Ansichten eines Informatikers

Lager leer oder beginnende Inflation?

Hadmut
25.5.2020 20:16

Erstaunlich. Und ich kann’s mir nicht ad hoc erklären.

Ich beobachte ja immer auch so ein bisschen die Kamerapreise. Weil ich den allgemeinen Überblick nicht im ganz im Kopf halten kann und will, suche ich mir immer irgendwelche bestimmten Modelle raus, und schaue immer wieder mal, was die so kosten.

Die Nikon Z6 wäre eine richtig tolle Kamera, wenn die nicht diesen Bockmist gebaut hätten, da nur einen Slot und den nur XQD einzubauen (worüber ich hier im Blog aber schon oft genug geflucht habe). So sehr sie mir gefallen würde, das ist für meine Zwecke ein No-Go.

Hindert mich aber nicht daran, die Preise zu beobachten. Die kam gerade in die Regale, als ich 2018 in Neuseeland war, war dort aber so irre teuer, dass sie sich eigentlich nicht verkaufte. Die neuen Super-Brüller von Nikon Z7 und Z6, und die standen dort im Fotogeschäft einfach in der Vitrine, nix Warteliste und sowas, wie sonst üblich. Die Fotohändler dort so Ja, *Gähn*, haben wir vorrätig, können Sie gleich mitnehmen. Wollte ich aber nicht, schon gar nicht zu dem Preis. Ansonsten: Es wäre eine tollen Kamera. Wenn nicht…

Ich habe mir stattdessen letztes Jahr die kleinere, leichtere und drastisch billigere Z50 gekauft, seit langem und mehreren Fehlkäufen endlich wieder mal eine Nikon, mit der ich zufrieden bin. Die ist richtig gut. Hat zwar nur den kleinen Sensor, aber ersetzt bei mir die D300s von 2009, die ja auch nur den kleinen Sensor hat, und für die ich einige Objektive habe, die nur für den kleinen Sensor taugen. Abgesehen von Kleinigkeiten, dass sie keine Blitzschuhabdeckung mitliefern, den veralteten Micro-USB-Anschluss und nicht USB-C nehmen und schon wieder mal einen neuen Akku-Typ bringen (das geht mir so auf den Sack…) ist die Kamera wunderbar. Nur die älteren Objektive mit mechanischem Focus-Antrieb können damit dann keinen Autofokus mehr, bleiben also bei der alten Kamera für kuriose Sonderanwendungen. Aber: Seit langem die erste Nikon, mit der ich wieder zufrieden bin, die mir Spaß macht. Paar Verbesserungen an der Firmware wären noch fällig.

Seit einiger Zeit beobachte ich nun die Preisentwicklung der Z6. Wie gesagt, wegen des Slots für meine Zwecke ungeeignet, aber ansonsten seeehr interessant. Bis vor ein paar Wochen ging die Preisentwicklung nach unten. Mit dem Objektivadapter für alte Objektive und dem Standardobjektiv 24-70 4.0 ging der Preis immer weiter runter, bis er neulich beim günstigsten Händler bei 2179,- war, das schon günstig, aber mit einer 64 GB-XQD-Karte als Zugabe. Die kostet separat auch so um die 170 Euro, also war der Preis effektiv so auf 2000,- gefallen.

Doch nun: Das Angebot mit der Karte gibt es nicht mehr, manchmal eine popelige Kamera-Tasche als Dreingabe. Und: Teils wieder rauf auf 2.649,- (und das ohne Dreingabe einer Speicherkarte), also satte 32% Preissteigerung. Nicht überall, was dafür spricht, dass manche noch günstiger eingekaufte Lagerbestände haben, aber der große Händler mit den hohen Umsatzzahlen, der neulich noch den günstigsten Preis hatte, plötzlich deutlich teurer nachkaufen muss.

Was steckt dahinter?

Schlägt jetzt die Corona-Krise zeitverschoben bis auf die deutschen Lagerbestände durch? Knappe Nachlieferungen? Lieferungsstau wegen ausbleibender Frachtschiffe? Werden so kleine, teure Präzisionsgeräte überhaupt per Schiff transportiert und wochenlang durchgeschüttelt? Es heißt, die Flugfrachtkapazitäten seien weggebrochen, weil viele Frachtladungen nicht durch Frachtflugzeuge, sondern in Passagiermaschinen mittransportiert werden. Die Tage kam ein Bericht im Fernsehen, dass die Fluglinien deshalb mit Passagiermaschinen auf Frachtflug gehen, um wenigstens etwas reinzuholen und die laufenden Kosten zu reduzieren. Mal mit Kartons auf jedem Sitzplatz. Mal mit ausgebauten Sitzen (dauert 2 Tage, die Sitze auszubauen) und Frachtnetzen im Passagierraum.

Ist die Nachproduktion/-lieferung eingebrochen?

Oder nur Preistaktik, weil man sagt, jetzt kommen die Leute wieder aus den Häusern, gehen raus, und es ist Sommer, also verkaufen sich Kameras wieder?

Schiere Geldnot bei Nikon, die zu höheren Preisen zwingt?

Höhere Herstellungskosten?

Angebot und Nachfrage? Die Nachfrage ist lausig, aber das Angebot vielleicht noch dünner? Zumindest lokal in Europa? Ich kann mir allerdings nicht vorstellen, dass bei dem ohnehin schon schrumpfenden Kameramarkt jetzt – trotz bevorstehender Urlaubszeit – so viele Leute teure Kameras kaufen, weil eben Corona ist und die Leute zudem gerade weniger Geld haben, dass es daran liegt.

Oder ist es schlicht und einfach der Beginn einer derben Inflation?

Oder der Anfang vom Ende der Globalisierung?