Die Verfassungsrichterin im Tatort
Noch ein Detail.
Ich hatte doch zweimal zu diesem seltsamen Furtwängler-Tatort vom Sonntag geschrieben und dieser kuriosen Parallele, im Kontext von Feminimus eine lesbische Verfassungsrichterin und eine feminismuskritische Bloggerin anzuführen.
Ein Leser weist mich auf ein Detail hin, das ich noch gar nicht bemerkt hatte:
Die reale Verfassungsrichterin heißt Susanne Baer.
Die im Tatort heißt Sophie Behrens.
Pffff.
Was will uns der Autor damit eigentlich sagen?
Musste man die nach rechts umklappen, um sie in der ARD kritisch darstellen zu können?
Maria Furtwängler sagte ja sogar selbst, dass es ein Frauenfilm sei. (Die hatte ja früher schon sowas gefordert.) Und sagt
Als Charlotte Lindholm die Professorin Sophie Behrens verhört, treffen zwei emanzipierte Frauen aufeinander, die offenbar unterschiedliche Sichtweisen auf die Errungenschaften des Feminismus haben. Was passiert da zwischen den beiden?
Das ist eine wunderbare Szene, ein Florettfechten zwischen zwei Frauen auf Augenhöhe. Sie sind beide streitbar und klar in ihrer Meinung, obwohl die Themen schmerzhaft sind. Denn Sophie Behrens zweifelt eben an, ob es so toll ist, Karriere und Kind zu verbinden. Bei einer Frau wie Charlotte trifft das ihren wunden Punkt.
Nun ist aber diese Charlotte Lindholm Furtwänglers links weit draußen, wie könnte sie da eine andere Linke angreifen? Musste die Verfassungsrichterin auf rechts umgebügelt werden, um als Antagonistin taugen zu können und politisch zulässig zu sein? Weil nur rechts das Böse lauert?
Ich habe bisher keinerlei positives Feedback zu diesem Tatort bekommen. Die Meinungen sich durchweg negativ. Furtwängler bestätigt aber meine Einschätzung:
Für mich ist dieser Film ein schönes Beispiel für einen sehr diversen Frauenfilm. Dieser Film gehört den Frauen. Wir haben die jungen Frauen und ältere Frauen, die gleichberechtigt nebeneinanderstehen. Ich finde es schön, dass sich alle Frauen einer eindeutigen Zuschreibung entziehen. Sophie Behrens wirkt wie eine harte Karrieristin, die aber auch gebrochen und menschlich ist. Marie Jäger kommt daher wie ein ganz unschuldiges Mädchen, das sich total lieb einsetzt und dann dieses rassistische Gedankengut verbreitet. Aber alle Figuren drehen sich im Laufe des Films. Sie sind nicht eindeutig stark und gut oder eindeutig schlecht, sondern spannende, ambivalente Frauenfiguren jenseits von holzschnittartiger Charakterisierung.
So, so. Ein Frauenfilm „jenseits von holzschnittartiger Charakterisierung”.
Wie schon vermutet: Dieser Tatort war (wieder) nicht für das Publikum, sondern für Maria Furtwängler geschrieben. Nur dazu da, dass die ihren Spaß hat, und wir alle müssen das zahlen.