Ein seltsamer Einkauf
Ich habe heute bei Amazon eingekauft. Im Laden.
Ich wollte gerade auf die Aussichtsetage des Empire State Buildings (meines Erachtens immer noch die beste Aussicht über New York), da habe ich gegenüber ein Buchgeschäft entdeckt. Von Amazon.
Darüber hatte ich Seltsames gehört, also dachte ich mir, da musst Du jetzt mal rein.
Auf den ersten Blick ein gewöhnlicher Buchladen, halt mit dem Alexa-Zeug (was dort aber laut Beschilderung nicht auf „Alexa”, sondern auf „Amazon” hört), und einigen anderen Dingen, wie Thermoskannen, die an für irgendwas geschenkt bekommt.
Dann stehe ich etwas ratlos vor den Regalen. Da hängen Dinge, die mich interessieren. Ich bin an Tintenrollerstiften hängen geblieben. Ich schreib so gern mit den Dingern, besonders wenn ich auf irgendwelchen Veranstaltungen mitschreibe, weil die so richtig schön weich schreiben und nicht kratzen, und ich damit zwar auch nicht schöner oder lesbarer schreibe, aber mein Gekritzel eine künstlerische Note bekommt. Bislang waren die recht teuer, was mich ärgert, weil die Dinger ruckzuck leer geschrieben sind, viel schneller als gewöhnliche Kugelschreiber. Denen kann man förmlich zusehen, wie der Tintenstand sinkt, weshalb sie in der Regel auch durchsichtig sind. Aber viel zu teuer. Inzwischen kaufe ich sie bei Metro, da kostet ein Dreierpack weiß-nicht-mehr-was, irgenwas um die 5 Euro, aber leider nicht durchsichtig. Ist mir schon ein paarmal passiert, dass ich die auf irgendwelche Veranstaltungen mitgenommen und erst dort durch Aufschrauben gemerkt habe, dass nur noch ein Millimeter Tinte drin ist.
Neulich gab es sie mal billig bei LIDL, gleich zwei Packungen gekauft.
Und hier hängt nun die 24er Packung.
Aber es steht kein Preis dran.
Nirgends steht ein Preis dran.
Überall steht dran, wieviel Sterne das Zeugs bekommen hat, und wie die Leute damit zufrieden sind, aber nirgends steht ein Preis dran.
Sie haben verblüffenderweise aber noch Verkäuferinnen aus Fleisch und Blut. Ich frage, wie man herausbekommt, was das kostet.
„Kommt drauf an…”
Worauf?
„Ob Sie Prime-Kunde sind oder nicht und außerdem ändern sich die Preise ständig. Sie müssen den Barcode an das Lesegerät dort vorne halten!”
Warum machen sie denn das so kompliziert?
„Damit wir die Preise anpassen können!”
Ich will die Packung mit den Stiften wieder zurückhängen, da fährt sie mit ihrem Handscanner drüber und verkündet „Für Normalkunden 16 Dollar und irgendwas, für Prime-Kunden 6 Dollar und irgendwas!”
Donnerwetter, das ist eine Preisdifferenz. und 6 Dollar irgendas für 24 solcher Stifte nun wirklich günstig.
Woher wissen Sie denn, ob ich Prime-Kunde bin? Ich bin Kunde in Deutschland.
„Das macht nichts. Wenn Sie die Amazon-App auf Ihrem Handy haben, zeigen Sie uns die einfach, die zeigt das an, wir glauben Ihnen das dann.”
Tatsächlich habe ich die auf dem Handy.
Ich beschließe also, die Stifte zu kaufen, das Abenteuer ist mir 6 Dollar wert.
Auf dem Weg zur Kasse springt mich noch ein knallgelbes Buch an, über das Dritte Reich. In Amerika geht gar nichts ohne dieses Thema. Manchmal hat man den Eindruck, dass ohne das Dritte Reich die Welt einfach stehen geblieben wäre, so dauerthemig ist das bei manchen Leuten. Dieses Buch dreht sich um das Thema Drogen im Dritten Reich. Mir kommt eine Idee. Ich bekomme häufig Mails des Inhaltes, dass man doch Drogen freigeben müsse um Kriminalität zu bekämpfen, das Volk müsse freien Zugang zu Drogen haben. Könnte man dagegen nicht erfolgreich mal die Nazi-Keule schwingen? Ich schreibe doch so oft, dass die Linken zwar vordergründig und symbolorientiert auf die Nazis schimpfen, es aber immer bei Hakenkreuzen, Hitlerbärtchen und Konzentrationslagern bleibt. Zu den Methoden sagen sie nichts, die verwenden sie lieber selbst als sie anzuprangern.
Wäre es nicht mal an der Zeit, die Afinität zu und die Versorgung des Volkes mit Drogen als Nazi-Methode anzuprangern?
Der Automat zeigt mir an, dass ich das Buch als Prime-Kunde für 12 Dollar irgendwas bekäme, während meine App sagt, dass es in Deutschland 22 Euro nochwas kostet. Gut, gekauft. Ich also mit Buch und Stiften zur Kasse.
Guten Tag, ich Prime und so.
Sie: Kundenkarte bitte.
Ich: Ich nix Kundenkarte, ich Prime aus Germanien. Ich zeigen Amazon-App.
Sie erklärt mir, dass sie mir das glaubt, aber dass die Kasse das so nicht mitspielt, dass deshalb zuerst die Normalpreise angezeigt würde, die ich akzeptieren müsse, und sie das dann nachträglich auf die Prime-Preise ändern kann. Ächz. Gut, wenn’s so sein muss.
Erst zeigt mir das Ding irgendwas um die 33 Dolar an, Normalpreis, dann aber doch den reduzierten Prime-Preis. 12 irgendwas für das Buch, 7 irgendwas für die Stifte. Mit Steuern sowas über 20.
Moment mal!
Ihre Kollegin hat mir vorhin 6 irgendwas für die Stifte genannt.
„Ja, das war vorhin. Die Preise ändern sich ständig.“
Ich komme mir verarscht vor. Für 6.xx nimmt man es aus dem Regal und 7.yy zahlt man dann an der Kasse.
Nehm’s aber trotzdem. So schnell sehen die mich aber auch nicht wieder.