Corona-Virus: Warum gibt es keine „Telemedrie”?
Mal so ganz blöd und digital gefragt…
Die BZ schreibt:
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) rief die Bevölkerung auf, nicht bei jedem Husten zum Arzt zu gehen. Stattdessen sollten Betroffene sich zu Hause untersuchen lassen, sagte Spahn.
Wollten die nicht schon lange die ganz große Digitalisierung?
Mittlerweile hat doch nahezu jeder ein Handy oder ein Notebook mit Frontkamera und einen Internet-Anschluss zuhause.
Warum gibt es für sowas noch keine Online-Ärzte? Wo man sich per Videotelefonie mit einem Arzt verbinden kann, der sich dann einen ersten Eindruck verschaffen kann, wie der Patient überhaupt aussieht.
Ich kann mich sogar erinnern, dass sowas neulich mal irgendwo diskutiert wurde, weil es zuwenig Landärzte gibt und die Ärzte – seit der Frauenanteil steigt und steigt – lieber bequem in der Stadt sitzen (oder sogar gern Home-Office machen würden). Es ging nicht, weil Ärzte nach irgendwelchen Vorschriften den Patienten schon direkt vor sich haben müssen, Ferndiagnosen sind oder waren nicht zulässig, das wollten sie wohl gerade angehen und diskutieren.
Nun wissen wir – ich weiß nicht mehr genau, wann brach das Ding in China aus? Kurz vor Weihnachten? –– egal, schon seit SARS und dem Bundestagsbericht von 2013, der als hypothetischen Katastrophenfall genau das prophezeite, was wir jetzt haben, dass das auf uns zukommt.
Und unserer Bundesgesundheitspappnase Jens Spahn hätte sich eigentlich spätestens in den letzten zwei Monaten um sowas kümmern können und müssen. War aber eher mit den CDU-Kriegen um die Merkel-Nachfolge beschäftigt.
Warum also gibt es nicht längst Online-Videotelefonie mit Ärzten (im Prinzip sogar im Homeoffice, es gibt genügend Ärztinnen in Mutterschafts-/Elternurlaub, die notfallmäßig einspringen können, ist ja dann auch egal, wo die sitzen), die eine Vorabdiagnose ohne Infektionsrisiko betreiben könnten. Die erst mal abklären, ob der Patient gerade hypochondrisch ist, etwas anderes hat, oder die passenden Symptome haben könnte.
Denkt man das weiter (aber mit mehr Vorlauf als zwei Monate), könnte jeder Haushalt so ein Erkrankungsnotfallkit haben, das ohne Batterien auskommt und lagerfähig ist und bei Bedarf per USB mit Strom versorgt wird und vielleicht sogar die Daten gleich an den Arzt übermittelt. Fieberthermometer, elektronisches Stethoskop, vielleicht eine Rachenkamera, oder was man halt so braucht, Ärzte werden eher wissen, was man braucht. EKG, Blutsauerstoffmessung, oder sowas. Es gibt inzwischen für Kleingeld aus Fernost winzige Multimeter, die sogar Zeitreihen aufzeichnen oder in begrenztem Umfang Oszilloskop spielen können und nur per Bluetooth mit dem Handy und einer App verbunden sind. Ich bin zwar medizinischer Laie, aber überzeugt, dass man mit sowas schon eine ganze Menge Zeugs messen und feststellen kann.
Oder einfach Wattestäbchen in Röhrchen, mit denen man einen Abstrich machen, eintüten und per Post ins Labor schicken kann. Sowas wie Stuhlproben gibt es ja auch schon lange, das macht man ja auch nicht mehr beim Arzt, sondern bekommt Testbriefchen mit, in die man Proben einschließt und sie dann einfach einwirft.
Man könnte es auch noch weiter treiben.
Wir haben doch schon diverse Gesichtserkennungssoftware. Warum gibt es für sowas keine App (oder besser einen Baukasten, den man dann schnell anpassen kann), mit der man sich fotografiert und die dann per KI oder Vergleich zu sonst feststellt, ob man krank „aussieht” und einem per Fragebogen schon mal die wichtigsten Symptome abfragt. Oder per Mikrofon herausfindet, ob man sich heiser anhört. Beim Atmen rasselt.
Und dann wird man nach Priorität eingeordnet, oder die sagen einem „Kommen Sie da und da hin” oder „Bleiben Sie in der Wohnung” oder „Wir holen Sie ab”.
Telemetrie und Medizin = Telemedrie.
Ständig reden die da von Digitalisierung, aber in der Realität pennen die nur.
Jetzt kommen die und sagen, man soll sich nicht ins Wartezimmer beim Arzt setzen, sondern lieber anrufen.