Doctor of Science
Über Prof. Dr. Karl Lauterbach.
Ich hatte ja neulich mal über den Lauterbach von der SPD, den Talkshowschwafler von der traurigen Gestalt, geschrieben, dass er mit Corona auf seine alten Tage doch noch mal ein Thema gefunden habe, von dem er Ahnung hätte.
War ja eigentlich noch wohlwollend gemeint.
Ich bekam viel Protestmail. Von Ärzten. Ich solle mich unterstehen, so eine Vogelscheuche nochmal „Arzt” zu nennen. Der habe ja nicht praktiziert, sei auch hier nur ein Schwätzer, und sie verböten es sich strikt, mit so einem auf eine Stufe gestellt, oder auch nur gleich bezeichnet zu werden.
Mmmh.
Die Achse des Guten ist nun mal der Frage nachgegangen, worauf eigentlich die akademische Einstufung Lauterbachs beruhe, welche Leistungen dahintersteckten: Bericht zur Coronalage 16.6.2020: Der seltsame Professor
Wenn es darum geht, öffentlich die Regierungspolitik der anhaltenden Corona-Schutzmaßnahmen zu rechtfertigen gilt Prof. Dr. Karl Lauterbach für viele Medien aktuell als die wissenschaftliche Instanz. In regelmäßigen Twitternachrichten und Talkshowbeiträgen zieht er alle Register, um die Bevölkerung weiter in Angststarre zu halten. Da erhebt sich selbstverständlich die Frage: Auf welchen Leistungen begründet sich eigentlich die wissenschaftliche Autorität Lauterbachs?
Die Frage stellt sich längst kanonisch bei jegelichem akademischem Grad und Gehample.
Karl Lauterbach betont gerne seine besondere wissenschaftliche Qualifikation anhand seines Zusatzstudiums an der Harvard School of Public Health, welches er 1995 mit einer zweiten, neben seiner ersten deutschen, Doktorarbeit und dem Titel „Doctor of Science“ abgeschlossen hat. Dort fungiert er seit 2008 auch als Adjunct Professor. Zunächst fällt auf, dass seine Harvard-Arbeit jahrelang unter Verschluss war. Eine seltsame Praxis in der Wissenschaftswelt, die ja nur durch Transparenz und eine offene Diskussion funktionieren kann.
Ach, das habe ich, besonders bei Gender Studies, oft erlebt, dass man Arbeiten unter Verschluss hält. Das hat oft Gründe, das wäre zu peinlich.
Die einzigen, die auf deutschem Boden diese Arbeit einsehen konnten, waren die Mitglieder der Berufungskommission der Universität Köln. Sie beriefen Lauterbach 1998, ohne dass er dazu die üblichen Qualifikationen besaß, wie etwa eine Habilitation (die auf einer bestimmten Anzahl eigener wissenschaftlicher Publikationen fußt), zum Professor und übertrugen ihm die Leitung des neugegründeten Instituts für Gesundheitsökonomie. Begründet wurde diese ungewöhnliche Berufung, vorbei an besser Qualifizierten, mit der angeblich herausragenden wissenschaftlichen Qualität dieser Harvard-Arbeit, die einer Habilitationsschrift gleichkäme. Sehr eigenartig, denn damals, vier Jahre vor dem neuen Hochschulrahmengesetz von 2002, war die Habilitation die essenzielle Voraussetzung für die Vergabe eines Professorentitels an einer deutschen Universität.
Ach, gucke.
Naja, das wissen wir ja spätestens seit Susanne Baer, wie man im SPD-Dunstkreis an Professuren kommt. Allerdings ist er laut Wikipedia erst 2001 in die SPD eingetreten.
Finde ich aber drollig, denn Lauterbach ist Jahrgang 1963, also nur 3 Jahre älter als ich. Während ich gerade so mit der Promotion kämpfte, 1998, wurde der gleich zum Professor hochgezogen?
Da bekommt man so ein Gefühl dafür, warum die Politik sich so gegen klare Promotionskriterien sperrt.
Dieses Muster findet sich in Karl Lauterbachs wissenschaftlicher Arbeit immer wieder: Minderwertige Studien werden dazu benutzt, um maximal positive Aussagen zu neuen medizinischen Produkten großer Konzerne in die Öffentlichkeit zu befördern. Die möglichen Gefahren für die Patienten werden indes ausgeblendet.
Das sollte man jetzt etwas mit Distanz betrachten, denn viele wollen Lauterbach gerade jetzt am Zeug flicken, weil er für Corona-Schutzmaßnahmen ist. Das muss man dann auch sehen, welche Motivation da gerade dahintersteckt.
Als Lauterbach in der Politik Karriere machte, wuchs das Interesse an seiner nicht zugänglichen Harvard-Arbeit, die letztlich die Grundlage seines Aufstiegs bildete. Ein Kollege wendete sich 2015 direkt an Harvard und bekam von dort folgende Antwort (Auszug):
„Als Dr. Lauterbach seine Dissertation fertiggestellt hatte, konnten die Studenten den Grad des öffentlichen Zugangs zu ihrer Dissertation bestimmen (dies ist nicht mehr die Praxis). Nach meinem besten Wissen ist Dr. Lauterbachs Dissertation in der Countway Library immer noch nicht öffentlich zugänglich“.
(,, … when Dr. Lauterbach completed his dissertation, students were able to determine the level of public access that their dissertations might have (this is no longer the practice). To the best of my knowledge, Dr. Lauterbach´s dissertation at Countway Library is still not available to the public.”)
Professor Karl Lauterbach verhinderte also selbst die Veröffentlichung seiner Arbeit. Nachdem 100 Kolleginnen und Kollegen daraufhin den damaligen Fraktionsführer Oppermann aufforderten, er möge doch im Sinne der Transparenz Lauterbach dazu veranlassen, seine Harvard-Arbeit endlich öffentlich zugänglich machen, holte dies Lauterbach nach 20 Jahren nach. Nun war es möglich, sich selbst ein Bild von dieser Arbeit zu machen, sie steht inzwischen auch gut zugänglich hier auf seiner Homepage.
Es handelt sich um eine etwa 100 Seiten lange Abhandlung über Moral- und Gerechtigkeitsaspekte innerhalb eines Gesundheitssystems.
Ah. Mich sägen sie ab und der wird mit einer „100 Seiten lange Abhandlung über Moral- und Gerechtigkeitsaspekte innerhalb eines Gesundheitssystems” zum Professor?
Diese Dissertation ist wirklich ein Witz. Und wieder stinkt’s nach dem Baer-Prinzip, dass nämlich politische Leute in den USA akademisch pseudogeadelt werden um hier dann politisch Einfluss zu nehmen. (Oder wie in meinem Fall auch umgekehrt, abgesägt werden, damit sie kein Gehör finden.)
Erinnert mich daran, dass irgendwer (ich glaube, der Forschungsrat oder so) mal festgestellt hat, dass der Doktor in der Medizin komplett leistungsunabhängig vergeben wird. Es gab ja auch schon Vorschläge, ihn gleich gratis dem Diplom beizulegen, dann könnten sie sich wenigstens die Heuchelei und die vorgetäuschten Promotionsverfahren sparen. Mir schrieb mal einer, er wisse von einem Doktor der Medizin, der dafür vergeben wurde, dass jemand für ein Krankenhaus billigere Bezugsquellen für Klopapier und Papierhandtücher gefunden habe.
Rechtfertigt so eine Schrift wirklich die Berufung auf einen medizinischen Lehrstuhl bei gleichzeitigem Fehlen der ansonsten notwendigen Qualifikationen? Eher nicht, wie beispielsweise auch Historiker Prof. Michael Wolffsohn feststellte. Er sagte mir, dass er diese Harvard-Abschlussarbeit Lauterbachs nicht einmal als Seminararbeit akzeptieren würde, geschweige denn als Promotion, und genehmigte mir ausdrücklich, diese Aussage öffentlich zu verwenden.
Jetzt denkt nochmal dran, warum die Verwaltungsgerichte und vor allem das Bundesverfassungsgericht – Susanne Baer – systematisch verhindert haben, dass ich mit meiner Klage auf gesetzlich genau festgeschriebene Promotionsanforderungen (eignetlich vom Bundesverfassungsgericht selbst seit 1991 zwingend für Hochschulprüfungen vorgegeben) durchkomme. Weil man systematisch den Hochschulbereich mit Fake-Professoren durchsetzt und politisch übernommen hat. Die ganze Fälschung des akademischen Systems gehört da zum Prinzip.
Da ich im Rahmen eines Projektes Kontakt zu einem bekannten Professor der Harvard School of Public Health bekam, nutzte ich 2016 die Gelegenheit, einmal direkt per Email am Ort des Geschehens nachzufragen. Wie kann es sein, dass so eine Arbeit dazu berechtigt, den Titel Doctor of Science einer der berühmtesten medizinischen Universität zu führen? Der langen Antwortmail merkte man das Unbehagen deutlich an, gipfelnd in der Aussage, es sei natürlich keine wissenschaftliche Arbeit, aber immerhin ein normativer Essay.
Vergleicht das mal damit, wie die mit mir umgangen sind. Ich hätte in meiner Arbeit nicht genug Neuigkeiten auf Weltniveau, war die letzte Begründung.
Mich wundert diese Schludrigkeit im Umgang mit wissenschaftlichen Regeln jedoch nicht. Insgesamt stoße ich immer wieder auf medizinisch-epidemiologische Veröffentlichungen (ich meine damit explizit nicht experimentelle, die ich nicht beurteilen kann) aus der Harvard Universität, deren Industriefreundlichkeit ins Auge stechen. Beginnend mit der ersten großen Studie dieser Art, der Framingham Studie, die den Grundstein der Cholesterinangst legte, die ich als erfolgreichste Marketingkampagne der Medizingeschichte ansehe. Auch die Ergebnisse der Nurses Health Study werden immer noch dazu missbraucht, politisch genehme Ernährungspositionen als Wissenschaft zu verkleiden, obwohl sie auf bloßer statistischer Spekulation beruhen. Wenn es in der Harvard School of Public Health darum geht, Fremdinteressen als Wissenschaft zu verkleiden, um sie in der Medizin durchzusetzen, dann ist Lauterbach ein Musterschüler.
Und das ist genau der Punkt, warum sie mich damals abgesägt haben: Ich habe nicht in deren Interessenlage gepasst. Wissenschaftlich gesehen war ich ein Überzeugungstäter.
Es kommt nicht von ungefähr, wenn ein Epidemiologe, der wirklich etwas von Wissenschaft versteht, der im Rahmen der Coronakrise inzwischen allgemein bekannte John Ioannidis aus der Stanford Universität, einen großen Teil der wissenschaftlichen Arbeiten sowie fast alle Ernährungsstudien für nicht reproduzierbar hält und sie somit dem wissenschaftlichen Anspruch der Nachprüfbarkeit nicht standhalten. Also auf gut neudeutsch Junkscience sind. Das ist auch meine Erfahrung, und dies habe ich auch in meinen Büchern immer wieder zum Thema gemacht. Solche Veröffentlichungen sind ein echtes Problem für eine Medizin, die den Menschen vor allem nützen und nicht schaden möchte.
Wäre ich damals mit meiner Verfassungsbeschwerde durchgekommen, hätte man – wie verfassungsrechtlich eignetlich sowieso zwingend erforderlich und schon geurteilt – die Promotionsanforderungen gesetzlich festlegen müssen, und damit wäre ein großer Teil der Junk-Doctors schon weggefallen.
Mit der Übernahme der Universitäten durch die Linken ist ein grenzenloser Moral- und Junk-Bereich enstanden.
Aus den Protokollen des Berufungsverfahrens der Universität Köln könnte man sicherlich Genaueres darüber erfahren, warum man einen normativen Essay als Grundlage für eine solch ungewöhnliche Berufung zum Professor akzeptierte. Sehr interessant zu lesen wären beispielsweise die Stellungnahmen der externen Gutachter, von denen es in einem solchen Verfahren mindestens zwei geben sollte. Doch das ist nicht möglich. Die Berufungsunterlagen sind unter Verschluss.
Die Art und Weise, wie Lauterbach mit Quellen und Belegen in seinem Harvard-Essay umgeht, zieht sich wie eine rote Schnur durch sein Wirken. Auch in den von ihm publizierten Büchern ist die Quellenarbeit, da wo ich es geprüft habe, erstaunlich. Ich finde auch hier meist andere Aussagen in den Quellen, als die, wofür er diese benutzt. Wichtige hochwertige Arbeiten, die seinen Thesen widersprechen, grenzt er aus.
Als Experte-für-alles-Mögliche warnt er besonders gerne vor den Gefahren des normalen Lebens. Mal warnt er vorm Grillen, vor Fleisch, vor Zucker, vor Übergewicht, vor Salz, vorm Trinken, aber auch vor Feinstaub, Masern, Sonnenstudios, einfach vor fast allem. Geben Sie einfach mal bei Google ein: Lauterbach warnt. Auch warnte er übrigens davor, dass Deutschland zu viele Krankenhäuser hat. Doch gerade die relativ vielen Krankenhausbetten sind eine Stärke unseres Gesundheitssystems, wie sich nicht nur bei gefährlichen Winterepidemien zeigt. Doch Lauterbach setzt sich schon lange dafür ein, besonders kleine Häuser zu schließen, was übrigens genau im Sinne der großen, privatgeführten Klinikketten ist.
In der Coronakrise warnt Lauterbach natürlich vor Viren und Pandemien, der ersten, zweiten, dritten und vierten Welle, vor Schweden, vor Demonstrationen, Superspreadern und davor, den regulären Schulbetrieb auf keinen Fall vor Ablauf eines Jahres wieder zuzulassen. Belastbare Quellen oder Belege dazu liefert er wie üblich nicht.
Naja, aber das ist doch nun das elementare Handwerkszeug, um in Talkshows zu kommen. Also bitte. Man muss heute schon präsent sein und dem öffentlich-rechtlichen Trash-Talk liefern, was deren Trash-Queens haben wollen.
Ich hoffe diese Ausführungen helfen Ihnen, die aktuellen Coronawarnungen Professor Lauterbachs angemessen einzuordnen. In meinen Augen erscheint Karl Lauterbach wie der Prototyp eines Wissenschaftsfunktionärs, der Studien nicht zum Erkenntnisgewinn nutzt, sondern als Verfügungsmasse missbraucht, um alle möglichen Fremdinteressen in der Medizin durchzusetzen – ob Pharma, Krankenkassen, Privatkliniken oder Parteipolitik.
Ich hatte Lauterbach in Sachen Corona nun eher wie „auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn” eingestuft. Das Problem dürfte aber eher sein, dass der in Fachkreisen wohl komplett unglaubwürdig ist.
Immerhin: Wieder mal ein Beleg dafür, wie verlogen und korrupt das Hochschulwesen ist, und welche dreckige Rolle amerikanische Universitäten in deutscher Politik spielen.