Die Gutachten der Faktenchecker
Ach. Ach, was.
Hatte ich das nicht vor 10 Jahren nach meinem Promotionsstreit schon ausgiebig beschrieben, dass so viele Gutachter gegen Geld viel Mist und das schreiben, was gerne gehört wird, es aber sehr schwer ist, einen zu finden, der a) weiß, was ein Gutachter zu tun hat und dazu befähigt ist und b) dazu auch willens ist.
Der ganze Gutachter-Krampf ist eine einzige Katastrophe.
Die ARD (die mit den Faktencheckern, die sich für Herr und Gebieter über die Wahrheit halten), genauer gesagt ihr Magazin Monitor mit und von Georg Restle, hatte ja ursprünglich verkündet, in der Causa Lübcke keinen Anlass zu sehen, an der „Seriosität” des Gutachtens zu zweifeln, auf dem ihre Pressemeldung beruhte. (Vielleicht hätten sie nicht an der Seriosität, sondern an der Richtigkeit zweifeln sollen, denn anders als in den Geisteswissenschaften wird Realität nicht von den Autoritäten des Fachs festgelegt.)
Die Redaktion hatte das Foto zunächst von einem anerkannten Sachverständigen für Foto-Forensik überprüfen lassen, der in einem biometrischen Identitätsgutachten einen Fotoabgleich mit Aufnahmen von Stephan E. vorgenommen und von „unwiderlegbaren Übereinstimmungen“ gesprochen hatte. Die Identität der auf den Fotos abgebildeten Person mit Stephan E. hält das Gutachten für „praktisch erwiesen“. An dieser Beurteilung hält der Gutachter bis heute fest. Er sehe „keinen Grund, frühere Aussagen zu revidieren“.
Aufgrund neuer Hinweise aus Sicherheitskreisen, dass es sich bei der abgebildeten Person möglicherweise um eine andere Person handele, hat die Redaktion ein weiteres Gutachten bei einem anderen Sachverständigen in Auftrag gegeben, um diese Hinweise überprüfen zu lassen. Im Rahmen dieser Prüfung kommt das Gutachten zu dem Ergebnis, dass die „Nichtidentität“ der abgebildeten Person mit Stephan E. „höchstwahrscheinlich“ ist.
Der erste hält die Identität der beiden Personen auf verschiedenen Bildern für „praktisch erwiesen”. Der andere sagt, dass die „Nichtidentität höchstwahrscheinlich ist”.
Mit solchen Leuten hatte ich damals auch zu tun. Ich habe sogar einen Richter dabei erwischt, wie er einen der Gutachter angestiftet hat, eine Vergütung für 40 Stunden zu 85 Euro abzurechnen, obwohl er die Tätigkeit gar nicht ausgeführt, sondern ohne Prüfung nur das geschrieben hatte, was der Richter hören wollte. Und ich hätte das zahlen müssen. Dass ich dann nachgewiesen habe, dass der Gutachter die Prüfung nie durchgeführt hatte, hat die übrigens auch nicht gestört, ich hätte trotzdem zahlen müssen. Aber dass die zu lange gewartet hatten und die Frist für die Abrechnung um 3 Tage überzogen worden war, das hat dann die faule Abrechnung verhindert.
Da kann man mal sehen, wie diese „Faktenchecker” so arbeiten. Einfach irgendeinen suchen, der gegen Geld sagt, so ist es, und dann ist das wahr.
Mir erklärte mal ein Journalist, wie man die Videos über Demonstrationen gemacht hat. Da hat man auch einen gesucht, der gegen Bezahlung bereit war zu sagen, dass er Angst habe.
Man müsste das mal durchleuchten, ob es da solche Meinungs- und Gutachtensnetzwerke gibt.