Ansichten eines Informatikers

Nochmal nachdenken über die 114 Privatjets

Hadmut
2.8.2019 22:07

Ein Leser mäkelt, die 100.000 kg CO2 wären viel zu wenig, das wäre nicht plausibel. Ein Privatjet verbrauche viel mehr.[Update]

Mmmh. Schwer zu sagen, wenn man nicht weiß, von wo die da alle angeflogen kamen, also wie weit die da geflogen sind. Und „Privatjet” ist halt auch ein weiter Begriff.

Mal nachdenken: Ein Learjet braucht laut dieser Webseite 705 Liter Kerosin pro Stunde und fliegt etwa so schnell wie ein normales Verkehrsflugzeug. Nehmen wir mal an, die sind so ungefähr von der US-Ostküste geflogen, dann setzen wir mal die Flugdauer von New York nach Rom an, das sind 9 Stunden 40 Minuten, runden wir’s auf 10, um nach Sizilien zu kommen.

Würde heißen, dass ein Jet hin und zurück 20 Stunden fliegt und dabei also rund 14.000 Liter Sprit verbraucht. Die Dichte von Kerosin beträgt je nach Sorte etwa 0,8 kg/l, also etwas über 11 Tonnen Kerosin hin und zurück.

Kerosin ist ein Stoffgemisch aus C10H22 bis C16H34, und weil Kohlenstoff ein Atomgewicht von 12 hat, Wasserstoff aber nur von 1, schätze ich mal keck ab, dass 85% der Masse von Kerosin Kohlenstoff sind, so ein Flieger also hin und zurück rund 9,5 Tonnen Kohlenstoff raushaut. Weil Sauerstoff eine Atommasse von 16 hat, und CO2 mithin von 44, ensteht bei der vollständigen Verbrennung von Kohlenstoff zu CO2 also die 44/16-fache Masse an CO2, damit also etwa 26 Tonnen CO2. Ich habe ein paarmal gerundet, aber es ist ja ohnehin alles nur eine grobe Größenordnungsschätzung.

Bei 114 Fliegern wären das dann in der Tat 3.000.000 kg und nicht 100.000kg CO2. Der Leser hat aufgepasst.

Die Frage ist allerdings, ob die wirklich alle mit dem Learjet von Amerika kamen, der schafft nämlich nur maximal 4000 km, und das reicht nicht für den großen Teich. Das dürfte auch bei vielen anderen „Privatjets” nicht so wahnsinnig viel anders aussehen. Viel plausibler wäre, dass die mit normalen Flugzeugen (halt erster Klasse für Promis) nach Rom oder Neapel geflogen sind und dann nur das Stückchen von Rom aus, nämlich 480 km, mit dem Privatjet geflogen sind, um nicht Zug oder Taxi oder sowas fahren zu müssen. Dann hämlich bräuchte der hin und zurück nur etwas mehr als eine Stunde und somit von der Größenordnung ein Zwanzigstel.

Geht man noch davon aus, dass nicht jeder gleich mit dem dicken Learjet kommt, und der Learjet ein altmodischer Hobel ist, es auch kleinere und sparsamere Flugzeuge gibt, etwa eine Cessna Citation, die mit 547 l/h auskommt (M2, und das hängt jetzt vom Modell ab, manche Modelle deutlich schneller fliegen, also mehr Strecke pro Stunde schaffen), erscheinen die 100.000kg durchaus möglich. Heißt aber, dass sie dann eben von Rom und nicht New York kamen.

Ich halte es aber durchaus für möglich, dass viele von denen Linie fliegen, um zu den großen Flughäfen zu kommen, zumal Privatjet über den großen Teich halt nicht ganz einfach ist, und sich dann des Prestiges wegen vom großen Flughafen im Privatjet nach Sizilien düsen lassen.

Oder kurz gesagt: Weiß ich nicht. Steht nicht im Artikel.

Update: Einer schreibt, Leo Di Caprio flöge mit einer Gulfstream G450 rum. Die wird allerdings damit beworben, dass sie von New York aus jeden Ort in Europa erreichen könnte.