Ansichten eines Informatikers

Bundesregierung untersagt Export von Atemmasken

Hadmut
4.3.2020 12:02

Das muss man sich mal klarmachen, was für ein Stümperhaufen das ist.

Jetzt, zu einem Zeitpunkt, zu dem die Lager für Atemmasken komplett leer sind und nichts mehr zu kriegen ist, sich die Berichte von Ärzten häufen, dass sie ihre Praxis schließen müssen, weil sie nicht mehr an Atemmasken, Schutzkittel und Desinfektionsmittel kommen, fast zweieinhalb Monate nach dem Ausbruch, kommt unsere pappnasige Bundesregierung mal auf die Idee:

Motto: Jetzt haben wir zwar keine mehr, aber die behalten wir dann jetzt für uns. Es besteht kein Grund zur Beunruhigung, es ist für alles gesorgt.

Nur mal zur Erinnerung: Ich als völlig fachfremder Privatmann und Feierabendhobbyblogger hatte am 28.1.2020, also vor fünf Wochen, schon darüber geschrieben, dass es hier Lieferprobleme mit Atemmasken gibt, weil die alle nach China exportiert werden.

Am 31.1.2020 hatte ich geschrieben, dass mir viele Leser von noch viel mehr Lieferproblemen berichteten, und es den Händlern bekannt sei, dass auch hier lebende Chinesen das Zeug in Massen aufkaufen und nach China schicken. (Dasselbe hatte ich neulich schon über Babynahrung in Australien berichtet.) Mir schrieb die Tage jemand aus Deutschland, dass seine chinesische Frau Zeugs für 28.000 Euro gekauft und nach China versandt habe.

Und dass unser Außenminister Heiko Maas am 31.1.2020 noch 10.000 Schutzanzüge nach Wuhan geschickt hatte, weil die Chinesische Regierung darum gebeten hatte. Das ist jetzt gar nicht mal so viel, denn in Deutschland gibt es – oder gab es, Zeitpunkt 2015 – knapp unter 30.000 Praxen allgemeiner/praktischer Ärzte, und noch 11.000 Internisten. Der Vorrat hätte also gerade mal gereicht, um vielleicht jeder zweiten oder dritten Praxis einen Anzug zu geben, aber wenn man die Ärzte so hört, wäre selbst das schon ein großer Fortschritt.

Allerdings kann ich mir dann auch die Frage nicht verkneifen, warum das Arztpraxen auch erst jetzt einfällt, sich zu bevorraten. Eigentlich hätte ich als Laie das für normal gehalten, sich für Infektionsfälle einen gewissen Vorrat zu halten, zumal es hier in Berlin ja schon vor einiger Zeit Ebola-Fehlalarme gab. Fehlalarme, wohlgemerkt, die aber trotzdem bedeuten, dass man sich erst mal angemessen in Schale wirft und fein macht. Eigentlich müsste das auch in Arztkreisen schon so organisatorisch klar sein, dass man nicht allgemein wenig kauft und deshalb bei den Herstellern auch für niedrige Produktionskapazitäten sorgt, weil die sonst leer laufen würden, und dann so ganz plötzlich jeder Material braucht. Da hätte ich eigentlich erwartet, dass jede Praxis von allem, was nicht schnell verdirbt oder sehr teuer ist, so einen 6-Wochen-Vorrat hat. Zumal Zeugs wie Atemmasken, Schutzkittel und Desinfektionsmittel auch lagerfähig sind, nicht gekühlt werden müssen und dann, wenn nicht gerade alle dahinter her sind, eigentlich auch spottbilliges Zeug sind, weil einfach herzustellen.

Trotzdem die Frage:

Wenn selbst ich als Laie, Privatmann und völlig fachfremder Blogger schon vor 5 Wochen gemerkt und geschrieben habe, dass es arge Lieferprobleme mit Masken gibt, weil die alle nach China gehen, wieso fällt es der Bundesregierung dann erst heute, 4.3., ein, den Export zu stoppen, wie die Berliner Zeitung schreibt:

Angesichts der weiteren Ausbreitung des Coronavirus untersagt die Bundesregierung den Export von Atemmasken und anderer Schutzausrüstung. Ein entsprechendes Verbot wurde am Mittwoch im Bundesanzeiger veröffentlicht, wie der Krisenstab aus Gesundheits- und Innenministerium mitteilte. Betroffen sind etwa auch Handschuhe und Schutzanzüge. (afp)

Und nächste Woche verbietet man die Seebestattung der Passagiere der Titanic?

Ach so, der Krisenstab wurde ja gerade erst eingerichtet. Vorher konnten die ja mangels Existenz nicht.

Ach ja, Gesundheitsminister Jens Spahn am 28.1.2020, also auch vor fünf Wochen:

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte am Dienstagnachmittag auf einer Pressekonferenz in Berlin über den Patienten in Bayern: „Es geht ihm gut. Er ist isoliert.“ Er habe mit seinen Kollegen in den Bundesländern über die Lage gesprochen und geklärt, wie eine weite Ausbreitung des Virus verhindert werden könne.

Mit der Situation müsse gelassen umgegangen werden, so Spahn. „Das einzige“ was ihn aktuell beunruhige, seien Verschwörungstheorien, die vor allem in den sozialen Netzwerken kursierten. Er wolle sich dem mit Transparenz und Offenheit entgegenstellen.

Sieht so ein Exportverbot nach Gelassenheit aus, als ob Verschwörungstheorien das einzige Problem seien?