Ansichten eines Informatikers

Geschlechterunterschiede

Hadmut
6.7.2019 15:44

Am Beispiel von Nachrichtenmoderatoren.

Schaut Euch mal diesen Ausschnitt einer Nachrichtensendung an, die live lief, als das kräftige Erdbeben in LA gerade stattfand. Beeindruckend auch, dass das ja gar nicht aufzuhören schien.

Ich will die jetzt nicht runtermachen, die Reaktion ist völlig berechtigt. Ich habe mal in Las Vegas auf offener Straße ein nur etwa 1-bis-2-sekündiges entferntes Erdbeben miterlebt, und da wurde es mir schon mulmig, nicht wegen des Erdbebens selbst, sondern weil es in einem großen, mehrstöckigen Parkhaus direkt neben mir mehrmals schnell hintereinander ganz fürchterlich krachte, als würden Säulen wegbrechen, und ich in den ersten Sekunden überlegte, ob das jetzt zusammenbricht. War aber völlig harmlos, da sind nur die stählernen Brandschutztore ausgelöst worden und mit Schmackes zugedonnert, was ja völlig richtig war. Aber so im ersten Augenblick denkt man erst mal „Hölle”.

Und ein Fernsehstudio ist auch nicht mit normalen Räumlichkeiten zu vergleichen, weil erstens relativ hoch und zweitens mit unzähligen Scheinwerfern bestückt, die – auch direkt über den Moderatoren – an der Decke hängen, und das oft nicht direkt und festgeschraubt, sondern an Traversen, die man runterlassen kann, also mehr oder weniger frei schwingend.

Es ist also völlig richtig, a) bei einem Erdbeben im Allgemeinen und b) in einem Fernsehstudio mit jeder Menge schweren, schwingenden Gerümpels an der Decke, c) Angst zu bekommen und sich d) in Sicherheit zu bringen. Keinerlei Vorwurf. Im Gegenteil. Ich halte gelegentlich eine IT-Sicherheitssensibilisierung, in der am Ende auch (weil man keine separate Einweisung veranstalten will) etwas zu Arbeitssicherheit und Fluchtwegen gesagt wird. Dabei weise ich immer darauf hin, dass es uns „zu gut” geht und wir verlernt haben, uns vor Gefahr in Sicherheit zu bringen, wir dazu neigen, alles wie im Fernsehen zu betrachten und vielleicht noch auf Video aufzunehmen.

Trotzdem interessant, wie sich in dieser Stresssituation – das noch live vor laufender Kamera – die typischen „Geschlechterstereotype” zeigen. Und wer wo seine Hand hat.