Lieber niederträchtig als hochschwanger?
Ein Leser tadelte mich.
Und zwar wegen meiner schwangeren Tanzmäuse.
Tanzmäuse wären nicht schwanger. Sie seien trächtig. Ich solle derlei Sprachpfusch niederer Presse und schlechten Medien überlassen, aber mich nicht daran beteiligen.
Genaue Begriffsdefinitionen habe ich nicht gefunden, aber in der Tat sind manche Leute der Auffassung, dass nur der Mensch schwanger werden könnte. (Aber was, wenn sich nunmal einer als Frettchen identifiziert?)
Da ich aber nun kein Anhänger der Sichtweise bin, dass der Mensch etwas grundsätzlich anderes als ein Tier sei oder qualitativ darüber stehe, fällt es mir etwas schwer, da eine strikte Trennlinie zu ziehen. Vielleicht ist trächtig einfach nur der biologische Zustand, während schwanger eher einen damit einhergehenden Gemütszustand bezeichnet. Das Brachialinvasive an Schwangeren ist schließlich die psychische, nicht die körperliche Verfassung. Die Psyche von Tanzmäusen zu erforschen habe ich damals schlicht versäumt.
Es erinnert mich aber daran, dass mich einst ein anderer Leser scharf rügte, nachdem ich in irgendeinem Blogartikel Schokolade gefressen hatte oder dergleichen. Nur ein Tier würde fressen. In Zusammenhang mit einem Menschen verböte sich der Begriff schlechthin.
Da ich aber nun nicht in einer Fachzeitschrift publiziere, die streng auf die korrekten Bezeichnungen der Ricke, des Rammlers und des Keilers achtet, sondern eher schriftstellerischer Exzentrizität trachte, wenn auch nur im Rahmen meiner bescheidenen Möglichkeiten, und ich die Langweiligkeit mehr fürchte als die durch ungenaue Wortwahl verursachte Seelenpein, nehme ich mir kraft souveräner Willkür in gewissem Umfang literarische Freiheiten heraus, die nicht jedem gefallen mögen. Vielleicht nicht mal mir selbst, aber da ich meine Texte bekanntlich nur runterschreibe und nicht kontrolllese, bin ich meinen Leser gegenüber dahingehend im Vorteil, dass ich meine Ergüsse ja nicht lesen muss und mir die Seelenpein damit erspart bleibt.
Oder anders gesagt: Auch der trächtigen Tanzmäuse zweie hätten in meinen Wertmaßstäben nicht die Komik einer schwangeren Tanzmaus aufgebraucht. Deshalb waren meine Tanzmäuse schwanger. Die zur Schwangerschaft erforderliche väterliche Seelenverfassung habe in Ermangelung anwesender Mäuseväter damals ich als Inhaber übernommen. Postnatal. Vorher wusste ich es ja nicht. Dafür habe ich meine Unterhaltspflichten vollumfänglich erfüllt.
Als nützlicher erachtet habe ich vor Jahren die Rüge eines anderen Leser, der Anstoß daran nahm, dass ich nicht sorgfältig zwischen mehrfach und mehrmals unterschiede. Der Fehler sei mir in mehrfacher Weise gleich mehrmals unterlaufen. Weil mehrfach mehrere Ausführungen, Varianten, Exemplare und so weiter bezeichne, eine Wiederholung aber unter mehrmals falle.
Aber niemand hatte behauptet, dass Bloggen einfach wäre.