Ansichten eines Informatikers

Von der Unfähigkeit, sich an Regeln zu halten

Hadmut
18.3.2020 11:52

Es tritt das ein, was ich prophezeit und befürchtet habe.

Auch schon öfter erwähnt: Ja, beim Fliegen habe ich Angst vor einem Flugzeugunglück. Aber nicht vor dem Unglück, Absturz und so weiter als solchem, nicht vor Höhe, Flugzeug oder Pilot, sondern allein vor der Dummheit der Menschen, der dummen Masse. Die sich dann emotional-irrational verhalten. Es gab schon Fotos von Flugzeugen nach Bruchlandungen, bei denen die Leute auf der Tragfläche eines (am anderen Ende) schon brennenden Flugzeuges standen und ihre beiden Koffer in den Händen hatten, mit denen zusammen springen wollten. Neulich ist doch irgendwo (war es nicht in Russland?) ein Flugzeug bei der Landung in Brand geraten und es gab viele Tote, dem Vernehmen nach aber nicht wegen der Bruchlandung als solcher, sondern weil sie nicht rausgekommen sind, weil die vorderen Passagiere unbedingt ihr Gepäck mitnehmen wollten. Als damals der Airbus in New York nach Vogelschlag im Hudson notwasserte, ist das Flugzeug auch vorzeitig geflutet worden und untergegangen, weil die Besatzung eine Passagierin in Panik nicht davon abhalten konnte, eine der hinteren Türen zu öffnen, wo das Flugzeug mit der Unterkante der Tür schon unter Wasser war, während es vorne gut schwamm.

Ich meide deshalb auch Menschenansammlungen, weil die schlicht kollektiv durchdrehen. Ob die Besuchermassen bei einem Formel-1-Rennen, zu dem ich mal eingeladen war, die sich eine Stunde gegenseitig blockierten anstatt geordnet aneinander vorbeizugehen, der Wahnsinn der Silvesterfeier am Brandenburger Tor, die Gruppendynamik vor dem Kindergarten wartender Eltern oder auch nur die Leute in einem Kino. Ich saß mal in Karlsruhe (lange her) in einem Kino, als es zu einem Feueralarm kam. (Stellte sich später als Fehlalarm raus, weil sie in einem anderen Saal eine Lasershow mit Kunstnebel hatten und der in die Rauchmelder gelangt war.) Obwohl das (moderne) Kino so gebaut war, dass die Leinwand vom Gebäude weg ging und unten neben der Leinwand perfekte Notausgänge waren, die einen nicht nur nach unten und vom Gebäude weg zu Fluchttreppen aus Stahl im Freien gebracht hätten, man also direkt an der frischen Luft, außer Gefahr gewesen wäre, noch dazu seine eigene Fluchttreppe (für jeden Saal separat) gehabt und nur noch zwei Etagen hätte laufen müssen, drängte die ganze Masse unerbittlich nach oben zum normalen Eingang, also hin zum zentralen Gebäude, hoch in den vierten Stock, um sich dann mit den Leuten aus einem Dutzend anderer Kinos durch ein Treppenhaus zu quetschen, das sofort verraucht gewesen wäre, und in dem jede Menge Krempel rumlag (Werbeaufsteller, Popcorn-Maschinen und sowas). Die Masse drängte in das eigene Verderben. Und es ist ein bekannter Effekt, weil Menschen in Gefahrensituationen oder gar in Panik ohne jedes Nachdenken versuchen, ein Gebäude auf dem Weg zu verlassen, auf dem sie hineingekommen sind. Die verstehen nicht, dass das Wahnsinn und gefährlich, sie in die Gefahr, in Rauch, Feuer und das Gedränge hineinlaufen. Sie wollen genau so wieder raus, wie sie reingekommen sind, auch wenn sie den perfekten und sicheren Notausgang mit deutlicher Notausgangsbeschilderung direkt vor Augen haben.

Menschen in einer Bedrohungs- oder Gefahrensituation drehen durch.

Achtet mal drauf, wenn Ihr in der Stadt unterwegs seid und dann plötzlich Feuerwehr mit Horn und Blaulicht vorbeikommt. Leute, die eben noch normal Auto fahren konnten sind von einer Sekunde auf die andere nicht mehr in der Lage, ihr Fahrzeug kontrolliert zu bewegen und irgendwie Platz zu machen. Die verkeilen sich eher, oder deuten das nur ansatzweise an, indem sie mit der vorderen rechten Ecke so ein bisschen pro forma zur Seite fahren, damit das Auto dann schräg steht, als ob man daran leichter vorbeikäme.

Ich habe schon Leute erlebt, die sich beim Feueralarm darüber beschwerten, dass er zu laut sei, dabei könnte man ja nicht arbeiten.

Das sind aber alles noch Situationen, in denen man plötzlich unter Stress steht, weil nicht vorhergesehen, in denen keine Zeit bleibt, sich mit der Situation vertraut zu machen, und darüber nachzudenken.

Der Corona-Virus-Zustand ist dagegen ein Slow Burn. So ganz langsam. Panik in Zeitlupe.

Ich hatte doch darüber geschrieben, dass Linke die Corona-Krise gleich wieder als Gelegenheit zum Plündern nutzen wollen. Was mich letztlich nicht überrascht, weil „das Linke” letztlich nichts anderes ist als das Plündern, das Leben auf Kosten anderer, zur Staatsform zu erheben.

Dazu gab’s Zuschriften.

Einer schreibt

Sehr geehrter Herr Danisch,

Ihr Text ist für mich ein Beispiel, wie Hass blind machen kann. Wir erleben ungeheure Einschränkungen der Freiheitsrechte, da ist
Widerstand Pflicht. Über die Massnahmen, die bei intermedia vorgeschlagen werden, mag man streiten aber grundsätzlich haben die
Leute recht. Das hier ein anderes Spiel als die Bevölkerung vor Ansteckung zu schützen, gespielt wird, dürfte doch einem analytischen Kopf wie Ihnen nicht entgangen sein.

Empfehle Ihnen sich bei Michael Kent oder Gerhard Wisnewski u.a.schlau zu machen
Herzlichen Gruss

Mal abgesehen davon, dass es Indymedia und nicht intermedia heißt und ich es grundsätzlich als Beleidigung und Herabwürdigung betrachte, wenn mir einer schreibt, ich solle zu dem X gehen um mich bei dem „schlau zu machen”, als ob ich da einen Mangel hätte und mich dort mal schnell betanken könnte, wie man Klopapier im Supermarkt kauft, zeigt diese Zuschrift genau den Wahn, den ich meine.

Es geht nicht darum, eine Maßnahmen objektiv danach zu beurteilen, ob sie sachlich richtig ist, oder ob sie hilft. Es geht allein darum, in allem eine feindliche Absicht zu sehen und diese Absicht – weil feindlich – zu konterkarieren.

Ein Effekt, den ich schon öfters beschrieben habe: Animismus. Was eigentlich bedeutet, toten Gegenständen einen Geist, ein absichtliches (i.d.R. böswilliges) geplantes Verhalten zu unterstellen, das es zu verhindern gilt. Kann man auch Lebenden unterstellen, ist auch als Aberglaube, Verschwörungstheorie, Feminismus und so weiter bekannt, aber eigentlich alles derselbe Effekt. Das archaische Verhalten, das vor dem Säbelzahntiger schützen sollte. Irgendwo bewegt sich das Gras, und evolutionär hat es sich bewährt, ohne nachzudenken zu unterstellen, dass dahinter der böse Säbelzahntiger lauert, dessen Absicht, einen zu fressen, es mit allen Mitteln zu konterkarieren gilt. Der ist von der Konkurrenz, der Feind, vom anderen Rudel, also gilt es, dessen Absichten um jeden Preis zu konterkarieren und auszuhebeln, egal ob es einem selbst nutzt oder nicht.

Solche Leute sind brechend dumm, weil sie sich seit dem Tierzustand eigentlich nicht nennenswert weiterentwickelt haben. Da laufen so ganz archaische Programme ab, wonach man jedem, der nicht zum eigenen Rudel gehört, irgendeine böse Absicht unterstellen und die blockieren, konterkarieren muss.

Nun traue ich unserer Regierung auch viele böse Absichten zu. Das darf aber nicht dazu führen, dass man aus Prinzip und innerem Zwang von allem das Gegenteil macht, alles kaputtmacht, alles beschmiert. Auch wenn unsere Bundesregierung noch so bitter böse ist, ist es in Zeiten einer Epidemie/Pandemie (oder auch nur des Verdachtes) die richtige Strategie, sich zu isolieren. Jedenfalls so lange, bis man mehr über die Bedrohung weiß und sie beheben kann oder bessere Erkenntnisse hat.

Man könnte unter gewissen Randbedingungen und in hypothetischen Fällen durchaus zu der Erkenntnis kommen, dass die Frontalmethode die bessere wäre und jeder einfach zehn wildfremden, zufällig gewählten Menschen auf der Straße einen Zungenkuss gibt, und wir alle gleichzeitig und zusammen das Corona-Virus bekommen, alle gleichzeitig krank werden, sich jeder ohne Behandlung in sein Bett legt und abwartet, und in zwei bis drei Wochen ist alles vorbei und erledigt, müssen wir nur noch die 5 oder 10% Leichen wegräumen. Das setzte aber Wissen voraus, das wir noch nicht haben.

Aber einfach so zu sagen, es kommt von der Regierung und die Regierung ist böse, also muss man sich gegen alles wehren und immer genau das Gegenteil durchsetzen, ist so unglaublich schwachsinnig.

(Mal abgesehen davon, dass es auch kryptologisch falsch ist. Denn wenn man einer Quelle nicht traut, dann heißt es nicht, dass immer das Gegenteil dessen, was die Quelle sagt, richtig ist. Denn damit würde man ihr ja zu 100% trauen, dass immer das, was sie sagt, falsch ist. Wenn man einer Quelle nicht traut, dann heißt das, dass man gar nichts weiß und es mal stimmen kann und mal nicht. Wer also sagt, dass er der Regierung nicht traut und deshalb immer das Gegenteil macht, ist einfach nur ein Dummkopf. Schon kryptologisch gesehen.)

Mehrere Leser fragten, wieso die Bundesregierung jetzt eigentlich extrem teure Rückholmaßnahmen für deutsche Touristen starten muss, wie etwa hier beschrieben. Wieso fahren die Leute alle wie die Bekloppten nach Mallorca und so, obwohl das mit dem Virus doch seit zweieinhalb Monaten bekannt ist?

In diesem Videobeitrag (WELT) geht es ab 14:51 darum, dass sich die Leute einfach nicht daran halten, Menschenansammlungen zu meiden:

In Spanien haben sie eine Frau aus dem Schwimmbecken heraus festgenommen, weil die sich partout nicht daran halten wollte, dass das Becken gesperrt ist:

Und die Australier berichten, dass die sich in Florida im großen Haufen ans Meer legen:

Und dann kann man auch noch an die vielen Journalisten denken, die das alles so verharmlost und sich über die Leute, die Vorräte anlegen im besten Fall nur lustig gemacht haben, aber oft eben auch als „Prepper” beschimpfen und im rechten Lager verorten.

Ich habe irgendwann die Tage (ich glaube Sonntag mittag irgendwann) im Fernsehen eine Sendung gesehen, in der sie Leute in den Fußgängerzonen interviewten, und eine Frau da ziemlich auf die Hamsterkäufer schimpfte, was das alles für ein Blödsinn sei, das solle man doch bleiben lassen, das könnte sie nicht verstehen. Und dann fragten sie sie, wieviele Lebensmittelvorräte sie habe, und sie sagte auf einmal voll überzeugt und stolz, dass sie für mindestens 3 Wochen Lebensmittel im Haus hätten.

In Krisensituationen tritt der Wahnsinn so deutlich hervor.