die von Euren Zwangsbeiträgen leben. Die kommen jetzt natürlich auch zu Euch, um von Euren Vorräten zu essen. Ob es Euch dann noch hilft, sexuelle Beziehungen zu Finnen zu leugnen, kann ich momentan nicht einschätzen.
Anscheinend stammt nicht nur diese Susanne Wagner aus Leipzig, sondern auch die Autoren dieses Machwerk. Das ist so spießig-piefig-einheitsmenschig wie das Menschenbild der SED. Wer denkt sich denn so einen Scheiß aus? Was arbeiten denn da für Holzköpfe?
Bin mal gespannt, wie lange es dauert, bis es verboten wird, das Radio auszuschalten.