Über Urlaub in Australien
Nur mal so nebenbei.
In Australien erhitzen sich nicht nur Wälder und Klima, sondern auch Gemüter. Man hat 15 Millionen australische Dollar in eine Werbekampagne (oder nur dieses eine Werbevideo) mit Kylie Minogue gesteckt, die alleine rund eine Million kassiert haben soll, weil man damit die Briten (Briten, Australier, Neuseeländer – ich bin nicht ganz sicher, aber ich glaube, Kanadier und weitere auch – können sehr viel leichter als wir in das jeweils andere Land reisen, weil sie Commonwealth sind, gehört im Prinzip alles der Queen. Die ist da jeweils Staatsoberhaupt. Die können auch länger bleiben, arbeiten, einfacher umziehen.
Aus irgendeinem Grund, den ich noch nicht verstanden habe, soll das was mit dem Brexit zu tun haben, und die Australier haben sich damit wohl bemühen wollen, die Briten zum Urlaub nach Australien zu holen. Vielleicht wollten sie nutzen, dass Europa-Reisen für Briten nun schwieriger sind und womöglich (keine Ahnung) ein Visum oder sowas erfordern.
Nun ist das aber schief gegangen, denn der teure Werbesong ist gleich doppelt in der Versenkung verschwunden – erst wegen der Waldbrände, da konnte man niemanden einladen und gebrauchen, und dann wegen Corona. Also eine so richtig in den Sand gesetzte Kampagne. Das mit den Waldbränden und Corona konnten sie ja nicht wissen.
Aber … naja … sagen wir’s mal so: Ob man mit diesem Lied tatsächlich irgendwelche Leute anziehen kann … es ist schlimmer als Vegemite. Und das will was heißen. Allerdings, und das weiß ich aus eigener Erfahrung, entzieht sich britischer Geschmack auch jeglicher meiner Maßstäbe.
Also akustisch finde ich das Video doch sehr, naja, problematisch. Unterweltlerisch.
Optisch dagegen gefällt es mir schon recht gut, weil es eben doch sehr genau, den Eindruck wiedergibt, der sich mir auf Australienreisen als Urlauber (meistens, oder zumindest manchmal) geboten hat. Das ist nicht immer und nicht alles so, aber es ist nicht gelogen, das was man da sieht, habe ich so schon erlebt. Es ist durchaus eine Seite des Lebensstils da. Und eine wesentliche Komponente dessen, warum ich so schrecklich gerne in Australien bin.
Wenn nur dieser entsetzliche Gesang nicht wäre.
Fairerweise muss man aber sagen, dass das auch nur die Urlaubs-Seite von Australien ist. Die Realität des täglichen Lebens ist für viele eine andere, da regieren harte Arbeit und Wellblech. Und so toll ist das Wetter da bei weitem nicht immer. Von Melbourne heißt es, es gäbe dort vier Jahreszeiten. Jeden Tag. Und sie halten, was sie versprechen.
Aus dieser Sicht heraus gibt es ein „realistischeres” Gegenvideo, was allerdings jetzt wieder von so eine Klimatussi gesungen ist, aber durchaus mal einen optischen Gegenpol bildet:
Es gibt aber auch deutlich realistischere, gerade wahrheitsgetreue Lieder, die nach Australien einladen. Ich meine jetzt nicht die allseits bekannte und dauernd in den Radios laufende (nichtsdestotrotz wunderbare) heimliche Nationalhymne „Down Under” von Men at Work.
Ich meine „Come to Australia” von den Scared Weird Little Guys
Es ist sehr realistisch, wurde aber von der Tourismusbranche nicht so übermäßig geschätzt.