Ansichten eines Informatikers

Sterbendes Neuseeland?

Hadmut
1.5.2019 22:59

Ist es so schlimm?

Ich bin noch gar nicht mit den Urlaubsbildern und -videos durch, das linke Dauerfeuer hat mich in den letzten Monaten voll unter Beschlag gehalten. Ich hätte noch einiges zu zeigen.

In den Reiseberichten hatte ich ja schon erwähnt, dass sich die Neuseeländer ziemlich verärgert gezeigt hatten, dass die Landwirtschaft dort die Umwelt zerstört. Das Mineralwasser aus den wenigen verbliebenen noch sauberen Quellen würde nach China verkauft, und für sie bliebe nur noch das „shit water”. Das, das mit Gülle, Dünger, Phosphaten, Pestiziden, Herbiziden und so weiter verseucht sei. Ich bin mir nicht mehr sicher, aber ich glaube, von Glyphosat und ähnlichem Zeug haben sie auch geredet. Das würde dort in großen Mengen und auf Wunsch der Regierung flächendeckend versprüht. Als ich dann wieder in der Nähe von Auckland war, hatte ich ja mal eine Campingplatz-Nachbarin, die in heller Panik überstürzt abreiste, weil morgens über uns ein Hubschrauber gekreist war. Sie meinte, die versprühten da Pestizide.

Auch aus den Museen und der ganzen Geschichte hatte ich den Eindruck gewonnen, dass Neuseeland eigentlich nur eine Raubbau-Kolonie war. Eigentlich ging man nur dorthin, um die Kauri-Bäume abzuholten und mitzunehmen, was es sonst noch gab. Ich fand das zwar sehr eindrucksvoll, dort in den Museen die Geschichte Neuseelands anhand von Maschinen, der Dampfmaschine und dem Dieselmotor, zu sehen. Aber es heißt eben auch, dass es eigentlich nur um die Geschichte des maschinellen Abholzenz eines entfernten Landstriches ging, der für Europäer eigentlich nicht wichtig erschien. Eine Kolonie, die man ausräumte. Zu klein und zu abhängig, um Widerstand zu leisten.

Ein Leser schickt mir nun einen Link auf eine Webseite der „Netzfrauen”: Eine aktuelle Studie: Umwelt in Neuseeland steckt in ernsthaften Schwierigkeiten!

Darin wird behauptet, dass Neuseeland praktisch kurz vor dem ökologischen Einsturz steht.

Ich weiß nicht, ob das so stimmt, aber: Manches darin kann ich aus eigener Kenntnis bestätigen. Nichts davon könnte ich falsifizieren.

Beispielsweise das mit dem Trinkwasser.

Oder das mit den Schafen und den Kühen. Das war mir 2010 schon aufgefallen. Ich bin ja zweimal von ganz unten nach einmal weit oben, einmal ganz oben durch Neuseeland gefahren. 2002 war es noch voller Schafe, sonst fast nichts. Sie machten dort sogar Witze, dass auf jeden männlichen Einwohner im zeugungsfähigen Alter x (weiß nicht mehr, 7 oder sowas) weibliche Schafe kämen. So mit dreckigem Grinsen.

2010 fiel mir dann schon auf, dass es viel weniger Schafe, aber plötzlich ziemlich viele Kühe dort gab. Naja, dachte ich, der chinesische Milchskandal. Die kaufen jetzt Milch aus dem Ausland. War ja bekannt, dass die deutschen Milchbauern plötzlich deutlich höhere Erlöse erzielten, weil sie in Deutschland für Milch fast gar nichts mehr, in China aber 2 Euro pro Liter bekamen, bei vernachlässibaren Transportkosten, weil die Schiffe sowieso voll her und leer hin fahren, Transportkapazität billig zu haben ist. Wenn man durch Neuseeland fährt, kommt man ständig an irgendwelchen Tierweiden vorbei.

Die beschriebenen Hirsche habe ich bisher nicht oder nur ein einziges Tier gesehen, wenn ich mich jetzt recht erinnere. Eigentlich erinnere ich mich gar nicht mehr daran, ihn gesehen zu haben, aber ich erinnere mich noch daran, mich darüber gewundert zu haben, dass da irgendwo so ein Vieh rumlief, weil es in Neuseeland ursprünglich ja gar keine Säugetiere gab. Alles eingeschleppt.

Was mir allerdings auffiel, dass die eine regelrechte Kuhplage haben. Die Rindviecher büchsen manchmal aus und laufen auf der Straße rum, was sehr gefährlich ist. In manchen Gegenden stehen am Straßenrand alle paar Kilometer Hinweisschilder, welchen Notdienst man anrufen soll, wenn man frei laufende Rinder sieht. Die kommen dann sofort und fangen die wieder ein.

Kurios ist auch das mit dem Sand.

Ich hatte mich nämlich nach meiner Reise im November mit einer befreundeten Geologin unterhalten und der – naiv wie ich halt bin – erzählt, dass der Sand dort am Strand ganz anders ist, als ich ihn aus anderen Ländern kenne. Bei Ebbe ist der Sandboden des Meeresgrundes, der nun trocken oder nur feucht liegt, so fest, dass man darauf fast wie auf hartem Boden läuft. Ich bin barfuss am Strand durch den Ebbe-Sand gelaufen und habe kaum, manchmal gar keine Fußspuren hinterlassen, weil der Sand so fest, und wie man spürt, scharfkantig ist. Also nicht so, dass man sich daran weh tun oder gar verletzen könnte, aber so, dass er sich dann eben nicht weich anfühlt. Wüstensand fühlt sich irgendwie viskos-flüssig an, weil der rundgeschmirgelt ist, und die Sandkörner nicht aneinander halten. Das rutscht alles weg, jede Fußtritt führt zu kleinen Minilawinen. Man muss versuchen, „in die Fußstapfen des Vorgängers zu treten”, um nicht wegzurutschen. Deshalb taugt Wüstensand auch nicht zum bauen. Da hält kein Beton.

Der Küstensand von Neusseeland ist aber wunderbar fest, ich sagte noch so zur Geologin, dass das Männerstrände sind, weil man damit perfekte Sandburgen bauen kann. Die halten perfekt. (Wie im Bau die Hochhäuser.)

Oha. Das war genau ihr Fachgebiet. Ich habe gleich einen ausführlichen wissenschaftlichen Vortrag über Sedimentreife bekommen, weil sie sowas geologisch untersucht hat, was die äußere Beschaffenheit von Sand darüber aussagt, was mit diesem Sand schon alles passiert ist. Die bohrt in Bergwerken tiefe Löcher in die Erdkugel und sagt dann hinterher, ob’s hält oder nicht und sowas. Und die sagte mir dann gleich, wie wertvoll Sand ist, der die Beschaffenheit hat, die ich da beschrieben hatte.

Insofern kann ich mir das schon sehr gut vorstellen, dass die bei der derzeitigen Weltknappheit dort Sand absaugen. Gesehen habe ich es nicht, aber es würde passen.

Rot-Grün-Links will doch jetzt in Deutschland so viele neue Wohnungen bauen. Die machen doch so auf Umweltschutz und CO2. Ob schon mal jemand gefragt hat, wo der Sand herkommt, den man zum Bauen der Häuser braucht?

Artenvielfalt: Naja. Außerhalb des Wassers und von Zoos habe ich tatsächlich eigentlich nichts wirklich einheimisches an Tierarten gesehen. Kein Kiwi, kein Kea (gut, die gibt es auch nicht da, wo ich war, das sagt nichts), kein Kakapo. Natürlich waren dann noch jede Menge Vögel und Insekten unterwegs, aber nichts, was ich erkannt hätte. Erstaunlicherweise habe ich dieses Mal auch keine einzige Weta gesehen.

Ich habe diesmal auch zum ersten Mal keinen wilden Pinguin gesehen.

Gesehen habe ich allerdings jede Menge Fische im Meer, einige Orcas, und zwei wilde Delfine, die im offenen Meer auf Armlänge zweimal um mich herum kreisten. Ich hätte sie anfassen können, soll man aber nicht, damit sie nicht krank werden. Außerdem weiß man nie, ob die sich dann nicht doch angegriffen fühlen. Oder es als Spiel auffassen und zurückstupsen, die sind ziemlich ruppig in ihren Spielen.

Es wäre sehr schade um Neuseeland.

So ein wunderbares Land.

Aber nur eine Plünderkolonie. Alle reden hier vom Kolonialismus in Afrika und den Herero vor über 100 Jahren, aber vom heutigen Ökokolonialismus in Neuseeland, das eben Milch, Hirsche (wozu eigentlich?) und alle die Wolle für die Pullover der Ökofuzzis liefert, die Fleece-Pullover wegen der Mikroplastik ablehnen, und jede Menge Holz dazu, sagt keiner was.

Und ja, es ist mir auf den bisherigen Reisen durchaus aufgefallen, dass die Straßen auf den Hauptrouten voll sind von zwei Sorten LKW: Milchlaster und Holzlaster.