Ansichten eines Informatikers

Sony

Hadmut
2.12.2019 1:20

Beachtlich.

Das hätte ich nicht gedacht, als Sony damals Minolta übernommen hat. Ich hatte ja damals Minolta, an sich nicht schlecht, aber technisch schon etwas hintendran, und als die dann die Kamerasparte an Sony verkauft haben, war jeder skeptisch. Sony galt zwar – obwohl zwischenzeitlich selbst mal Pleite-Kandidat – damals mehr so als Spaßunternehmen mit Walkmen und anderen albernen Geräten. Man ging davon aus, dass die eine Spaß-Sparte daraus machen.

Ich hatte damals zwar die – auch schon wieder veraltete und nicht so professionelle – Bridgekamera Minolta Dimage 7, habe sie dann gegen eine deutlich verbesserte 7i getauscht, weil ich rechtzeitig davon Wind bekommen habe und die Dimage 7 für den gleichen Preis gebraucht auf eBay verkauft habe, den ich dann für die neuere und bessere 7i gezahlt habe, aber so richtig glücklich war es nicht. Ich hatte mir dann noch eine Dynax 5D gekauft, weil ich ja noch aus analogen Zeiten die Objektive hatte, die ich mir als Student gekauft hatte, von der ich aber arg enttäuscht war, und die ich auch wieder gut losbekommen habe, weil ich einen gefunden habe, der für irgendeine Familienfeier ganz, ganz, ganz dringend eine brauchte und sie mir abkaufte, weil ich ihm zusicherte, sie mit geladenem Akku zu verschicken. Ein Kollege hatte die größere 7D oder 9D oder sowas, die war besser, aber nicht soviel besser, wie sie teurer war. Ich habe mir dann noch die direkt nach dem Übergang angebotene Sony Alpha 100 gekauft, die deutlich besser war, und der man an jeder Pore anmerkte, dass sie eigentlich noch ein Minolta-Produkt war, auf das man nur schnell hastig Sony gedruckt hatte. Weil Sony damals den Memory-Stick favorisierte, man so schnell aber keinen Memory-Stick-Slot mehr einbauen konnte, musste man – etwas peinlich – einen Adapter beilegen.

Und das war es dann für mich auch erst mal. Das war alles nicht so wirklich zufriedenstellend, aber der Punkt war erreicht, an dem die Digitalfotografie, die im Jahr 2000 noch ganz tief in den Kinderschuhen gesteckt hatte – ich habe ja noch zwei Kameras von damals, die heute sowas von lächerlich wirken – so richtig gut und professionell wurde, und bin dann 2009 auf eine Nikon D300s mit den guten Objektiven umgestiegen. Die war (ist, ich habe sie ja noch) richtig gut. Zwischendurch hat Nikon viel Murks gebaut und ich war sehr unzufrieden, muss aber sagen, dass ich die neue Z50 trotz einiger ärgerlicher kleiner Schlampigkeitsmacken, die wirklich nicht hätten sein müssen, für eine richtig gute Kamera halte. Auch die D850 ist sehr gut, die wollte ich mir eigentlich kaufen, habe es dann aber doch bleiben lassen, weil ich so generelle Zweifel an Nikon bekam und dann auch in ein Spiegelsystem eigentlich nicht mehr investieren wollte – auch wenn die D850 als die beste Kleinbildspiegelreflex galt, die überhaupt zu haben ist.

Erstaunlicherweise hat Sony die Zeit aber gut genutzt und ein sehr beliebte Kamerasystem gebaut. Sie hatten mal das Maul aufgerissen, dass sie bis 2021 die Nummer eins werden wollten. Erst mal haben die ja mit der Fortsetzung der Minolta-Spiegelreflex-Serie rumgebastelt, aber dann eben das spiegellose System gebaut, das erst mal schrecklich kantig aussah. Als ich nach Berlin gezogen bin, habe ich mal so einen Tag der offenen Tür beim Bundespräsidenten im Schloss Belvue teilgenommen und sah den Hausfotografen des Präsidenten mit zwei spiegellosen Sonys rumlaufen und dachte mir: Donnerwetter. Nicht Nikon, nicht Canon, der läuft mit Sony rum. Is’ ja’n Ding.

Vor einiger Zeit schon hatte ich mal berichtet, dass Sony in irgendeiner Einzeldisziplin Nikon überholt hat.

Gerade gestern erst hieß es, dass Sony Nikon jetzt überholt hat und hinter Canon die Nummer zwei auf dem Kameramarkt sei, wo man schon vermutete, die könnten ihre großspurige größenwahnsinnige Ansage womöglich doch noch schaffen. Bis 2021. Allerdings lag das nicht daran, dass Sony zugelegt hätte, weil der Kameramarkt generell schrumpft, sondern sie sind nur weniger geschrumpft als Nikon.

Heute kam die Meldung, dass Sony bei den Vollformat-Kameras tatsächlich auch Canon überholt habe und nun die Nummer Eins sei. Was allerdings noch ein ziemliches Stück zum Ziel ist, weil der Vollformatbereich nur ein kleiner Teil des Kameramarktes ist. Aber: Die legen mächtig vor.

Nikon hätte die eigentlich schlagen können, weil das neue Z-System doch schon ziemlich gut ist. Aber mit ein paar dummen Design-Entscheidungen wie nur einem Slot und dem XQD haben sie sich viele Käufer vergrault. Das war ein enormer Fehler.

Man merkt das auch, dass Nikon hier keine großen Messeauftritte mehr macht, die backen da nur noch kleine Brötchen, nachdem der Laden angeblich auch im Minus war.

Das große Profifotoereignis 2020 werden die olympischen Spiele in Japan sein. Im Prinzip die Hausschlacht für Nikon, Canon und Sony.

Deshalb werden die ab Frühjahr alle versuchen, die dicken Profihämmer für Sportaufnahmen zu platzieren, und dann entscheidet sich’s. 2020 wird die Kameraschlacht und ich nehme an, bis 2021 gibt es einen Toten auf dem Kameramarkt.

Naja, nicht ganz tot. In Japan sorgt die Regierung dafür, dass da keine Firma so richtig draufgeht, und sorgt mit viel Druck dafür, dass die sich im Notfall gegenseitig helfen, sich notfalls sogar aufkaufen.

Schaun wir mal, wenn es bis 2022 noch gibt.