Ansichten eines Informatikers

Technik den Gefälligkeitsmedien geopfert?

Hadmut
21.6.2019 22:21

Noch so’n krummes Ding.

Die EU fördert und fordert DAB+, Neufahrzeuge müssen digitale Radioempfänger haben.

Ich habe nach meinem letzten Umzug nach Berlin (letzte Umzungshandlungen 2014, unglaublich, aber ich wohne jetzt schon länger in Berlin, als ich in München und Dresden gewohnt habe) neue Radios gekauft, weil die alten uralt und veraltet waren und ich sie vor dem Umzug dem Gott des Ausmistens geopfert hatte. Musste nämlich den Hausrat ein paar Monate bei der Spedition einlagern, bis ich hier eine Wohnung gefunden hatte, und das kostet Geld, weshalb man auf alten Schrott gerne verzichtet.

Also habe ich hier neue Radios gekauft, aber keine teuren. Zwei kleine billige Radios mit Steckernetzteil, ansonsten die Billig-Radios von Aldi mit Internet und DAB+, und bin damit: sehr zufrieden. Der Klang ist bei den kleinen Würfeln nicht der beste, aber im Bad und zum Wecken stört’s mich nicht, und im Wohnzimmer habe ich das Ding an meine über 30 Jahre alte Stereoanlage angeschlossen. Funktioniert prima. Der UKW-Empfang ist zwar selbst bei herausgezogener Antenne lausig, aber den benutze ich ohnehin nicht. Ich verwende nur noch DAB+ und gelegentlich Internet-Radio, um mein Englisch so ein bisschen in Gang zu halten, dann Radio aus USA, Australien, Neuseeland. Gern, aber zu selten, vor dem Einschlafen, noch ein Viertelstündchen Radio aus Australien oder sowas. Wunderbar, wenn derselbe Radiowecker es hinbekommt, abends Internet-Radio zu spielen, sich selbst auszuschalten, und am nächsten Morgen mit Berliner Radio per DAB+ loszulegen.

Ich bin mit DAB+ auch sehr zufrieden. Das mag daran liegen, dass ich nahe an einem Sender wohne, aber ich bin es. Tonqualität deutlich besser als UKW, jedenfalls auf billigen Empfängern, aber auch auf meiner zwar alten, aber guten Markenstereoanlage. Rauscht nicht. Ist halt digital. (Was im technischen Sinne eigentlich falsch ist, weil auch digitale Kanäle zwangsläufig Rauschen, nämlich das Quantisierungsrauschen, Abtastungsrauschen, Kompressionsrauschen, aber es hört sich einfach besser an, und mir fällt dabei eben beim Hören kein Rauschen auf. Es hört sich nicht nach Rauschen an.)

Niedersachsen habe heute aber beschlossen, DAB+ zu beenden.

Der Grund: Digitalisierung sei Geldverschwendung, die meisten hören eh nur UKW. Doppelt bräuchte man nicht. Man wolle die Finanzierung einstellen.

Und überhaupt: DAB+ sei veraltet, wenn schon digital, dann müsse es schon 5G sein.

Äh… wie bitte!?

Nach DVB-T und DAB sollen wieder eine Generation neuer Geräte auf den Schrott, nun damit die uralten Bestand haben können?

Weil wir auf eine Technik setzen, die wir noch gar nicht haben? Mobilfunktechnik, die erfahrungsgemäß alle paar Jahre veraltet ist und durch neue ersetzt wird? Die sollen wir verwenden, um eine Langzeittechnik wie Radio zu hören? Um dafür die energie- und bandbreiteverbratende UKW-Techhnik beizubehalten, obwohl man mit genau diesen Argumenten Analogfernsehen abgeschaltet hat? „Digitale Dividende” und so?

Wenn man die Meldungen liest, merkt man sehr schnell, dass die, die das schreiben, nicht verstanden haben, was sie da schreiben.

Denn sie begründen das oft damit, dass Rundfunk heute doch sowieso out und veraltet wäre, man würde heute „streamen”. Und dazu bräuchte man eben 5G.

Was aber nicht nur dumm und energie- und bandbreitenverschwendend wäre, sondern schlicht falsch ist. Denn 5G sieht – hat noch keinen griffigen Namen – auch Broadcast-Betriebsarten vor. Einmal senden, alle empfangen. Es hat mit dem Streaming also gar nichts zu tun. Aber wer würde von Politikern erwarten, dass sie verstehen, was sie sagen?

Es muss also etwas anderes dahinterstecken.

Man könnte nun vermuten, dass man das verwenden will, um den 5G-Ausbau voranzutreiben.

Mir ist aber etwas anderes aufgefallen.

Es heißt in den Meldungen nämlich auch, dass der DAB+-Ausbau und -Betrieb schon ziemlich teuer sei und aus den Rundfunkbeiträgen finanziert werde.

Na?

Klingelt da was?

Die öffentlich-rechtlichen Sender wollen doch unbedingt mehr Geld, die Beiträge erhöhen. Weil sie ihre monströsen Gehälter und Pensionen nicht mehr bezahlen können. Außerdem will man ja hintenrum die notleidende und sieche Presse aus Rundfunkbeiträgen durchfüttern.

Stinkt das nicht danach, dass man hier DAB+ opfert, und auf uralt-Technik zurückfällt, um die Rundfunkbeitragskasse von den Kosten zu entlasten und das umschichten zu können?

Denn da wäre ich sicher: Wenn die Kosten für DAB+ wegfallen, führt das sicherlich nicht zu einer entsprechenden Senkung der Rundfunkbeiträge.

Antragsteller dafür übrigens die FDP.