Ich ändere hiermit meine Meinung
Kommt gelegentlich vor.
Bisher habe ich die Bezahlerei im Supermarkt usw. mit kontaktlosen Karten, mit denen man mal am Gerät vorbeiwedelt (zumindest ist das bei mir so angekommen, ich weiß nicht mal, ob das so stimmt), rundheraus abgelehnt und mich sogar geärgert, als mir die Bank meiner Reservekreditkarte ungefragt eine Karte mit dieser Funktion schickte. Es gab ja schon vor längerer Zeit ein Video in dem zwei Verkäufer in einem Laden demonstrieren, dass der eine dem anderen berührungslos Geld abbucht, indem er ihm das Zahlungsgerät am Hintern (Geldbeutel in der Gesäßtasche) vorbeiträgt. Und wenn da eine Abbuchung auf dem Kontoauszug steht, hat man keinerlei Möglichkeit des Abstreitens.
Im Zuge der Corona-Virus-Welt-Taumelei habe ich aber mal auf mein Verhalten geachtet, wie oft ich Dinge anfasse, die andere angefasst haben und wie oft ich mir unwillkürlich ins Gesicht fasse, oder mir auch gerne mal (ich habe ungünstige Zahnabstände) irgendein Salatblatt zwischen den Zähnen rausziehe. Zudem bin ich leidenschaftlicher Nasenbohrer. Alles nicht gut. Ich schaffe es nicht, mittags beim Chinesen essen zu gehen, ohne Stuhl, Tischplatte usw. anzufassen. Und selbst wenn ich es schaffen würde: Ich habe schon so oft die Berliner Gastronomie beim Handschuh-Paradoxon beobachtet, dass nämlich die dünnen Latexhandschuhe hygienemäßig kontraproduktiv sind, weil die Leute kein Schmutzgefühl mehr haben. Es klebt nichts mehr auf der Haut. Sie kommen sich sauber vor, obwohl sie es nicht sind. Unzählige Male habe ich beobachtet, dass die Leute, die solche Handschuhe tragen, eben noch kassieren und das Geld anfassen, und dann per Hand den Salat auf den Teller packen, am Büffet die danebengerollten Frühlingsrollen zurücklegen und so weiter und so fort. Man hat eigentlich gar keine Chance, wenn man nicht konsequent zuhause bleibt und alle Sendungen verweigert.
Im Supermarkt oder der Drogerie fängt es schon damit an, dass man den Einkaufswagen oder den Einkaufskorb anfasst. Am Wochenende fiel’s mir auf, als mir ein freundlicher Mensch einen Wagen, den der nicht mehr brauchte, direkt in die Hand gab, weil der Pfandriegel kaputt war und man keine Münze brauchte. Ich so: „Ah, danke!”, hatte den so in der Hand, da fällt mir auf, dass die Griffe noch so mollig warm waren. Bisschen schmierig, vom Handschweiß. Uäh. Bei meinem Stammsupermarkt vor der Haustür kaufe ich seit Jahren meist mit meiner eigenen Einkaufstasche ein, und gehe damit an die Kasse, weil ich Einkaufswägen lästig finde. Das machen nicht nur viele, die kennen (oder kannten) mich auch. Neulich habe ich aber mal gelesen, dass es rechtlich bereits Ladendiebstahl wäre, wenn man im Supermarkt etwas in die eigene Einkaufstasche steckt, weil man ja nicht weiß, ob derjenige damit noch an die Kasse geht und zahlt. Und weil die da neulich wieder mal fast das gesamte Personal ausgetauscht haben und mich da fast keiner mehr kennt, ist mir das inzwischen etwas mulmig. Aber den schmierigen Einkaufswagen, Griff noch warm? Iiih.
Brötchen kaufen geht auch nicht mehr, weil man da je nach Supermarkt irgendwelche Zangen (die ich zu Normalzeiten schon unzumutbar widerlich finde) verwenden oder lange Hebel bedienen muss, die auch jeder anfasst. Dass da viele mehr Brötchen usw. in die Schütte kippen, als sie selbst nehmen wollen, und dann breit drüberhusten oder die Kinder die mal anfassen und wieder reinwerfen … uäääh.
Das nächste Problem ist das Bezahlen. Entweder Bar mit Wechselgeld, das auch schon jeder in der Hand gehabt hat. Oder mit der Bankkarte. Dann muss man entweder unterschreiben, natürlich mit dem Kuli, der da hängt und den jeder in der Hand hatte. Oder die PIN auf der Tastatur eintippen, die auch niemals gereinigt werden (oder zumindest so aussehen).
Ich kann mich erinnern, dass ich hier im Supermarkt mal in einer stilleren Stunde anmeckerte, dass ihre Tastaturen total versifft und zerfleddert und eklig aussehen und die Tasten kaum noch lesbar sind. Ja, da könnten sie auch nichts machen, da kommt ab und zu einer vorbei. Da habe ich ihnen als IT-Geräte-erfahrender Konsummensch mal gesagt, dass sie noch nicht mal die Schutzfolie (die man auf Kunststoff- und Metallflächen von der Fabrikation häufig hat) abgezogen haben, und habe zu deren enormer Fassungslosigkeit die Folie abgezogen. Darunter kam eine nagelneue, blitzsaubere schön glänzende Tastatur zum Vorschein. So muss die aussehen. Die Folie, die ich dann an spitzen Fingern in der Hand hatte, war ziemlich eklig versifft. Ja, meinten sie, da hat wohl seit Jahren keiner mehr geputzt und geguckt und deshalb nicht bemerkt, dass da die Schutzfolie, die sich schon abpellte, noch drauf ist. Also hat es auch nie jemand sauber gemacht.
Insofern kann ich der Idee, mit der Bankkarte nur berührungslos mal dran vorbeizuwinken, nunmehr doch einiges abgewinnen.
Ich ändere hiermit meine Meinung.