Ein Berliner wartet auf den Bus
Innenansichten einer zerfallenden Stadt.
Ich war gerade zu Fuß beim (aus Arbeitsgründen heute deutlich verspäteten) Mittagessen. Ein paar Meter gegangen zum Asiaten.
Auf dem Rückweg kam ich an einer Bushaltestelle vorbei, unweit einer für ihr Drogenvollsortimentangebot berüchtigten U-Bahn-Station. Blaulichtmilieu.
Wie ich so dran vorbeikomme und wegen der Werbeplakatwand erst die Beine und den Rücken gesehen habe, wunderte ich mich, was denn mit dem los sei. Da kniete einer, der eigentlich so ganz ordentlich aussah, im Dreck vor dieser kleinen Metallsitzbank für wartende Fahrgäste.
Erster Gedanke: Hitzschlag oder sowas.
Dann sehe ich,was der da macht.
Auf einem kleinen, etwas zur Schale verkrumpelten Stück Papier ein hellbraunes grobes (soweit ich auf einen kurzen Blick im Vorbeigehen sehen konnte granulatartiges) Pulver, das auf der Bank lag, er selbst darübergebeugt, zieht sich das Zeug mit einem zusammengerollten zweiten Stück Papier gerade in die Nase.
Keine Ahnung, was das war, aus dem Fernsehen kennt man diese Schnieferei von Koks, aber ich dachte, Koks heißt deshalb Schnee, weil es weiß ist. Keine Ahnung, was das war, Meth oder weiß der Teufel was. Wollte ich auch gar nicht wissen, ich habe keinen Bedarf den Typen noch im Zustand nach Einnahme zu erleben.
Heißt: Sogar die Bushaltestellen muss man hier tagsüber meiden.
Tolles Berlin.