Fotografie und Klima
Zwei Themen prallen aufeinander.
Die Zeitschrift Vogue hat eine (italienische) Ausgabe ohne Fotografie herausgebracht, weil sie meinen herausgefunden zu haben, dass Fotografie klimaschädlich sei. Schreibt NTV.
Bodenständigere Naturen würden es für einen PR-Stunt halten, um neodekadente Zeitgeisttussis ranzuholen.
Erstmals im Zeitalter der Fotografie wird eine Ausgabe der Modezeitschrift “Vogue” ohne eine einzige Aufnahme erscheinen. Grund ist die dramatisch schlechte Klimabilanz von teuren Fotoshootings. […]
Models jetten normalerweise für schöne Fotos rund um den Globus: Die italienische “Vogue” hat nun für den Umweltschutz erstmals und vorerst einmalig auf Fotoshootings verzichtet. Stattdessen erscheint die Januar-Ausgabe des Modemagazins nur mit Illustrationen. Damit stelle man die Kreativität in den Dienst der Nachhaltigkeit, teilte das Magazin mit. “Die Herausforderung ist, über Kleider etwas zu erzählen, ohne sie zu fotografieren.” Keine “Vogue” habe, seit es Fotografie gebe, jemals auf diese verzichtet.
(„Seit es Fotografie gebe…?” Oh. Ich dachte immer, die Vogue wäre ähnlich wie Playboy und solche Zeitschriften ein Kind der 50er und 60er Jahre. Stammt aber von 1892. Hätt ich jetzt auch nicht gedacht. Da gab es zwar schon Fotografie, aber wenn ich mich jetzt richtig erinnere, konnten die damals noch keine Fotos drucken, sondern nur Einzelabzüge herstellen. Offsetdruck wurde 1904 erfunden.)
Für Fotoaufnahmen fliegen Models und Produktionsteams üblicherweise an entlegene Ecken der Welt. Das kostet viel Geld und treibt den Ausstoß von klimaschädlichem CO2 durch Flugzeuge nach oben. Müll vom Catering, Dutzende Flüge und Zugfahrten, Autos für die Produktion, mindestens zehn Stunden brennende Scheinwerfer: All dies habe es für die jetzige Ausgabe nicht gegeben, erklärte Emanuele Farneti, Direktor der “Vogue Italia”.
Und da heißt es immer, Klimaschädigung sei männlich. Dass die Texti- und Modeindustrie zu den größten Verschutzern gehört, ist ja bekannt. Modezeitschriften scheinen auch übel zu sein.
Da frag ich mich: Sind die so doof oder tun die nur so?
Warum eigentlich muss man dafür Produktionsteams um die Welt jetten lassen?
Es gibt doch mittlerweile so viele Länder mit Produktionsfirmen vor Ort. Und Frauen gibt es in den meisten Ländern auch. In manchen sogar gutaussehende. Warum lassen die die nicht vor Ort von Leuten vor Ort produzieren und per Internet schicken?
Wie?
Ach so?
Das müssen amerikanische oder französische oder britische Models sein?
Eigene Models hinzuschicken geht wegen Klima nicht, und Models aus anderen Ländern akzeptiert die Käuferschicht nicht?
Das ist schon problematisch. Aber ich hätte eigentlich nicht gedacht, dass die Generation Klimadekadenz so rassistisch ist, dass die zwar Fotos aus schönen Gegenden haben wollen, aber keine „Models aus der Region”.
Stutenbissigkeit? Konkurrenzneid?
Ich bin überzeugt, dass die in der Ukraine, Litauen, Estland, Lettland nicht nur umwerfende Models zu Amateurpreisen haben, sondern auch sehr talentierte Fotografen und aufstrebende kleine Produktionsfirmen. Von Kapstadt weiß ich sogar aus eigener Anschauung, dass die da Filmen und Fotografieren wie die Wahnsinnigen, und das auf höchstem Niveau, da gibt’s auch Frauen, bei denen einem der Kiefer bis zum Boden klappt. Von Neuseeland kann ich berichten, dass es da auch Produktionsfirmen und tolle Landschaften gibt. Und die nehmen normalerweise auch alle Aufträge an.
Also, man könnte schon, wenn man nur wollte.
Aber vielleicht gäbe das auch einfach Ärger, wenn man einfach die Konkurrenzunternehmen und -models beauftragte, die da schon vor Ort sind und nicht erst hinjetten müssten.