Ansichten eines Informatikers

Crypto-Läden und Ueli Maurers Verbindungen

Hadmut
19.2.2020 1:50

Mehr zur Schweizer Affäre.

Es geht in der Sache keineswegs mehr nur um die Crypto AG. Gerade hatte ich über Philips in den Niederlanden geschrieben.

Eine Finanznachrichtenseite aus der Schweiz beklagt nicht nur, dass man gerade die Glaubwürdigkeit der Schweiz geopfert hat, sondern berichtet auch, dass eine andere Schweizer Crypto-Firma, eigentlich die Konkurrenz der Crypto AG, den Amerikanern gehörte: https://insideparadeplatz.ch/2020/02/17/crypto-affaere-auch-banken-lieferant-gretag-gehoerte-amis/

Jetzt wird bekannt, dass auch die frühere Gretag AG in Regensdorf, eine Hauptkonkurrentin der Crypto AG, seit Anfang der Neunzigerjahre von Amerikanern kontrolliert wurde.

Hier steckt der andere wichtige US-Geheimdienst, die National Security Agency (NSA), dahinter. Diese wurde durch Whistleblower Edward Snowden weltweit zum Thema.

Gretag war während über 50 Jahren ein zuverlässiger Lieferant des Schweizer Militärs, aber auch der Schweizer Banken.

Dies ist besonders brisant, da die sogenannten Gretacoder seit langem den Zahlungsverkehr nicht nur zwischen Schweizer Banken (SIC), sondern auch des weltweiten Swift-Netzwerks verschlüsseln.

Der ehemalige NSA-Mitarbeiter Snowden hatte 2013 enthüllt, dass die NSA den Swift-Zahlungsverkehr ausspioniert haben soll (Blick berichtete).

Wie direkt der Einfluss der NSA damals war, blieb allerdings unbekannt. Recherchen haben nun zu Tage gefördert, dass das Bankengeschäft der Gretag über Jahre hinweg direkt von einer US-Firma mit engem Bezug zur NSA kontrolliert wurde.

Das passt zu dem, was mir jemand anderes schrieb, nämlich dass die Amerikaner seit 9/11 mit hoher Intensität die Zahlungsströme verfolgt haben. Dass sie Swift abhören, war schon bekannt. Nun weiß man offenbar auch, wie. Aber anscheinend fing das nicht erst mit 9/11 2001 an, sondern sondern schon 15 Jahre früher.

Bereits 1987 hatte die damalige Eigentümerin der Gretag, die Basler Chemieholding Ciba, den Bereich für militärische und regierungsnahe Verschlüsselung in die neugegründete Omnisec AG ausgelagert und verkauft – an wen, blieb im Dunkeln.

Recherchen der WOZ belegten 2013 allerdings seltsame Geldströme aus dem Ausland. Offizielle Eigentümerin der Omisec war eine Genfer Sitzgesellschaft (ihr Name: Argonium), hinter der, wie die WOZ herausfand, eine Briefkastenfirma aus den Niederländischen Antillen stand.

Von dort führte laut WOZ eine direkte Spur zu einer bekannten New Yorker Anwaltskanzlei.

Ein wichtiger Punkt zu einem Namenswechsel: Omnisec ist der ausgelagerte Bereich für militärische und regierungsnahe Verschlüsselung der Gretag. 1987 daraus hervorgegangen.

Dazu die WOZ:

Die Dälliker Firma Omnisec liefert hoch geheime Verschlüsselungsgeräte an Regierungen und Militärs. Um vertrauenswürdig zu sein, betont sie ihre Neutralität und ihre rein schweizerische Struktur. Recherchen der WOZ belegen allerdings seltsame Geldströme aus dem Ausland und verschiedene Ungereimtheiten bei früheren Besitzern.

Tatsächlich ist Omnisec nur eine kleine Schweizer Firma mit rund sechzig Beschäftigten im zürcherischen Dällikon. Sie stellt allerdings hoch geheime Verschlüsselungsgeräte her, die verhindern sollen, dass Telefon- und Handygespräche, Faxmeldungen und E-Mails abgehört und mitgelesen werden können. Nach eigenen Angaben beliefert sie ausschliesslich Regierungsstellen und Militärs mit diesen Geräten. Die Firma ist eine Hauptlieferantin der eidgenössischen Behörden und der Schweizer Armee. Zu ihren KundInnen zählten aber laut Aussagen früherer Manager auch etwa Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi, die Regierungen der erdölreichen Länder Venezuela und Nigeria sowie diverser Staaten im Arabischen Golf. Und da sollen Geheimdienste wie die NSA kein Interesse an Omnisec haben?

Die Betonung der rein schweizerischen Wurzeln ist zentraler Bestandteil von Omnisecs Marketing. […]

Bei näherem Hinschauen zeigt sich allerdings, dass zumindest in früheren Jahren längst nicht alles so eindeutig war: Die WOZ stiess bei ihren Recherchen auf Unterlagen, die belegen, dass bis mindestens zum Jahr 2000 der grösste Teil des Aktienkapitals von Omnisec, zwanzig Millionen Schweizer Franken, von der Briefkastenfirma Torcross N. V. in Curaçao (den damaligen Niederländischen Antillen) stammte. Und von dieser Firma führt die Spur in eine renommierte New Yorker Anwaltskanzlei.

Ach, und noch zwei Tote:

Stammte das Geld vielleicht von Beat Bettschart, der je nach Quelle bereits kurz nach der Gründung von Omnisec oder aber auch erst nach Ingolds Tod Firmeninhaber wurde? Und wer war dieser Beat Bettschart? […]

Beat Bettschart starb laut einem Omnisec-Firmendokument, das sich im Handelsregister Zürich findet, am 20. April 2002. Weitere Recherchen über ihn erweisen sich anfänglich als schwierig, es finden sich in der Schweiz kaum zusätzliche Informationen. Schliesslich wird deutlich, weshalb: Beat Bettschart wanderte bereits in den fünfziger Jahren in die USA aus und änderte seinen Vornamen in Bert. In den USA heiratete er und wurde Vater von sechs Kindern. Er arbeitete in den siebziger und achtziger Jahren am Hauptsitz des Grosskonzerns Rockwell in führender Position. Rockwell war in der fraglichen Zeit ein Mischkonzern mit einem starken Standbein im Rüstungs- und Raumfahrtbereich, das heute zur Firma Boeing gehört. Begraben wurde Bettschart in Pittsburgh im Bundesstaat Pennsylvania.

Maurer

Es braucht ein Vertrauensverhältnis zwischen KundInnen und Produzenten. Dies bestätigt auch Ueli Maurer, Professor für Kryptologie an der ETH Zürich: «Ein Gerät wie ein Computer oder ein Handy kann nur sicher sein, wenn die Hardware, die Software und die verwendeten Verschlüsselungsalgorithmen sicher sind. Eine Manipulation einer dieser Komponenten könnte es Geheimdiensten erlauben, die Kommunikation abzuhören, weshalb ein Hersteller solcher Geräte sicherstellen muss, dass es keine solche Manipulation gibt. Das Vertrauen in den Hersteller ist deshalb zentral.» Maurer arbeitet auch als Berater von Omnisec, betont jedoch, dass er seine Aussage rein als Wissenschaftler mache.

Wenn Omnisec aus Gretag hervorgegangen ist, und die den Amerikanern gehören, und die auch mit dem Abhören von Swift zu tun haben sollen, und ausgerechnet Ueli Maurer Berater von Omnisec war …

Gucken wir nochmal in das NZZ-am-Sonntag-Interview mit Maurer:

Sie haben für eine Konkurrentin der Crypto AG gearbeitet, die Omnisec, ehemals Gretag.

Ich hatte von 1988 bis 2017 bei Omnisec ein Beratungsmandat. Das erfolgte mit Wissen der ETH. Dabei ging es nicht darum, Chiffrieralgorithmen zu entwickeln. Ich habe wissenschaftliche Studien gemacht und auch neue Verfahren patentiert. Es gibt keinerlei Hinweise, dass die Firma von einem Geheimdienst unterwandert war.

Von 1988 bis 2017.

Und damit auch während der „Begutachtung” meiner Dissertation.

Er behauptet zwar, dass es keinerlei Hinweise gäbe, dass die Omnisec von einem Geheimdienst unterwandert war. Aber wenn der Bericht stimmt, brauchten sie sie ja auch nicht zu unterwandern, denn sie gehörte ihnen ja. Und wenn die der NSA gehörte und die mit geschwächten Verfahren abgehört haben, dann ist das auch klar, dass Maurer oder wer auch immer in der Schweiz ganz sicher keine Chiffrieralgorithmen entwickeln sollte, denn die kamen ja dann aus den USA.

Ob man Maurer noch ein Wort glauben mag, ist das eine.

Wenn aber die Darstellung der WOZ stimmt, dann hat Maurer für CIA/NSA und eine derer Abhörfirmen gearbeitet, als er meine Dissertation ablehnte.