Der schütteldumme Vorwurf von der rassistischen Kamera
Über die wahrhaft berstende Dummheit von Journalisten.
Es gab mal eine Zeit, so ungeähr von den dreißiger bis in die achtziger Jahre, da gehörte das zur Ausbildung von Journalisten, besser gesagt jener Sorte von Leuten, die man damals auch „Reporter” nannte (und die prägend beispielweise für die Figur des Fotografen Peter Parker alias Spiderman war), und für die man in den 50er und 60er Jahren eine ganze Kategorie von Kameras, die sogenannte Reporterkamera gebaut hatte. Typisch das große Blitzlicht mit den damals gängigen Blitzbirnen, das nicht nur in unzähligen Filmen die Reporter darstellte und in Hitchcocks Fenster zum Hof eine Rolle spielte, sondern auch nach der Erfindung der elektronischen Blitzgeräte noch Karriere machte: Der Griff von Luke Skywalkers Laserschwert war in Wirklichkeit der geringfügig modifizierte Handgriff eines alten Graflex Reporterblitzgerätes. Die rund angeschnittene Spitze war die Halterung für den Reflektor.
Reporter, Journalisten mussten früher mal so richtig das Fotografieren lernen. Als man noch Blende und Belichtungszeit und sowas selbst einstellen musste. Schon mit dem Aufkommen automatischer Kameras und dann der Digitalkameras verlor sich die Befähigung, es reicht gerade noch so, um auf den Knopf zu drücken, und spätestens seit Handy sind die in der Regel alle auf unterstem Laien- und Consumer-Niveau. Das Handy macht dann alles.
Jetzt kommen gerade wieder welche mit sowas daher:
Wichtiger Artikel: Warum Technik rassistisch ist. Fotofilm, Kameras und Shader. Getestet wurde und wird nur mit Weißen.https://t.co/owivdVjPjN#BlackLivesMatter
— Jana Reinhardt 🤖🎮🐙 (@RottenHedgehog) June 11, 2020
Die Frau hält sich übrigens für „Game Journalist for Deutschlandfunk Nova Dein Sonntag”. Im verlinkten Artikel heißt es:
Erkundet dieser Charakter dann die Spielwelt, führt er an dunklen Orten schon mal ein Schattendasein und hat keine erkennbaren Gesichtszüge mehr. „Ich war schon mit Schwarzen Leuten an dunklen Orten und ich weiß, dass sie nicht wirklich unsichtbar werden“, sagt YouTuber Shareef Jackson[1], der in seinen Videos Diversität in Games analysiert und dieses Problem häufig anprangert. Und dennoch ist in den Online-Foren eine übliche Antwort auf Beschwerden, dunkle Haut reflektiere nun mal weniger Licht, das sei doch nur realistisch. Dieser Irrglaube ist stark von Fotographie und Film beeinflusst, die auch nach fast einem Jahrhundert noch nicht von der Weißen Haut als ästhetischem Normwert abgewichen sind.
„Physik ist Physik“
Von den 1940ern bis in die 1990er Jahre nutzen Fotolabore bei der Entwicklung von Filmen Referenzkarten für Hautfarbe, sogenannte „Shirley Cards“. Auf ihnen ist eine Weiße Frau in einem Kleid zu sehen, vermutlich ein Fotomodell namens Shirley, umrandet von einer bunten Farbskala. Die Models ändern sich im Laufe der Zeit und je nach Verwendungsort, die Hautfarbe bleibt jedoch Weiß. Selbst auf den japanischen Shirley Cards ist eine Frau abgebildet, die zwar japanischer Herkunft ist, aber eine sehr helle Hautfarbe hat und ganz dem dominanten Schönheitsbild der Weißen, porzellanartigen Haut entspricht.
Die Shirley Cards bilden nicht nur den ästhetisch bevorzugten Standard ihrer Zeit ab, sondern beeinflussen ihn auch. Selbst in Asien werden Filme nun so entwickelt, dass die Haut, insbesondere von Frauen, heller aussieht als sie eigentlich ist. Als Folge daraus spezialisieren die Filmhersteller die chemische Zusammensetzung ihrer Filme auf eine differenzierte Palette heller Hautfarben. Schwarze sehen auf Fotos jedoch unterbeleuchtet aus, ihre Gesichtszüge sind kaum erkennbar – ein Effekt, der während der Bürgerrechtsbewegung in den USA teils bewusst eingesetzt wird, um sie fremd und gefährlich wirken zu lassen.
Erst, als es an Schulen Ende der 1950er-Jahre üblich wird, Klassenfotos zu machen, fangen Eltern an, sich zu beschweren: Sind Schwarze Kinder gemeinsam mit Weißen auf einem Bild zu sehen, ist der Effekt noch stärker: Die Kinder sind so gut wie nicht zu erkennen. Der Großteil der Schwarzen Bevölkerung akzeptiert jedoch die Ausrede, dass Schwarze Haut weniger Licht reflektiere. Physik sei nun mal Physik. Der Anstoß für Veränderung kommt von ganz anderer Stelle. […]
„Ich habe noch nie einen Schwarzen Menschen modelliert, wohl aber einen grünen Elefanten”, heißt es etwas ratlos, wenn man in einem Forum für 3D Artists nach Tipps zum eingebauten Skin Shader fragt. Dabei verzweifelt der Fragesteller gerade daran, dass die Hautfarbe seines Schwarzen Charakters in jeder erdenklichen Einstellung unnatürlich und viel zu hell aussieht. „Ich komme mit dem SSS Shader gut klar und habe schon großartige Resultate bei Charakteren mit helleren Hauttönen erzielt.“ An dieser Aufgabe scheint das Programm jedoch zu scheitern.
Nach intensiver Recherche über die Zusammensetzung von Hautschichten und Blutgefäßen und der Suche nach deren Entsprechung in den Reglern des Programmes gibt es vier Monate später noch immer keine zufriedenstellenden Ergebnisse. Einer der Artists stellt abschließend fest: „Es sieht im Moment danach aus, als sei der Skin Shader für helle Hauttöne optimiert worden, während die Anforderungen für dunkle anscheinend übersehen wurden.“ Damit endet die Diskussion, das Problem bleibt ungelöst, und zwar nicht nur für diesen Fragesteller. Es gibt zahlreiche ähnliche Diskussionen, die alle darauf hinauslaufen, dass dunkle Hautfarben nur mit aufwändigen Workarounds erreicht werden können und am Ende trotzdem bei Weitem nicht so glaubhaft aussehen wie helle.
Es sind also nicht nur einzelne Spiele, sondern ganze Technologien, die es bisher versäumt haben, an der ästhetischen Darstellung Schwarzer Hautfarben zu arbeiten. Die Suche nach Skin Shadern, bei denen ein weiteres Spektrum an Hautfarben berücksichtigt wird, ist frustrierend.
Mehr Diversität bei rechtefreien Headscans löst jedoch noch nicht alle Probleme. Um die Lichtstreuung in der Haut realistisch zu simulieren, greifen Skin Shader auf reale Messdaten zurück, die mit Hilfe von präzisen Laserstrahlen auf Weißer Haut genommen wurden. Auf diesen Messdaten beruhen die Formeln, die seitdem als Standard für das Material „Haut“ gelten. Neuere Forschungen[7] in diesem Bereich sind beeindruckend detailliert. Es gibt Experimente, in denen SSS auch an anderen durchscheinenden Materialien getestet und verbessert wird, zum Beispiel an Seife, Marmor, Ketchup oder Milch. Andere Hautfarben finden keine Erwähnung. Es gibt sogar Messungen von Hämoglobinwerten im Gesicht je nach Stimmungslage, damit wir, wie der New Scientist berichte [8], in Zukunft wissen, „wie Buzz Lightyear nach ein paar Bieren aussieht“. Testsubjekte: drei Weiße Männer, eine Weiße Frau.
Dämlich wie ein Eimer Sägemehl: Die Leute sind heute nur noch auf Moral ausgerichtet, aber haben keine Ahnung davon, was sie da eigentlich machen, verfügen nicht mal mehr über das Wissen, was bei uns damals noch Mittelstufenmathematik war. Solche Dinge wie Logarithmen, oder was eine Blendenstufe ist und bedeutet. Die kapieren das schlicht nicht mehr. So mancher Teil linker Empörung ist nichts anderes, aus blankem Bildungsmangel die Welt um sie herum nicht mehr zu verstehen, nicht mehr nachvollziehen zu können, was schlauere Generationen vor ihnen noch erfinden und verstehen konnten.
Ich verweise dazu mal auf meine älteren Artikel dazu, hier und hier, und muss mich nicht wiederholen.
Die eigene Dummheit führt über die Unfähigkeit zu verstehen zu moralischer Empörung und Handlungsdruck.
Wenn die Leute einfach mal verstehen würden, was der Grund dafür ist, dass eine Graukarte 18% reflektiert. Dann würden sie das Problem verstehen. Aber dazu müsste man logarithmisch denken können.
Das eigentliche Problem
In Wirklichkeit sind Schwarze sogar oft äußerst fotogen. Meine mit Abstand besten Menschenfotos auf Reisen habe ich in Afrika von Schwarzen gemacht. Wenn ich mal so dran denke, wo ich auf der Welt die schönsten Frauen gesehen habe, dann waren von denen, die auf der Skala von 1 bis 10 mindestens eine 12 waren, zu etwa 70 Prozent „schwarz”. Da laufen Frauen rum, bei denen man plötzlich versteht, warum die Araber lieber einen Sack darüber stülpen, damit das Blut des Mannes nicht in Wallung gerät und sie sich noch auf etwas anderes konzentrieren können. Irgendwo habe ich neulich wieder Portraits irgendeines Profis von Schwarzen gesehen, die qualitativ einfach an der Oberkante dessen waren, was man da finden kann.
Das Problem ist nicht die Fotografie an sich.
Das Problem ist, dass heute so viele Leute „knipsen” (Fotografieren kann man es nicht nennen), die nicht mal im Ansatz, nicht entfernt verstehen, was sie da eigentlich tun. Die Überschwemmung mit Laienwerk. Das Schreiben so dummer Artikel.
Es ist kein Rassismus. Es ist das Problem, dass heute jeder knipsen und hochladen kann, ohne fotografieren zu können.
Die zentrale Frage
Ich will aber mal eine ganz, ganz andere Frage aufwerfen.
Nicht nur die, dass es bescheuert ist, den Kamera-Rassismus Weißen vorzuwerfen, weil der Kameramarkt längst von Gelben beherrscht und gemacht wird.
Unterstellen wir mal zum Zwecke des Disputs, der Rassismusvorwurf – so technisch absurd das dumme Geschwätz auch sein mag – sei richtig. Man hätte Kameras einfach böswillig auf Weiße zugeschnitten, obwohl man das auch anders hätte machen können.
Warum eigentlich sollen Weiße dafür zuständig sein, Kameras zu bauen, die Schwarze gut fotografieren können?
Vor einiger Zeit ging schon so ein Ding durch die Presse, weil irgendwer irgendwo einen Seifenspender gebaut hatte, bei dem man nicht drücken muss, sondern der einen Sensor hat und die Hand erkennt, wenn man sie darunter hält – aber nur bei Weißen. Bei Schwarzen hat er nicht funktioniert. Rassismus-Geschrei.
Warum eigentlich soll und muss die weltweite Minderheit der Weißen, die nur etwa ein Siebtel der Weltbevölkerung ausmacht, dafür verantwortlich sein, für Schwarze geeignete Seifenspender und Kameras anzubieten? Warum entwickeln die sie nicht einfach selbst?
Sind solche Anti-Rassismus-Beschuldigungen nicht letztlich die zutiefst rassistische Behauptung, dass Seifenspender und Kameras nur von Weißen konstruiert werden könnten und Schwarze das nicht selbst könnten, weshalb es Aufgabe der Weißen wäre, das für die zu entwickeln?
Würde jemand, der für die Rechte und die Stellung von Schwarzen ernstlich eintritt, und glaubt, sie würden durch böswillig konstruierte Kameras benachteiligt, nicht vielmehr fordern müssen, dass Schwarze eine Kamerafabrik gründen und „bessere” Kameras entwickeln und anbieten? Müsste doch ein kommerzieller Supererfolg werden.
Warum vertritt man die Rechte von Schwarzen und geht gegen Rassismus an, unterstellt aber gleichzeitig, dass die keine Kameras bauen könnten und deshalb Weiße und Gelbe dafür verantwortlich wären?
Es erinnert mich an die feministischen Veranstaltungen, auf denen man sich beschwerte, dass Feministinnen über Lautsprecher so kreischig klingen – nicht etwa, weil sie einfach kreischen, sondern weil – absoluter Schwachsinn – fiese Männer Mikrofone absichtlich so bauen, dass Männer gut und Frauen schlecht klingen.
Beachtlicherweise hat keine einzige davon gefordert, dass Frauen auch Frauenmikrofone entwickeln und bauen sollten. Wenn’s zur Sache geht, dann fordert man, dass Männern ihnen passende Mikrofone bauen sollen. Weiße Männer.
Die größten Sexisten und Rassisten sind die, die sich als Beschützer von Frauen und Schwarzen aufspielen. Denn die unterstellen damit stets, dass die nicht in der Lage seien, sich selbst zu versorgen.
Und so harre ich weiter der Kamera, die von Schwarzen zum Fotografieren von Schwarzen entwickelt wurde.
Sollte man sowas auf den Markt bringen und die Kamera was taugen, wäre das ohne Zweifel ein kommerzieller Erfolg.
Nur: Es geht halt nicht so.
Bis dahin bleibt es bei der Sache mit der Graukarte. Entweder, man versteht Fotografie, oder man hofft darauf, dass die KI Kameras einfach intelligenter macht als Journalisten sind. Kann nicht mehr lange dauern.