Noch drei Musicals: Chicago
Unter vier Musicals mach ich’s nicht. Deshalb waren aßuer Frozen noch drei fällig.
Chicago
Das am längsten laufende Musical des aktuellen Broadway-Programms.
Das kannte ich schon, ich habe das Musical irgendwann so um 2002 herum schon mal in London in Starbesetzung gesehen und so um 2008 herum nochmal auf Billig-Ticket zum runtergesetzten Preis mit unbekannter Besetzung und im kleienren Theater, als das schon nicht mehr so gut lief.
Es gefällt mir aber so gut. Chicago und Der kleine Horrorladen sind von der Musik her die Musicals, die mir am besten gefallen.
Eigentlich hatte ich Chicago deshalb nicht mehr so unbedingt auf der Prioritätenliste, ich mag es zwar, aber es ist nicht immer gut, wenn Musicals so lange laufen, weil ich in London schon gemerkt habe, dass die dann die Nachwuchssänger besetzen, die noch üben müssen, auch weil die dann billiger sind. Es trägt sich alles nicht mehr so, wenn nicht mehr so viele Besucher kommen. Das rutscht halt dann betriebswirtschaftlich alles nach unten.
Hier ist mir aufgefallen, dass sie verblüffend viel Werbung dafür machen, und dass bei der Ticketbude für reduzierte Preise vom selben Tag die großen aktuellen Musicals nie, Chicago aber immer draufsteht. Zumal mir eine Werbetussi, die hier in Chicago-Aufmachung auf der Straße stand, und einen Rabattgutschein gab, auf meine Frage, wann man da noch kurzfristig reinkönnte, sagte, dass sie eigentlich fast nie ganz ausverkauft sind. Gerade Einzelplätze wären fast immer noch zu haben.
Als ich am Donnerstag abend nichts anderes mehr finden konnte, habe ich halt Chicago zum reduzierten Billigpreis genommen und brauchte nicht mal den Gutschein. Die alte Masche, direkt an der Theaterkasse zu fragen, zieht noch. Der zeigte mir gleich eine Liste, welche Sitzkategorien zu welchen reguären Preisen er mir zu welchen Rabattpreisen anbieten könnte. Ich habe den billigsten genommen, weil er meinte, die wären alle OK, es sei halt ein kleines Theater, da könne man gar nicht weit weg sitzen.
War dann untere Ebene, unter der Empore, die allerletzte Reihe ganz hinten in einer Rundung, die nur aus drei Notsitzen bestand.Blick eigentlich gar nicht mal schlecht, aber der Stuhl war irgendwie kaputt und durchgesessen, ich saß mit Schlagseite nach links. Also habe ich mich beschwert. Billig hin oder her, ich will schon gerade sitzen und mich nicht ständig gegen das Abrutschen stemmen müssen. Sie prüften das und fanden heraus, dass „leider” nur noch ein einziger Platz frei wäre, den sie mir anbieten könnten. Empore, ganz vorne, teure Kategorie. Ja, nehme ich. Ich bin ja nicht so.
Neben mir saß übrigens ein unscheinbares Mädchen, High-School-Schülern-Typ, die kurz bevor es losging, schon so leise die Lieder mit ihrer Freundin nebendran vor sich hinsang und auch in verschiedenen Szenen die Gesten und Handbewegungen perfekt und synchron mitmachte. Wisst Ihr, was ich dachte? Ei, verdammt, kann die gut singen. Der Karriereweg steht fest. Die war richtig gut. Offenbar fangen die an der Highshool schon an, denn auch bei den Mädchen aus Frozen stand in der Beschreibung, dass die aus den Musical-Gruppen an den Schulen kommen.
Für das Musical selbst hatte ich die Befürchtung, dass das dann die zweite Garnitur ist, wurde aber positiv überrascht. Die waren richtig gut, nur bei Amos dachte ich mir so, den hab ich schon etwas besser gehört. Orchester auch superaffengeil.
Velma supergut besetzt, Roxie auch, ist mir jetzt aber nicht so explizit aufgefallen. Und Mama der Brüller. Die haben da mit den Harlem Gospelchors natürlich die perfekte Quelle, und hatten die Rolle mit einer dicken Schwarzen besetzt, die von der eigentlich schwierig zu singenden Rolle nicht mal ausgelastet war, denn einmal hängte sie noch etwas hintendran um zu zeigen, dass sie das noch viel besser kann. Boah, können die singen.
Und am Cell Block Tango im Frauengefängnis kann ich mich einfach nicht sattsehen und -hören, das ist einfach zu gut.