Ansichten eines Informatikers

Wenn das Denken stehen bleibt, weil beim Denken die Sicherung rausfliegt

Hadmut
26.5.2020 21:10

dann hat man sich beim Denken übernommen und seine Leitungen überlastet.

Eine Menge Leute schreiben mir, dass ein Twitter-Account, dessen Tweet ich zitiert habe, ein Satire-Account ist.

Kommt öfters vor. Die Leute schreiben zu irgendwas, das sei ein Satire-Account, eine Satire-Seite und … nix und. Dann kommt gar nichts mehr. Als ob das Hirn stehen geblieben wäre, weil bei „Satire” die Sicherung rausgeflogen und das Licht ausgegangen ist. Als ob die drauf warten, dass einer kommt, und ihnen die Sicherung wieder reindrückt, damit es mit dem Denken weitergehen kann.

Leute, wenn etwas ein Satire-Account ist, dann heißt das nicht, dass man an dieser Stelle das Spiel gewonnen, den goldenen Schnatz gefangen, die Sache zu Ende wäre. Nee, nee, das ist nicht das Signal für den Denk-Feierabend. Da ist die Story nicht zu Ende. Das ist nicht das magische Wort, das man nur rufen müsste, um dann abschließend gewonnen zu haben und der Schiedsrichter das Spiel abpfeift.

Schon deshalb nicht, weil ein Satiriker nicht immer automatisch recht hat, und deshalb auch nicht alles darf und kein guter Mensch ist.

Es ist auch nicht so, dass der dann aus dem Recht herausfällt, das ist nicht wie hinter dem Rücken gekreuzte Finger, mit denen man lügen darf. Die haben Euch nur erzählt, dass Satire alles darf, und Ihr seid drauf reingefallen.

Wenn etwas irgendwo als „Satire” gekennzeichnet ist, dann ist es nicht grundsätzlich etwa anderes, als wenn es das nicht ist, als ob man den Gerichtsbeschluss gefunden hätte, dass derjenige nicht geschäftsfähig und schuldfähig und deshalb unbeachtlich sei.

Es ist nach wie vor eine Äußerung, die zu behandel ist wie jede andere. Will sagen: Die Eigenschaft und das Argument „Satire” interessieren mich nicht ernstlich, solange mir keiner zeigt, dass irgendwo in einem Gesetz steht, dass es einen Rechtsunterschied ausmacht, wenn etwas „Satire” ist – oder überhaupt mal den Begriff definiert.

Ich halte die meisten Satiriker schlicht für Idioten, die glauben, sie hätten Sonderrechte beim Lügen oder dummes Zeug reden oder Beleidigen oder sowas. Ich habe nicht das geringste Verständis dafür, dass man etwa einer Existenz wie Jan Böhmermann irgendwas durchgehen lässt, weil er sich „Satiriker” nennt. Bei mir zieht das nicht als Entschuldigung. Ich bin nicht bereit, Satire als etwas anderes als normale Meinungsäußerung oder Kunst anzusehen. Satire ist ein Stil, aber kein grundsätzlich anderer Inhalt.

Und ich mache das – wie schon oft im Blog geschrieben – auch nicht mit, Lüge und Desinformation mit dem Doppelbegriff „Satire” in ein positives Licht und die Verwerflichkeit vom Lügner auf den Belogenen zu verschieben. Oder überhaupt dieses Doppel Fake News – Satire mitzumachen. Die Bezeichnung „Satire” hat bei mir deshalb einen viel, viel geringeren Stellenwert als für Euch und fast gar keine Bedeutung. Es spielt für mich keine Rolle, führt zu keiner anderen Bewertung, ob sich jemand als Satiriker bezeichnet oder nicht. Ein Satiriker darf – entgegen der Medienpropaganda – auch nicht mehr lügen als andere.

In diesem speziellen Fall ist denen, die mir da zugeschrieben haben, anscheinend nicht aufgefallen, dass auch mein Blog-Artikel als Gegenüberstellung des Widerspruchs dem Schema nach Satire ist, und ich mich dem Tweet angeschlossen habe, weil der ja selbst den anderen Tweet anprangerte, und zwar als Screenshot. Weil ich den Originaltweet aber nicht mehr finden konnte, obwohl angeblich ganz neu, habe ich den anderen Tweet mit dem Screenshot zitiert. Wegen des Screenshots.

Deshalb die Bitte an alle, die mir gerade schreiben: Denkt doch mal bitte nach und lest es, bevor ihr mir Mails schreibt. Es ist doch Unsinn, zu sagen, dass das ein Satireaccount sei, und deshalb weder dem Blog noch dem Hirn zugänglich, sondern auszublenden. Auch wenn es Satire ist, hatte der Satireaccount doch damit wunderbar Recht, diesen Mist anzuprangern. Man kann doch auch Satire zitieren. Viele Satiriker sind dumm (und geben ihre Dummheit als Satire aus), aber der hat das doch gut getroffen.

Wenn’s Euch aber so wichtig ist, andere, die Satire nicht bemerkt haben, darauf hinzuweisen: Für Euch der Hinweis, dass mein Blogartikel die Anschlusssatire daran war und Ihr Satireexperten es nicht gemerkt habt.

Ich bitte deshalb, von weiteren Zuschriften dazu abzusehen.

Und hört endlich mal mit diesem Schwachsinn auf, irgendwo „Satire” zu detektieren, das dann völlig zu übergehen, und Euch für diese Torheit auch noch für schlauer und überlegen zu halten. Wir sind hier nicht beim Kindergeburtstag, wo es auf „Simon says” ankommt.

Und wenn mir nochmal irgendwer mitteilen will, dass irgendwo etwas nicht stimmte, dann kommt mir gefälligst nicht mit „das ist Satire”, sondern mit „das ist gelogen”. Und nicht mit „das ist ein Satiriker”, sondern mit „das ist ein Lügner” .

Ich halte diese ganze Kategorisierung nach Satire für Schwachsinn, und ich denke nicht daran, das Spiel mitzuspielen, (nur) einer kleinen Kategorie von Leuten das Lügen zu gestatten, indem ich sie anderes kategorisiere.

Lasst Euch endlich diesen Satire-Schwachsinn aus dem Hirn fegen und die Sicherung wieder reindrücken.

Nachtrag: Ich hatte es ja auch schon oft geschrieben, dass ich es nicht mitspiele, wenn irgendwer öffentlich lügt oder Unsinn erzählt, und dann, wenn es auffliegt, damit kommt „es war Satire und Du hast es nicht gemerkt”.

Man lässt es auch Brandstifter nicht durchgehen, wenn sie Häuser anzünden und dann, wenn sie gefasst werden, sagen „Es war doch Satire, habt Ihr das nicht gemerkt?”

Ich halte es für Medienkompetenzversagen, wenn Leute überhaupt auf dieses Satire-Narrativ reinfallen, dass da manche Leute eine Lizenz zum Lügen hätten.