Ansichten eines Informatikers

Mail aus China

Hadmut
9.1.2020 23:53

Manchmal staune ich.

Eigentlich geht es mir tierisch auf den Sack, dass ich inzwischen nach jedem Kleinteil, das ich irgendwo bestelle, hinterher aufgefordert werde, Sterne zu vergeben und zu beschreiben, ob’s denn auch für mich schön war und ob man zu meiner vollen Zufriedenheit in der Lage war, das Ding in ein Kuvert zu stecken und loszuschicken.

Ab und zu bekomme ich mit der Lieferung auch eine E-Mail aus China oder sowoher, die besagt, dass man mir – auch bei einem Bestellwert von 3,50 Euro – first class Service zukommen lassen will, und ich im Falle jeder noch so geringen Unzufriedenheit doch bitte erst bei ihnen vorstellig werden solle, bevor ich eine Kritik auf irgendeinem Portal schreiben würde, die weniger als 5 Sterne und vollstes Lob enthalten könnte.

Geht mir so auf den Sack. Für jeden Piep einen Bericht schreiben, wie sehr ich es genossen habe.

Neulich hatten sie mich schon erstaunt.

Ich hatte mir etwas gekauft, Elektronikbereich, die Billigvariante aus China. Für etwa 50 Euro. Markenprodukte liegen bei 300.

Und hatte einen Bericht geschrieben. Keine Kritik, wohlgemerkt. Ich hatte nichts dran auszusetzen. Ich hatte lediglich geschrieben, dass es einwandfrei, aber vor allem für das taugt, wofür es gebaut und beworben wurde, aber nicht ganz das, was ich in meiner Eigenwilligkeit vorhatte, und die teuren Markengeräte dabei doch einen kleinen Ticken besser sind. Und es zwar gut ist, aber etwas billig aussieht. Weil ich mir inzwischen auch ein Markengerät gekauft hatte. Ich hatte ja schon geschrieben, dass der Volksmund sagt, wer billig kauft, kauft zweimal, und ich das prima finde, weil ich damit die Chance habe, billig davon zu kommen, und wenn nicht, ich zumindest weiß, was ich eigentlich will und brauche, und worauf ich achte. Das hat nämlich dazu geführt, dass mir klar geworden ist, worauf es ankommt, und ich am Ende das Markengerät für 300 und nicht das Konkurrrenzprodukt für 400 gekauft habe, weil mit diesem Gesamtwissen ich wusste, worauf es ankommt. Nun habe ich einen guten und den besten für 350, statt den nur sehr guten für 400. Daher mein Kommentar.

Kurz drauf meldeten sich die Chinesen bei mir und erklärten, dass es sie zutiefst betrübt und unerträglich sei, dass ich mit ihrem Produkt weniger als restlos jubelnd begeistert bin, und sie mir zur Hebung meiner Laune noch ihr neuestes, schönstes, bestes Modell dazuschenken wollen. Das, das im Handel 100 Euro kostet und verdammt edel wirkt, sehr gut verarbeitet ist. Ich habe 50 Euro gezahlt, und dafür nun das gute für 50 Euro und noch das ziemlich gute für 100 geschenkt bekommen.

Nun habe ich drei. Einen guten, der etwas billig aussieht, einen ziemlich guten, der sehr edel aussieht, und den besten.

Aber das ist eine Ausnahme.

Heute haben mich die Chinesen wieder überrascht.

Ich hatte mir neulich eine Montageplatte für eine bestimmte Kamera gekauft. Von einem günstigen chinesischen Markenhersteller. Der ist so gut und so verbreitet, dass man ihn Markenhersteller nennen muss. So um die 18 Euro oder sowas in der Größenordnung hat das Ding gekostet.

Und hatte eine Bewertung abgegeben. Das Ding sei gut, ich sei zufrieden (tadellos verarbeitet). Aber noch besser sei es, wenn es … hätte.

Heute kam eine Mail aus China. Sie hätten das dankbar aufgenommen und ihre R&D-Abteilung (Research and Development) beauftragt, das zu erforschen.