Das Gruseln vor der modernen Fotografie
Früher hat man sich die Frauen schöngesoffen.
Heute gibt’s Schieberegler.
Alles so schlimm.
Ich habe mir gerade eben noch Bildnachbearbeitungssoftware angesehen.
Also nicht das, was eignetlich so Photoshop macht, sondern eher so Kaliber Lightroom, die normale Nachbearbeitung und nicht das kreative Neubasteln.
Früher war das so, dass diese Programme im Prinzip das übernehmen, was man früher in der Dunkelkammer gemacht hat, und sie im wesentlichen dazu dienen, die Unzulänglichkeiten des Abbildungsvorganges auszugleichen.
Man hatte da sowas wie Ausschnitt korrigieren, Bild drehen, Kontrast, Schärfe, Farbtemperatur gehabt, auch Flecken entfernen, wenn wieder mal Dreck auf Linse oder Sensor war.
Irgendwann kamen dann Funktionen wie HDR und Verzeichnungskorrektur dazu, die aber letztlich auch nur dazu dienen, den Abbildungsvorgang zu verbessern und nicht das Abgebildete.
Da war es noch so, dass im Prinzip der Fotograf das Bild macht.
Inzwischen ist es aber so, dass es die Software macht und man sich nur noch auswählt, was die anbietet.
Eine Frau führte mir die Software vor, und was zeigte sie mir? Ein Frauenportrait (was sonst…), das sie im Menü per Schieberegler manipulieren konnte.
- Hautunreinheiten? Einfach runterregeln.
- Gesicht zu rundlich? Hier der Regler für die Gesichtsform. Wenn für das Bild ein schmales Gesicht besser passen würde, ja, dann stellt man es eben auf schmal. Eine Mausbewegung, fertig.
- Die Frau ist nicht attraktiv genug? Probieren Sie den Regler für die Augengröße. Größere Augen hilft immer.
Neulich habe ich eine Software gesehen, die noch mehr kann, aber schwieriger zu bedienen ist. Nachträglich schminken oder Fältchen ausspachteln, geht alles.
Gibt’s im Prinzip auch auf Handys.
Und dann wundert man sich, wenn man die Leute in Natura nicht wiedererkennt.