Die totale Justiz-Super-Gau-IT-Panne in Dänemark?
Ist in Dänemark im Großen Stil das passiert, was ich vor 10 Jahren hier schon im Kleinen beobachtet habe?
Ich hatte ja 2009 schon selbst mit der Vorratsdatenspeicherung zu tun und dabei das eine oder andere Haarsträubende erlebt, die Hemdsärmeligkeit der Herangehensweise.
RTL berichtet nun von der angeblichen totalen Datenpanne in Dänemark (erinnert mich an den Film Datenpanne – das kann uns nie passieren), die dazu geführt habe, dass Schuldige freigesprochen und Unschuldige eingekerkert wurden – wohl zu Tausenden:
Denn seit 2012 hat die Polizei falsche Kommunikationsdaten gespeichert. Ein kleiner Fehler in einem Programm mit verheerender Wirkung. Alle Nutzungsdaten von Handys, Rechnern oder Festnetzanschlüssen, die von den Netzbetreibern gespeichert und bei Ermittlungen der Polizei zur Verfügung gestellt werden, sind vereinfacht dargestellt, falsch registriert und zugeordnet worden. Niemand kann jetzt mehr mit Sicherheit sagen, wem eine bestimmte IP- Adresse gehört, ob der Besitzer tatsächlich um 2 Uhr online war, wer mit wem telefoniert hat und ob das durch Handyortung erstellte Bewegungsprofil eines Straftäters auch tatsächlich auf den Daten seines Handys beruht.
“Der Teledata-Fall ist ein waschechter Skandalfall”
Das größte Problem aber: Gerichte hatten seit 2012, also sieben Jahre lang, in 10.700 Fällen Urteile gesprochen. Und in allen Verfahren spielten eben diese falschen Kommunikationsdaten eine herausragende Rolle. Und es waren schwere Verbrechen. Denn nur wenn die zu erwartende Strafe mehr als sechs Jahre beträgt, dürfen überhaupt Kommunikationsdaten in einem Prozess verwendet werden. Und das bedeutet, Straftäter wurden also freigesprochen, weil z.B. ihr Handy nicht am Tatort, sondern ganz woanders geortet wurde. Und Unschuldige wurden zu langen Haftstrafen verurteilt, weil das Bewegungsprofil dem Richter zeigte, dass sie scheinbar zweifelsfrei zur Tatzeit am Tatort waren. 10.700 mögliche Fehlurteile aufgrund eines kleinen Programmierfehlers. Für die IT-gläubigen Dänen ein Desaster.
Ich hatte das damals schon angemeckert, dass die Übertragung in Deutschland viel zu wurschtig und fehleranfällig war, allerdings so, dass Fehler immer lokal begrenzt waren. Die haben das dort abgeschrieben, in ein Fax übertragen, das reingefaxt, wir haben das wiederum in eine Auskunft übertragen, ausgedruckt, zurückgefaxt, und die haben es abgeschrieben und so weiter. Jede Menge Übertragungsfehler beim Abschreiben von Uhrzeiten, IP-Adressen und so weiter. Ich hatte damals schon angemeckert, dass das alles ein großer Haufen Mist ist, und sie mal ein ordentliches Übertragungsprotokoll und eine zentrale Abfrage über BKA und die LKAs bräuchten, mit ordentlicher IT und Sicherung. Nöh, man hört ja nicht auf den bekloppten Informatiker. Juristen und Kriminalisten wissen eh alles besser.
Die Frage ist halt: Stimmt es überhaupt? Kann man der Webseite eines Senders trauen, der das Dschungelcamp sendet?
Mal sehen, was daraus noch wird.