Warum ich die Zahlen nicht anzweifle…
Denkfehler.
Ganz, ganz viele Leser werden bei mir vorstellig und fragen erstaunt, warum ich die Corona-Zahlen oder überhaupt die Existenz des Corona-Virus nicht anzweifle, ich wäre doch sonst so kritisch, warum ich das hier denn plötzlich aufgäbe, das wäre doch untypisch für mich, einige mutmaßten gar, dass ich von der Regierung unter Druck gesetzt würde zu schreiben, wie ich schreibe. (Erwecke ich denn wirklich den Eindruck, ich, ausgerechnet ich, würde nach dem Diktat dieser Regierung schreiben?)
Leute, denkt mal drüber nach.
Was Ihr da von mir erwartet.
Ihr unterstellt mir, dass ich eine gewisse politische, weltanschauliche Sichtweise hätte, und die offiziell mitgeteilten Informationen schon allein deshalb anzweifeln solle, müsse, weil ich das ja sonst auch so oft tue, so einfach aus Prinzipoppositionismus. So nach dem Motto, weil ich der Danisch bin, bin ich immer anderer Meinung, sofort, immer und überhaupt.
Hatten wir schon mal. Zum Klima bekam ich mindestens tausend E-Mails, wie es denn sein könne, dass ich den Klimawandel nicht anzweifle oder so gar nichts dazu schriebe, ich sei doch sonst so ein kritischer Mensch. (Gleichzeitig wurde dabei von mir erwartet, dass ich den Standpunkt der Dauerkritiker völlig unkritisch übernehme.)
Wäre ich so strunzdämlich, dass ich etwas aus reinem Prinzip anzweifle, dass ich etwas abstreite, obwohl ich davon so gar keine Ahnung habe, es aber schon deshalb bestreite, weil ich sonst auch alles bestreite, und weil es mir publizistische Vorteile bringt, dann wäre ich Mitglied bei den Grünen und Genderfeminist.
Ich kann doch nicht etwas, von dem es mir an verlässlichen Informationen und an Sachkunde stark mangelt, einzig und allein schon deshalb bestreiten, weil ich hier der Bestreiter schlechthin bin oder alle, die immer dagegen sind, in mir ihren Frontbestreiter sehen.
Ich gehöre auch nicht zu denen, die etwas spekulativ bestreiten, um dann wenn’s schief geht, klammheimlich die Richtung zu wechseln, und wenn’s dann doch ein Treffer war mit „Habe ich doch gleich gesagt” zu kommen. Dann wäre ich Chefredakteur einer Zeitung.
Das ist nicht mein Stil.
Ich werde zu Corona weder Zahlen, noch Gefährlichkeit noch Existenz bestreiten, solange ich dafür keinerlei Anhaltspunkt und Grund habe, weil ich das nicht aus dem Blauen heraus mache. Ich bin auch kein Automat, der alles bestreitet, was reinkommt. Dann wäre ich Anwalt geworden. Mietmaul bin ich auch nicht.
Ich bin mir keineswegs sicher, ob die Zahlen stimmen und das Virus wirklich so gefährlich ist.
Der Punkt ist aber: Ich wäge es spieltheoretisch und gedanklich ab und komme dabei zu dem klaren Ergebnis, dass es die weitaus sichererer und ratsamere Variante ist, es lieber zu über-, als es zu unterschätzen. Die Denkweise, es zu übergehen, weil es ja harmlos sein könnte, ist mir völlig wesensfremd. Ich verspüre auch nicht den Drang, das Feiern mit Freunden im Park über das Risiko zu stellen. Dann wäre ich Alkoholiker geworden.
Und vom konkreten Thema mal abgesehen:
Ich leide auch nicht unter der Hybris, alles besser zu wissen als die jeweiligen Fachleute, ohne mich jemals damit befasst zu haben. Dann wäre ich SPD-Politikerin, Journalistin oder Geisteswissenschaftlerin, vermutlich alles drei zusammen. Es gibt Leute, die haben das studiert, die machen das seit Jahren oder Jahrzehnten, die sitzen in Laboren und haben das Material und die Kontakte und den Zugang zu Patienten, und die Zeit, sich damit zu befassen.
Ich habe nichts davon. Ich bin Informatiker. Das ist nicht meine Baustelle.
Ich habe derzeit keine Grundlage und keinen Anlass, daran zu zweifeln.
Und würde ich richtig und falsch allein an politischer Überzeugung messen, dann wäre ich wohl beim Fernsehen. Bin ich aber alles nicht.
Ich bin Informatiker.