Olympus
Veränderungen im Kameramarkt.
Neulich ging schon die Frage rum, ob Olympus die Kameraproduktion aufgibt. Nicht nur der zusammenbrechende Digitalkameramarkt macht allen schwer zu schaffen, dann kam auch noch die Corona-Krise obendrauf.
Dazu noch das Problem, dass Olympus fest auf das Micro-Four-Thirds-Format gebucht ist, das zwar eigentlich nicht schlecht ist und seine Vorteile hat (nämlich klein, handlich, sehr reisetauglich, offener Standard, inzwischen auch von anderen diversen kleineren Anbietern genutzt, etwa z-cam, Blackmagic Design, irgendwelche Dronenkameras noch), aber halt eben auch seine Nachteile. Weil alles kleiner ist, ist auch die Sensorfläche kleiner, und das geht physikalisch eben zulasten der Bildqualität, Lichtempfindlichkeit, Rauschen und so weiter. Das ist halt immer ein Kompromiss.
Der andere große Hersteller aus dem MFT-Lager, Panasonic, hat sich ja wohlweislich in ein zweites, Vollformat geflüchtet und bietet auch Vollformatkameras für das L-Mount, das L-Bajonett an, das auch Leica und Sigma nutzen. Panasonic macht da ganz tolle Kameras, die aber leider sehr teuer, sehr riesig, sehr schwer sind. Ich hatte sie mal in der Hand. Einerseits toll, aber meines Erachtens nur für Studio und für Profieinsätze geeignet, wo man mit dem Auto hinfährt. Immerhin: Panasonic hat ein zweites Format, Vollformat, und mit Leica einen Premiumpartner für sowas. Ob das zum Überleben reicht, ist eine andere Frage. Olympus hat das nicht, obwohl man ihnen angeboten hatte, beim L-Mount mitzumachen, so eine Art Micro-Four-Thirds für Erwachsene. Wollten sie aber nicht, Olympus wollte stur an M43 festhalten.
Was ich nicht unbedingt ratsam finde. Ich habe zwar auch ein paar M43-Teile, merke aber sowohl deren Vorteile (klein, leicht, reisetauglich), aber eben auch deren Nachteile (Lichtschwach, geringere Auflösung). Wenn ich mir nun die neueste Oberklasse-Olympus in die Hand nehme (was ich schon hatte), dann ist das eine wirklich hervorragende, sehr, sehr gute Kamera – und eine Fehlkonstruktion. Wenn ich nämlich schon so einen großen, schweren, teuren Profibrocken verwende, wie die Olympus, warum soll ich dann so ein Nadelöhr wie ein kleines M43-Objektiv dranbauen und die Qualität künstlich beschränken? Dann bin ich mit einer Nikon im DX-Format oder einer Sony der 6000er-Serie deutlich besser aufgestellt. Und billiger obendrein. Aber nicht viel größer und schwerer.
Man kann kleine Kameras bauen. Mittlere Kameras. Und große Kameras. Alles sinnvoll, hat alles seinen Zweck. Aber große Kameras zu bauen, um dann ein kleines Objektiv dranzuschrauben, das ist nichts. Zum Vergleich: Sigma macht es umgekehrt. Die haben eine ganz winzige Kamera, die an den großen L-Mount-Objektiven kaum größer als ein Objektivdeckel wirkt.
Irgendwie hat Olympus trotz exzellenter Technik kein gutes Händchen, und schon mit ihrer xD Picture Card damals das eigene Abseits erst selbst gebaut. Wie so oft: Exzellente Techniker, lausiges Produktmanagement.
Und einen Finanzskandal hatten sie auch noch.
Nun scheint’s vorbei zu sein.
Es heißt gerade in der Gerüchteküche, mit Verweis auf eine Presseerklärung von Olympus, Olympus habe sein Kamerageschäft an einen Investor verhökert.
Es soll zwar dann unter einem anderen Eigentümer weitergehen, aber nach Hoffnung hört sich das nicht an.
Andererseits: Als Minolta seine Kamerasparte damals an Walkman-Sony verkauft hat, hielten das auch alle für das Ende und einen Witz. Es hat eine Weile gedauert, aber Sony hat einen ziemlichen Brüller draus gemacht, mehr als Minolta selbst hinbekommen hatte.