Ansichten eines Informatikers

Vom seltsamen Dahinscheiden meiner Keramikpfanne

Hadmut
22.11.2019 20:03

Ich habe gerätselt. Und ich habe die Antwort.

Ich besitze verschiedene Bratpfannen. Darunter welche, die ich nie hätte zu kaufen brauchen.

Ich habe eine teure Pfanne mit zwei getrennten Hälften, die ich mir zu Studentenzeiten gekauft hatte, um mit einer Kochplatte auszukommen, die ich dann aber eigentlich nie benutzt habe. Eigentlich ist es unpraktisch.

Ich habe so eine ganz winzige Pfanne, die ich so niedlich fand, hat auch nur 4 Euro gekostet, die ich eigentlich nicht benutzen kann, weil ich keine so winzige Kochplatte habe. Zum Zerlassen von Butter usw. habe ich eine nächst-höher-winzige in Größe der kleinsten Herdplatte.

Ich habe eine Wok-Pfanne, die für mich alleine einfach viel zu groß ist.

Ich hatte mal für das CCC-Camp für das Kochen auf dem Gaskocher vier Teflon-Billig-Pfannen zu je 1 Euro gekauft, wohl wissend, dass sich bei denen leicht der Boden wölbt, wenn sie heiß werden, was auf dem Campinggaskocher aber nichts macht, zumal ich nicht damit gerechnet habe, sie wieder zurückzunehmen, weil ich fest darauf gewettet hätte, dass derlei Kochgeschirr dort ohnehin als Lötbad endet. Wider Erwarten wurden sie nicht zweckentfremdet und war deren Qualität so verblüffend gut, dass wir nur zwei gebraucht hatten, die aber keine Gebrauchsspuren zeigten, und die ich verschenkt habe, zwei habe ich noch.

Und zwei Pfannen habe ich im ständigen Gebrauch. Die ältere ist eine Teflonpfanne, preisgünstig, haltbar, ich mag sie nur nicht so besonders, außer wenn ich ein Spiegelei bereite, denn erstaunlicherweise hat sie am Boden exakt den Durchmesser der Vertiefung meiner großen Essteller, und wenn ich es schaffe (was mir nicht immer gelingt) ein 3-Eier-Spiegelei so zu fabrizieren, dass es wunderbar leicht und ohne zu knicken und zu falten aus der Pfanne und genau in die Vertiefung des Tellers flutscht, sieht es so kurios exakt passend und in einer Höhe aus. Ich mag das.

Und dann habe ich meine Lieblingspfanne. Keramikbeschichtung. Hatte ich eigentlich nicht gebraucht, sondern aus Neugier gekauft, weil das gerade so groß rauskam. Sehr zufrieden damit. Eigentlich muss man sie fast nie saubermachen, weil man normalerweise alles, was nicht schon von selbst aus der Pfanne rutscht, mit einem Stück Küchenpapier rauswischen kann. Oder mal unter den Wasserhahn halten. Normalerweise haftet da gar nichts. Spülmaschine sehr selten, wenn mal was angetrocknet ist.

Während ich bei Teflonpfannen weiß, wie es sich äußert, wenn sie altern, nämlich der Belag irgendwann rauh und pelzig wird, haben ich mich immer gefragt, woran eigentlich Keramikpfannen (das heißt: Metallpfannen mit Keramikbeschichtung) zugrundegehen. Ob das irgendwann abbröselt.

Obwohl ich sie immer gut behandelt habe, nie Kochgeschirr aus Metall, immer nur Kunststoff oder Holz verwendet habe, scheint es nun so weit zu sein: Die Antihafteigenschaft funktioniert nicht mehr. Nach Jahren treuer Dienste. Die war wirklich gut.

Was mich erstaunt, denn abgesehen von hitzebedingter Verfärbung auf der metallenen Unterseite sieht die Pfanne eigentlich aus wie neu. Man spürt auch mit dem Finger keinen Unterschied, glatt und hart wie immer. Ich würde da keinerlei Alterungs- oder Abnutzungserscheinungen erkennen. Aber: Es rutscht nicht mehr so schön raus. Die Reste bleiben fest hängen. Nach Rührei konnte man sie früher immer mit Küchenpapier einfach auswischen, das geht nicht mehr. Die Spülmaschine hat es auch nicht mehr restlos geschafft, ich musste sie noch einweichen. Und so weiter.

Jetzt weiß ich, wie solche Pfannen altern. Aber es frappiert mich, weil sie sich augenscheinlich und mit dem Finger gefühlt von einer neuen nicht unterscheidet. Irgendwie muss sich die Oberfläche verändert haben. Oder vielleicht ist irgendwas drauf, was ich nicht erkenne und nicht runterkriege.

Normalerweise sind Oberflächen, an denen nichts haftet, gar nicht so glatt, wie man denkt, sondern mikroskopisch gesehen rauh. Lotus-Effekt. Vielleicht nutzt sich das mit der Zeit ab und die Oberfläche wird wirklich glatt und haftet dann, sieht aber für das Auge aus wie immer.

Obwohl die Pfanne nicht allzu teuer war, so ungefähr (weiß nicht mehr genau) 5 Jahre alt ist und es eigentlich den Aufwand nicht lohnt, widerstrebt es mir, eine Pfanne auszusondern, die zumindest von oben aussieht wie neu.

Andererseits liegt der Gedanke nahe, dass der indianische Rat, vom toten Pferd abzusteigen, in analoger Anwendung auch für Bratpfannen Gültigkeit hat.