Die Pendlerpauschale und das CO2
Oh ja.
Leser haben noch auf mehr Fehler hingewiesen,
- CO2-Abgabe kostet pro gefahrenem Kilometer, also hin und zurück, die Pendlerpauschale ist aber eine Entfernungspauschale, also nur einmal.
- Wer keine Einkommensteuer zahlt oder nicht abhängig beschäftigt ist, bekommt auch keine Pendlerpauschale angerechnet, etwa Rentner
- Die 3 Cent Verteuerung beziehen sich allerdings auf den Liter und nicht auf den Kilometer. Wenn also jemand Spitzensteuersatz zahlt und Kleinwagen fährt, zahlt er (nehmen wir mal 5 Liter, also 15 Cent auf 100 km an) 0,15 Cent pro gefahrenem Kilometer, also 0,3 Cent pro Entfernungskilometer (hin+zurück), kann aber bis zu 2 Cent rausbekommen. Unter besonderen Umständen kann man also – scheinbar – tatsächlich dran verdienen.
Das lässt aber außer Acht, dass die Entfernungspauschale die Kosten ohnehin nicht erreicht, ich lag da mit den tatsächlichen Kosten immer deutlich drüber. Und dass es eben nur unter bestimmten Randbedingungen so ist, dass man über die Pendlerpauschale mehr Vorteile bekommt als die (anfänglichen) 3 Cent pro Liter mehr kosten.
- Allerdings soll diese erhöhte Pauschale erst ab dem 21. Kilometer gelten, was hier in der Rechnung noch nicht berücksichtigt ist und auch erst mit Kenntnis der konkreten Kosten berechnet werden kann. Der Einspareffekt dürfte faktisch also so gut wie nie eintreten.
Hier die Stelle im Bericht aus Berlin von vorhin:
Ein Leser schreibt, die WELT habe den Fehler auch drin. Stimmt jetzt aber so nicht, der Fehler ist entweder nicht drin, oder schon korrigiert:
Wer einen so niedrigen Preis für den CO2-Ausstoß einführt, dass ein Liter Benzin oder Diesel in zwei Jahren um drei Cent teurer wird, gleichzeitig aber die Pendlerpauschale pro Kilometer um fünf Cent anhebt, der kann es nicht ernst meinen mit dem Klimaschutz.
Ein Rechenbeispiel: Selbst Spritschleudern schaffen heute mit zehn Litern 100 Kilometer, wer täglich 50 Kilometer zur Arbeit pendelt, braucht demnach etwa diese zehn Liter für Hin- und Rückweg. Die verteuern sich durch den CO2-Preis im Jahr 2021 um jeweils drei Cent, ergibt eine Mehrbelastung von 30 Cent. Gleichzeitig steigt aber die Entlastung durch die Pendlerpauschale ab dem 21. Kilometer von 30 auf 35 Cent. Das macht für die letzten 30 Kilometer in diesem Beispiel eine zusätzliche Reduzierung des zu versteuernden Einkommens um 1,50 Euro pro Arbeitstag.
Verrechnet man den höheren Spritpreis und die Steuerentlastung, wird die Strecke damit also billiger. Richtig gelesen: günstiger, nicht teurer. Die viel beschworene Lenkungswirkung dürfte klar sein: Sie läuft in die entgegengesetzte Richtung und schadet dem Klima. So erzeugt man mehr Autoverkehr, nicht weniger. Warum sollte irgendjemand angesichts dieser Zahlen auf die Bahn umsteigen?
Das gilt aber auch nur dann, wenn man für ein Einkommen von 1,50 Euro mehr als 30 Cent Steuern zahlt, also einen Steuersatz von mehr als 20% erreicht und tatsächlich deutlich über 20 Kilometer pendelt. Bei einem Spitzensteuersatz von 42 Prozent bekommt man ab dem 21. Kilometer diese 5 Cent, also 2,1 Cent pro Entfernungskilometer. Im WELT-Beispiel kostet der Entfernungskilometer 0,3 Cent pro gefahrenem oder 0,6 Cent pro Entfernungskilometer. Wo ist der break even? Gleichung: x·0,6 = (x-20)·2,1 wird zu x·0,6 = x·2,1 – 42 oder 42 = x·1,5 bzw. x=28. Ab 28 Kilometer käme man überhaupt erst in den Positiv-Bereich und dann auch nur im Cent-Bereich. Jemand mit Spitzensteuersatz würde da in diesem Beispiel nun also 1,50 Euro pro Tag mehr absetzen können, also tatsächlich höchstens 63 Cent herausbekommen, aber 30 Cent für das Benzin mehr zahlen, also effektiv 33 Cent am Tag zusätzlich bekommen.
Bei typisch 22 Arbeitstagen im Monat könnte so ein Spitzenverdiener also 22*0,33 und mithin satte 7,26 Euro mehr im Monat einsacken, und das im von der WELT optimierten Beispiel. Das soll der „Anreiz” nach Habeck sein, mehr Auto zu fahren. Im hypothetisch günstigsten Fall 7,26 Euro im Monat für einen Spitzenverdiener, der 50 Kilometer hin und zurück fährt.
Ich kann mich aber erinnern, gestern oder vorgestern nach dem Klimabeschluss mehrfach die Auffassung gehört zu haben, dass einem die 5 Cent voll ausgezahlt würden.