Ansichten eines Informatikers

Heiko Maas und die Rechtschreibung

Hadmut
7.8.2019 1:26

Leser fragen – Danisch weiß es auch nicht.

Ein Leser fragt an, ob ich wüsste, was das Auswärtige Amt gerade umtreibe. Da ist er bei mir aber genau beim Richtigen.

Das Auswärtige Amt nämlich, so berichtet der Leser, das nun zwinge seinem auswärtigen (vulgo: auch diplomatischen) Personal den Gendersternchen-Blödsinn auf.

Also ob man allen Menschen schreiben würde „Wir haben einen Dachschaden – seht Ihr, da ist er!” Bisher war das Politik und Gerechtigkeit, neuerdings läuft das unter Rechtschreibung. Dieser Deppenstern soll nun „Rechtschreibung” sein, das ist, als würde man das Arschgeweih als Ergebnis der Evolution hinstellen (naja, Hirndegeneration).

Der Leser ist nun, anscheinend juristisch geprägt, hin- und hergerissen zwischen formalen Fragen. Denn einerseits sieht er schon, dass es zumindest zu den Aufgaben des Amtes gehört, für ein einheitliches Erscheinungsbild zu sorgen, es dem auswärtigen Amt in Sachen Rechtschreibung aber schlicht an Zuständigkeit fehle.

Das mag vielleicht einleuchten, denn nach herkömmlicher Denkweise gibt es keinen Anlass zu vermuten, dass man nach außen anders schreibe als im Innern des Landes. Die Realität ist allerdings, dass wir im Innern eigentlich längst auf jegliche Rechtschreibung pfeifen, und die Leute eigentlich auch nicht mehr Deutsch schreiben, weil sie inzwischen weder Deutsch noch Schreiben können. Wir hatten’s ja gerade von den Schulen. Geht eigentlich bei der einen Hälfte nur noch darum, ohne größere kriegerische Auseinandersetzungen durch den Tag zu kommen. Bei der anderen Hälfte geht es darum, es eben mit größeren kriegerischen Auseinandersetzungen zu tun.

Zur Frage der Zuständig berufe sich besagtes auswärtiges Amt, dessen Heiko Maas auf mich bei seinen Ausflügen ins Äußere eher wie eine Kreuzung aus Maskotchen und Hausmeister denn als Minister ausnimmt, jedenfalls niemand, dem an irgendeine Entscheidungskompetenz oder gar die Ehre einer Kenntnisnahme zu billigen würde, nunmehr auf einen ominösen Rat für Rechtschreibung”, der seinerseits für sich zwar in Anspruch nähme: „Der Rat ist somit die maßgebende Instanz in Fragen der deutschen Rechtschreibung und gibt mit dem amtlichen Regelwerk das Referenzwerk für die deutsche Rechtschreibung heraus.”

Zu finden wäre das auf der Webseite, wo es da eben um deren Arbeitsgrundlagen geht.

Ob ich wüsste, wer die eigentlich sind und auf welcher Rechtsgrundlage die sich für die halten, die Rechtschreibung vorgeben könnten.

Nee, tut mir leid, weiß ich nicht.

Im Impressum, das sie fälschlich Kontakt nennen, steht nämlich auch nichts darüber, was die sind, so von wegen Rechtsform und so. Das müssten sie da aber reinschreiben. [Korrektur: Sie haben auch noch ein Impressum, da steht aber auch nicht mehr drin, insbesondere keine Rechtsform. Ein „Rat” ist keine Rechtsform.]

Die Erfahrung lehrt aber, dass wer keine Rechtsform angibt, meistens auch keine hat, also rechtlich schlicht nicht existiert.

Darauf deutet auch die Bezeichnung „Geschäftsstelle am Institut für Deutsche Sprache (IDS)” hin. (Wohlgemerkt: Da eine Geschäftsstelle zu haben ist keine Identität, die sind nicht identisch. Und wer nicht existiert, kann gar keine Geschäftsstelle haben.)

Dieses IDS nun wieder ist laut Wikipedia eine Stiftung, die sich der Sprachforschung widme.

Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) wurde 1964 in Mannheim gegründet und hat dort seitdem seinen Standort. Es ist die gemeinsam vom Bund und allen Bundesländern getragene zentrale wissenschaftliche Einrichtung zur Dokumentation und Erforschung der deutschen Sprache in Gegenwart und neuerer Geschichte. Es gehört zusammen mit 94 anderen außeruniversitären Forschungsinstituten und Serviceeinrichtungen zur Leibniz-Gemeinschaft.

Mmmmh, ja. Dokumentation und Erforschung ist aber nicht Festlegung. Das ergibt sich schon daraus, dass die Forschungsfreiheit schlicht jedem erlaubt, die deutsche Sprache zu dokumentieren und erforschen, auch jedem erlaubt, das anderes zu tun, ohne dass es dazu irgendeiner Ermächtigung bedürfte, aber nicht jeder etwas festlegen kann. Gemessen an dem, was da bei Wikipedia steht, hat dieses IDS schlichtweg keinen Auftrag und keine Rechtsgrundlage, die Sprache und die Rechtschreibung festzulegen.

Das kann es eigentlich auch nicht, weil es gemeinsam von Bund und Ländern getragen wird, es aber eine Zuständigkeitstrennung zwischen Bund und Ländern gibt. Die können nicht beide drin rumrühren.

Aber mal abgesehen davon, dass es weder deren Aufgabe noch Befugnis ist, Rechtschreibung zu diktieren, gibt folgendes zu denken:

Das Institut für Deutsche Sprache verfügt mit dem Archiv für gesprochenes Deutsch (AGD) über die größte existierende Sammlung von Tonaufnahmen des gesprochenen Deutsch. Ein Teil des Bestandes kann im Web über die „Datenbank gesprochenes Deutsch (DGD)“ abgefragt werden (Leitung: Thomas Schmidt).

Außerdem stellt das IDS mit dem Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) das größte existierende Angebot an deutschsprachigen Textkorpora/Textsammlungen geschriebener Sprache (mehr als 32,8 Milliarden Wörter, Stand: 31. Oktober 2017) zur Verfügung, das u. a. über die Schnittstelle COSMAS (Corpus Search, Management and Analysis System) II recherchier- und analysierbar ist.[3] COSMAS II hat mehrere tausend registrierte Internet-Benutzer im In- und Ausland.

Spätestens dann müsste denen doch bekannt sein, dass es diesen Genderdeppenstern weder im gesprochenen, noch im geschriebenen Deutsch gibt.

Also auch rein sachlich-wissenschaftlich könnten sie nicht behaupten, dass der Deppenstern da reingehört. Oder dass der Stern überhaupt ein Schriftzeichen der Sprache wäre.

Denn gibt es in der Schriftsprache nämlich nicht. Das ist ein Zeichen von der Computertastatur.

Nein, ich kann nicht im Ansatz erkennen und erklären, wie man auf die Schnapsidee kommen könnte, dass das Rechtschreibung wäre und wie die oder Maas’ Außenministerium auf die Idee kommt, dass die die Rechtschreibung festlegen könnten.

Aber unter Maas hat ja schon das Justizministerium gesponnen, warum sollte das beim Ministerium des Äußersten irgendwie besser sein?