Paket aus Shenzhen
Es klingelt an der Tür. [Nachtrag]
Ich bin ein mutiger Mann.
Und hatte in diesen Tagen noch was im Internet bestellt. Eigentlich in den Niederlanden.
Erst über das Paket-Tracking des Paketdienstes erfahre ich, dass die Sendung aus Shenzhen, China, kommt. Und das ziemlich flott. Dauert weniger als die Halbwertszeit von Corona-Viren auf Papieroberflächen. Kann man sich Viren jetzt im Internet bestellen und senden lassen?
Es klingelt an der Tür.
Der Paketbote.
Bleibt so weit von der Tür weg, dass er mir das Paket mit ausgestrecktesten Armen und mit den Fingerspitzen gefasst, gerade so reichen kann, bevor der vornüber umkippt. Und das auch nur, wenn ich mich genauso komisch nach vorne beuge. Eigentlich wären wir ja beide jeweils nach vorne gekippt und auf die Schnauze gefallen, aber gerade, als ich so nach vorne kippe und das Paket mit den Fingerspitzen zu fassen bekomme, stößt er sich davon ab um – Physik, Impulserhaltung – uns beide vor dem Absturz zu bewahren und wieder zurück in die Senkrechte zu bringen. Er macht das offenbar öfters.
Ich überlege, wie ich das jetzt mit dem Unterschreiben hinbekomme. „NEIN, NEIN!” ruft er „NICHT UNTERSCHREIBEN!”
Er geht.
Ich stelle das Paket auf den Boden, öffne es unter geringstmöglicher Berührung mit dem Messer, hole den Inhalt heraus, stelle ihn daneben, und wasche mir (gefühlte) drei Minuten lang unter verschwenderischem Gebrauch von Seife die Hände.
Alles nicht mehr so einfach.
Heute morgen bekam ich noch eine Werbung eines (chinesischen) Herstellers von qualitativ recht ordentlichen starken LED-Filmleuchten, aber eben keine Markenware der einschlägig bekannten Spitzenhersteller. Normalerweise 399 Euro das Stück. Man gewähre mir aber einen besonderen Corona-Rabatt, ich könne ihn nun schon für 199 Euro haben.
Alles nicht mehr so einfach.
Nachtrag: Wenn ich so drüber nachdenke: Den nächsten Paketboten werde ich einfach bitten, es im Treppenhaus auf den Boden zu stellen, ich hole es mir dann, wenn er weg ist.